Noch immer in den falschen Trikots: FC Bayern-Wunschspieler Harry Kane und Kyle Walker
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Noch immer in den falschen Trikots: FC Bayern-Wunschspieler Harry Kane und Kyle Walker

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Kane und Walker: Der FC Bayern fernab der eigenen Komfortzone

Für gewöhnlich stehen beim FC Bayern die wichtigsten Verpflichtungen schon vor Beginn des Transferfensters fest. Doch aktuell sind die größten Planstellen der Münchner offen. Für Harry Kane und Kyle Walker geht man voll ins Risiko.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Am Mittwoch bestritt der FC Bayern München das erste richtige Testspiel der Saisonvorbereitung. Ausgerechnet gegen Manchester City - also den Gegner, der im vergangenen Jahr die Münchner aus der Champions League schoss und endgültig in eine Krise stürzte. Auch bei diesem Vorbereitungsspiel in Tokio gewann das Team von Pep Guardiola. Hungrig und ehrgeizig wirkten die Bayern-Spieler in den ersten 45 Minuten. Und doch sah man, dass diese Mannschaft unvollständig ist, nicht ansatzweise in der Verfassung, um die großen Ziele der Münchner zu erreichen.

Im Angriff des FC Bayern klafft ein Loch

Klar, es fehlten auch verletzte Spieler wie Thomas Müller, Raphael Guerreiro, Eric-Maxim Choupo-Moting und Matthijs de Ligt. Und auch der neue Innenverteidiger Min-jae Kim musste sein Debüt wegen seines Trainingsrückstands verschieben. Doch viel schwerer wog die fehlende Anspielstation im Sturmzentrum. Serge Gnabry versuchte zwar, mit Laufwegen und Zweikämpfen die ihm auferlegte Aushilfsrolle auszufüllen. Doch auch mit neuem blond-gefärbten Schopf konnte er nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort im Münchner Angriff noch immer der alte Serge Gnabry stand, der nun mal kein echter "Neuner" ist.

Wer in den letzten Wochen und Monaten kein Eremiten-Leben geführt hat, wird mitbekommen haben, dass der amtierende deutsche Meister gerne Harry Kane genau dort stehen hätte, um das klaffende Loch, das der Abgang von Robert Lewandowski gerissen hat, zu stopfen. Doch Kane spielte fast zeitgleich in Singapur, trug das Trikot von Tottenham Hotspur und erzielte beim 5:1-Sieg gegen die Lion City Sailors einen Treffer - obwohl er ungewohnt phlegmatisch wirkte. Dass er sich gedanklich in das Nationalstadion Tokios und das rote Trikot träumte, liegt als Ursache für den Auftritt relativ nahe.

Poltern, lächeln, warten - Verhandlungstricks der Münchner sind erschöpft

Doch trotz wochenlanger Verhandlungen, trotz schmunzelnder Andeutungen von Thomas Tuchel und polternder Vorstöße von Uli Hoeneß, trotz zaghaften Nachziehens von Herbert Hainer: Harry Kane ist ein Spieler von Tottenham - und es gibt derzeit nicht allzu viele Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich das ganz schnell ändern könnte. Denn Tottenham sträubt sich weiterhin, seinen Star zu verkaufen.

Etwas einfacher dürften die Verhandlungen mit dem anderen Wunschspieler Kyle Walker (Manchester City) laufen. Doch hier ist es der Rechtsverteidiger, der noch nicht restlos überzeugt zu sein scheint. Für den dritten Schlüsseltransfer - Tuchels großer Wunsch ist ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler - scheint noch nicht mal ein geeigneter Kandidat gefunden zu sein.

Der FC Bayern ist Planungssicherheit gewohnt

Freilich, offiziell hat der FC Bayern noch Zeit. Am 1. September um 18 Uhr müssen spätestens alle Papiere unterschrieben und eingereicht sein. Und doch wird es für die Münchner langsam kritisch. Der Verein ist es nicht gewohnt, seine Transfers so spät einzutüten - schon gar nicht, wenn es um elementare Bausteine für das Teamgefüge geht. Von Robert Lewandowski über Mats Hummels bis hin zu Dayot Upamecano, Sadio Mané und Benjamin Pavard: Die meisten FC Bayern-Transfers, die als wichtige Eckpfeiler für die Zukunft galten, wurden an einem Datum offiziell: 1. Juli. Also genau dann, wenn das Transferfenster öffnet - heißt übersetzt: Es war alles schon lange unter Dach und Fach.

Die wenigen Ausreißer Leroy Sané (15. Juli) und Matthijs de Ligt (19. Juli) waren zumindest rechtzeitig zur Vorbereitungs-Reise unter Vertrag. Planungssicherheit hatte für den FC Bayern stets oberste Priorität. Nun steht in zwei Wochen das erste Pflichtspiel der Saison an und im Kader des FC Bayern klaffen noch immer tiefe Lücken. Mit Planungssicherheit hat das nur noch wenig zu tun.

Im Video: Tuchel nach der Testspielpleite gegen Manchester City über einen neuen Stürmer

Münchens Trainer Thomas Tuchel gibt ein Interview.
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Thomas Tuchel

Für Kane und Walker geht der FC Bayern voll ins Risiko

Für Kane, Walker und einen möglichen Mittelfeldspieler geht der FC Bayern voll ins Risiko. Sollte es sich auszahlen und am Ende wirklich Star-Stürmer Kane auf Torjagd gehen, Walker die rechte Seite auf- und abflitzen und ein ominöser "Sechser" den Raum vor der Abwehr dicht machen - die Verantwortlichen würden mit Schulterklopfen und einer gehörigen Portion Erleichterung aus diesem Sommer gehen.

Doch was passiert, wenn einer der Transfers nicht klappt? Das Horrorszenario wäre das Platzen des Kane-Transfers. Würde Walker nicht kommen, hätte man noch immer Noussair Mazraoui und einen unzufriedenen, weil wechselwilligen Benjamin Pavard auf der Position. Nicht schön für die Teamchemie, aber sportlich alles andere als eine Katastrophe. Auch einen fehlenden "Sechser" könnte selbst Tuchel mindestens eine Saisonhälfte lang ertragen. Doch noch eine Saison ohne Mittelstürmer von Top-Format? Es wäre ein krachendes Scheitern.

In den Stürmer-Markt kommt langsam Bewegung

Und genau das ist es, was den Münchnern droht, sollten die Bemühungen um Kane ins Leere laufen. Zwar befindet sich der internationale Top-Stürmermarkt derzeit in einer Schockstarre, unter anderem weil alle auf die Dominosteine Kane und den abwanderungswilligen Kylian Mbappé schauen. Doch mittlerweile kommt auch abseits dieser beiden größten Namen Bewegung in den Markt.

Bei Niclas Füllkrug etwa wird zeitnah eine Entscheidung erwartet. Bei Victor Oshimen laufen wohl Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung und nebenbei Saudi-Angebote ein. Manchester United soll eine konkrete Offerte für Rasmus Højlund in Richtung Bergamo geschickt haben, Dušan Vlahović (Juventus Turin) ist als möglicher Mbappé -Nachfolger im Gespräch. Und auch bei Kolo Muani bringen sich laut Berichten einige Vereine in Stellung, um die besten Karten zu haben, sollte Eintracht Frankfurt doch Gesprächsbereitschaft signalisieren.

Würde mit dem Kane-Deal auch der Champions League-Traum platzen?

Wenn der Kane-Deal platzt, steht der FC Bayern vor einem Scherbenhaufen. Man müsste schnell tätig werden, viel Geld in die Hand nehmen, um andere Vereine auszustechen und einen anderen Stürmer zu überzeugen, dass man auch als zweite Wahl nach München kommen sollte - oder die Fehler aus der Vergangenheit wiederholen und mit Eric-Maxim Choupo-Moting und einem 18-jährigen Mathys Tel, den Tuchel nicht mal im Testspiel gegen Manchester City in die Startelf stellen wollte, in die Saison gehen.

Ein solches Team würde wohl kaum zu den Topfavoriten auf den Champions League-Titel zählen - ganz im Gegensatz zu Manchester City, wo Guardiola sich den Luxus leistete, Erling Haaland in den ersten 45 Minuten auf der Bank zu lassen. Er hat in Julian Àlvarez ja schließlich einen zweiten Top-Mittelstürmer im Team.

Dieser Artikel ist erstmals am 27. Juli 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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