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Immobilienpreise steigen

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Expertin: Investoren kaufen am liebsten in Deutschland

Im Freistaat wird zu wenig gebaut. Vor allem günstige Mietwohnungen sind Mangelware. Ministerpräsident Söder hat eine neue Wohnungsbau-Offensive versprochen. Die ehemalige Stadtbaurätin Christiane Thalgott engagiert sich für ein neues Bodenrecht.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayern 2-radioWelt: Was halten Sie von den aktuellen Plänen des Ministerpräsidenten - von einer neuen Wohnungsbaugesellschaft und der Förderung des Sozialen Wohnungsbaus?

Prof. Christiane Thalgott, ehemalige Stadtbaurätin: Schön wäre es gewesen, es wäre Herrn Söder früher eingefallen, als 32.000 Wohnungen, die dem Land Bayern gehörten, verkauft worden sind. 2013 sind 32.000 öffentlich geförderte Wohnungen verkauft worden! Die Städte haben sich massiv dagegen gestellt. Die Wohnungen sind an einen privaten Investor gegangen, der nun natürlich aus den ehemals günstigen, mit Steuern finanzierten Wohnungen seinen Profit schlägt. Innerhalb von drei Jahren hat er bereits 50 Prozent mehr Kapital daraus gemacht. Es ist schön, dass Herr Söder lernfähig ist, gewünscht hätte ich mir, er hätte das vor drei Jahren verhindert. Er hätte es verhindern können!

Bayern 2-radioWelt: Ihre "Initiative für ein anderes Bodenrecht" fordert ein völliges Umdenken bei dem Thema Grund und Boden. Was hat das mit dem knappen und teuren Wohnraum zu tun?

Christiane Thalgott: 50 bis 70 Prozent der Kosten einer Wohnung bestehen aus Bodenkosten. Wenn der Bodenpreis steigt, steigen die Mietkosten. Insofern ist die Frage, was Grund und Boden kosten, konstitutiv für die Mietkosten. Wir sind der Meinung, dass es nicht geht, dass Boden weiterhin zu maximalen Preisen am internationalen Immobilienmarkt gehandelt wird. In München sind die Bodenpreise in den letzten Jahren um 36.000 Prozent gestiegen - das hat Alt-OB Vogel ausgerechnet - aber auch deutschlandweit um 1.600 Prozent - und die Einkommen nur um 300 Prozent.

Bayern 2-radioWelt: Ihre Initiative sagt, Boden ist ein Allgemeingut, ähnlich wie Wasser und Luft, das kann nicht dem freien Marktgeschehen überlassen werden. Was genau fordern Sie?

Christiane Thalgott: Wir fordern, dass Boden nicht mehr privatisiert und verkauft wird. Wir fordern Eingriffsmöglichkeiten in vorhandenes Bodenrecht. Zumindest aber, dass man in Zukunft die öffentlichen Hände, und zwar alle - vom Bezirk von Oberbayern bis zum Freistaat und zum Bund - dass alle Boden nicht mehr privatisieren, sondern als Erbbaurecht vergeben, dann bleibt er im Eigentum der öffentlichen Hand.

Bayern 2-radioWelt: Wie wollen Sie das den Kommunen schmackhaft machen?

Christiane Thalgott: Die Stadt München hat es bereits beschlossen und andere Städte auch. Weil den Städten das Wasser schon bis zum Hals steht, wenn sie immer wieder höhere Preise zahlen.

Bayern 2-radioWelt: Trotzdem steigen die Preise.

Christiane Thalgott: Die Preise steigen, und wir müssen alles tun, dass das aufhört. Interessant ist, dass Kalifornien gerade beschlossen hat, dass alle Transaktionen im Bodenrecht mit einer Gebühr belegt werden. Auch dort ist das Thema so virulent wie bei uns. Die Wohnungen sind nicht mehr bezahlbar. Früher war Boden kein Ersatz für Kapital, das ist es aber heute. Wenn ich heute als Chinese oder als Russe oder als Araber ein sicheres Investment haben will, dann kaufe ich ein Grundstück - am liebsten in Deutschland: Wir sind eine sichere Demokratie, wir sind ökonomisch interessant, alle kaufen hier Grundstücke und jeder erhöht die Preise. 12 Prozent Preisanstieg pro Jahr. Das müsste gesetzlich unterbrochen werden.