Blick auf die Elbtower-Baustelle an den Elbrücken.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Marcus Brandt

Symbol für die Schieflage des Immobilien-Imperiums von René Benko: Die Baustelle des Hamburger Elbtowers.

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Benko in der Krise: Insolvenzverwalter Geiwitz als Retter?

Dem österreichischen Immobilienunternehmer René Benko droht das Geld auszugehen. Es ist unklar, ob Benko weitermacht oder die Führung an den bekannten Sanierer und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz abgeben muss.

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Droht dem Unternehmer René Benko die Pleite? Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz stünde bereit. Bekannt wurde der Ulmer Geiwitz durch seine Arbeit beim Konkurs der Drogeriemarktkette Schlecker. Zu seinen spektakulären Fällen gehören auch die fortwährenden Schwierigkeiten bei den Kaufhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof, aus denen René Benko eine erfolgreiche Deutsche Warenhaus AG formen wollte – und damit scheiterte.

Kassensturz: Was ist die Signa noch wert?

Verkauft hat Benko bereits einige Handelsbeteiligungen seiner Signa Holding. Nun geht es ans Eingemachte: an die internationalen Immobilienbeteiligungen und Bauprojekte in mehreren Ländern. Dafür bekam Benko Kredite in Milliardenhöhe bei zahlreichen Banken wie in Österreich, in der Schweiz und vor allem auch in Deutschland. Angeblich prüft Geiwitz bereits, welche Vermögenswerte welchen Schulden (zu denen auch Anleihen zählen) gegenüberstehen. Dafür braucht Geiwitz einen Monat Zeit: So hat es der österreichische Industrielle Hans Peter Haselsteiner gesagt, einer der wichtigsten Geldgeber von Benko.

Machtkampf hinter den Kulissen

Haselsteiners Plan, den wohl auch andere Investoren mittragen würden, ist, dass Benko abtritt und Geiwitz zum "Generalbevollmächtigten" ernannt wird. Doch Benko will anscheinend nicht weichen und versucht den Befreiungsschlag mit einem neuen internationalen Investoren, über den noch nichts bekannt ist. Unklar ist, wie viel frisches Kapital dafür nötig wäre.

Wenn Geiwitz komplett übernimmt, wäre Benko ganz draußen

Dass Benko gegen seine eigenen Investoren wie gegen Haselsteiner kämpft und mit dem Rücken zur Wand steht, hat einen einfachen Grund: Wenn er dem Vorschlag seiner Geldgeber zustimmt und den Sanierungsexperten Geiwitz zum Generalbevollmächtigten ernennt, wäre das der Anfang eines Neuanfangs. Im öffentlich-rechtlichen österreichischen Radiosender Ö1 erklärte Hans Peter Haselsteiner seinen Plan: "Darüber hinaus als weitestgehender Schritt sollte Geiwitz auch alle Stimmrechte übertragen bekommen, die René Benko und / oder seine Stiftungen in der Signa-Holding innehaben."

Wer muss jetzt Geld nachschießen - und was ist mit Benko?

Haselsteiner selbst besitzt 15 Prozent an der Signa Holding GmbH, weitere Anteile gehören – neben René Benko - anderen reichen Finanziers. Zu ihnen zählen Ernst Tanner, der Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli, der Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, der Unternehmer Arthur Eugster und die Unternehmerin Julia Dora Koranyi-Arduini. Diese Investoren sind besonders enttäuscht und haben deshalb einen gemeinsamen Brief unterzeichnet, in dem sie Benkos kompletten Rückzug fordern, einschließlich der Abtretung aller Stimmrechte an Insolvenzverwalter und Sanierer Geiwitz.

Unklar ist, wie ernst die Lage ist. Ob der Konzern Signa Holding ganz, in Teilen oder gar nicht erhalten werden kann, ist offen. Auch dazu hat sich Haselsteiner schon geäußert und behauptet, Benko hätte die Forderungen der Miteigentümer "grundsätzlich positiv beantwortet, und seine Bereitschaft ist evident". Zugleich habe Benko seine Mitgesellschafter zu einem möglichen Beitrag zur Sanierung der Signa-Gruppe aufgefordert. Diese Verhandlungen dauerten noch an.

Der mutmaßliche Milliardär Benko ist lediglich Vorsitzender des Beirates der Signa Holding, aber offensichtlich kein persönlich haftender Gesellschafter, der mit seinem Privateigentum für die Firma einstehen müsste. In einigen Firmenrankings galt Benko bislang als der reichste Österreicher und Signa als sein Lebenswerk. Wie es mit dem Privatvermögen jenseits der Firmenholding aussieht und ob Benko etwas zur Sanierung beitragen kann und will, lässt sich nur schwer einschätzen.

Was wird aus den Bauprojekten?

Andere Mitgesellschafter wie der deutsche Multimilliardär Klaus-Michael Kühne mit Wohnsitz in der Schweiz halten sich in der aktuellen Krise bislang eher bedeckt. Kühne investierte gemeinsam mit Benko rund 700 Millionen Euro in ein Hochhausprojekt mit Gewerbeimmobilien in Berlin. Außerdem wird Kühne Interesse an Benkos Hamburger Elbtower nachgesagt, an dem zurzeit nicht weitergebaut wird.

Aus einer möglichen Insolvenzmasse von Signa könnte Kühne den Tower möglicherweise billig herauskaufen und anschließend fertig bauen, das traut man ihm zu. Es heißt, er wolle seiner Heimatstadt Hamburg, wo er lange Zeit auch Großsponsor des Fußball-Clubs HSV war, damit erneut einen Gefallen tun. Sein eigentliches Interesse galt zuletzt aber dem Hamburger Hafen selbst, an dem Kühne sich gern beteiligt hätte.

Ein anderer spektakulärer Fall ist der Alexanderplatz in Berlin, wo neben einem Galeria Kaufhaus ein Bürokomplex mit Hochhaus neu entstehen soll. Die Commerz Real, ein Immobilienfonds der Commerzbank, kaufte die Immobilie komplett von Benko auf und treibt nun auch die Fertigstellung mit neuen Partnern voran. Es sei deshalb bei diesem Bau zu keinen Verzögerungen gekommen, teilte Commerz Real mit.

Wie werthaltig sind die Immobilien für Kredite?

Ganz anders stellt sich die Situation für geschätzte 80 europäische Banken dar, die Benko für seine Bauvorhaben viele Milliarden Euro an Krediten gegeben haben. Dafür erhielten sie in der Regel wohl auch Immobilien als Sicherheiten. Wie werthaltig diese Sicherheiten sind, und wie viele Kredite nun abgeschrieben werden müssen, das beschäftigt die Finanzwelt. Die Europäische Zentralbank bat Anfang des Jahres bereits die Banken – unter ausdrücklicher Nennung des Namens – ihre Kreditengagements bei der Signa Holding zu überprüfen. Es sollte dort nicht zu einem sogenannten "Klumpenrisiko" kommen, weil zu viele Geschäfte mit einem Partner gemacht wurden.

Riesenausfall bei Schweizer Bankhaus Julius Bär noch nicht bestätigt

Seit dem Kauf der Schweizer Warenhauskette Globus zählt René Benko zu den besten Kunden der Privatbank Julius Bär. Mit der Zeit soll er dort Kredite in einem Gesamtwert von 600 Millionen Euro erhalten haben, berichtet das Online-Wirtschaftsportal "Business Insider" unter Berufung auf Bankenkreise. Julius Bär äußert sich bislang nicht zu dem spektakulären Einzelfall, der in der Züricher Zentrale für "größte Aufregung" und zahlreichen Krisensitzungen geführt haben soll. Alle Benko-Kredite sollen in Zürich bereits als "Default" geführt werden (was für Kreditausfall steht) und komplett abgeschrieben sein, so "Business Insider". Ein ähnliches Schicksal droht möglicherweise auch den zahlreichen Privatanlegern, die von Benkos Firmen Anleihen gekauft haben.

In Deutschland stellt sich zum wiederholten Mal die Frage nach Hypothekenbanken und den Landesbanken der Sparkassen Finanzgruppe, die in der Vergangenheit schon von zahlreichen Finanzskandalen betroffen waren. Aus Bankenkreisen heißt es, dass zumindest die Hessisch-Thüringische Landesbank (Helaba) und auch die Bayerische Landesbank (BayernLB) zu Benkos Kreditgebern gehören sollen. Wesentliche Beteiligungen und Finanzierungen für die Signa Holding soll es auch in der deutschen Versicherungswirtschaft geben, etwa bei der Signal Iduna und der R+V Versicherung. In Österreich soll vor allem die Raiffeisen-Gruppe zu den Hauptgeldgebern von Benkos Signa Gruppe gehören.

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