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Torwart Manuel Neuer (l) aus Deutschland und Joshua Kimmich gehen nach dem WM-Aus über den Platz.

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WM-Nachwehen für den FC Bayern München

Die Nationalspieler des FC Bayern starten mit einem gehörigen Handicap in die Saison. Nach dem WM-Aus sind sie regelrecht "traumatisiert", erklärt Mentalcoach Steffen Kirchner. Sein Rat: erst mal Urlaub!

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Thomas Müller rannen die Tränen übers Gesicht. So hatte man ihn noch nie gesehen. Jérôme Boateng verbarg seine Augen hinter dunklen Sonnenbrillengläsern. Manuel Neuer und Mats Hummels rangen nach Worten. Von Joshua Kimmich, Niklas Süle und Sebastian Rudy hörte man so gut wie gar nichts mehr. Damit nicht genug: Auch der von Schalke 04 eingekaufte Leon Goretzka gehört zu den WM-Gebeutelten DFB-Aktiven des FC Bayern München. Dazu gesellt sich Robert Lewandowski, der ebenfalls bereits nach der Vorrunde heimreisen musste. Dazu kommt, dass sich die Münchner auch nicht Trost durch die Erinnerung an ein zuvor gewonnenes Double oder Triple holen können. Denkbar schlechte Voraussetzungen für den neuen Münchner Trainer Niko Kovac, der am Montag sein Amt antritt.

"Distanz nach dem Trauma"

Mentalcoach Steffen Kirchner erklärt, was in den Bayernspielern vorgeht. "Das ist ja im Endeffekt eine mentale Traumatisierung tatsächlich, es ist also eine mentale und emotionale Verletzung. Ich brauche erst mal Zeit, das heißt ich brauche Distanz, ich brauche Ruhe". Der 37-Jährige zählt zu den anerkanntesten Mentaltrainern Deutschlands. Er arbeitet viel mit Spitzensportlern.

"Nichts wie weg!"

Sein Rat lautet: Jetzt heißt es, diesen sportlichen Tiefschlag zu verarbeiten. "Das heißt: Am besten wäre es, jetzt wirklich sofort komplett abzuschalten und einzutauchen in eine neue Welt, in Urlaub zu fahren. Zumindest diesen Vorteil haben die Ausgeschiedenen in der Tat: Sie haben eine längere Freizeit", sagt Kirchner.

Vorbeugung wäre ratsam

Der Mentalexperte ergänzt aber auch, dass das Kind bereits im Vorfeld in den Brunnen gefallen sei: "Es gibt auch eine mentale Prophylaxe. Und ich glaube, dass viele Dinge nicht passiert wären in der Form, in der wir es jetzt gesehen haben. Wenn in den Monaten, vielleicht sogar Jahren davor, eine mentale Prophylaxe für diese Situation stattgefunden hätte. Denn in dem Moment wo man Russland war, war es schon zu spät."

Hoffnung auf einen WM-Coup der drei verbliebenen Münchner

Vielleicht können sich die Münchner aber ja noch an ihren Mannschaftskollegen aufbauen, die im WM-Turnier verblieben sind: Corentin Tolisso (Frankreich), James Rodriguez (Kolumbien) und Thiago Alcantara (Spanien), die allesamt im Achtelfinale stehen. Hätte sich der Kolumbianer nicht ausgerechnet schon verletzt. Bleibt also nur die Hoffnung, dass die anderen WM-Aktiven am Ende gesund heimkehren. Vielleicht ja sogar mit einem Titel. Aber nicht, dass dann bei den enttronten Weltmeistern noch der Neid aufkommt. Sonst geht auch das am Ende noch nach Hinten los.