Viagogo sieht sich nur als Vermittlungsplattform.
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Heimspiele des FC Bayern sind quasi immer ausverkauft. Verzweifelte Fans landen deshalb häufig beim Zweitmarkt-Anbieter Viagogo.

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FC Bayern vs. Viagogo: Wer darf Fußball-Tickets verkaufen?

Tickets für ein Heimspiel des FC Bayern zu ergattern, ist nicht einfach. Die Arena in München ist quasi immer ausverkauft. Verzweifelte Fans landen deshalb häufig beim Zweitmarkt-Anbieter Viagogo. Dem würde der FCB gerne einen Riegel vorschieben.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Wer nach dem aufregenden Viertelfinal-Hinspiel des FC Bayern in der Champions League bei Arsenal London (2:2) gerne spontan zum Rückspiel in München am kommenden Mittwoch möchte, der braucht entweder großes Glück oder aber einen dicken Geldbeutel.

Bei einer Google-Suche erscheint als eine der ersten Optionen die virtuelle Ticketbörse Viagogo. Mit zwei Klicks landet man bei einer offiziell anmutenden Stadionansicht, auf der man seine Plätze auswählen kann. Die günstigen Tickets beginnen bei rund 260 Euro, die teuersten kosten über 1.400 Euro.

Beim Vergleich mit der offiziellen Preisliste des Veranstalters, also dem FC Bayern, fällt auf: Eigentlich kostet das teuerste Ticket für Spiele im Europapokal 150 Euro. Dem Fußballklub sind die hohen Preise auf dem Zweitmarkt ein Dorn im Auge. Vor Gericht erklärt er, warum sich die Ticketpreise, die er vorgibt, nicht an Angebot und Nachfrage orientieren.

FCB vs. Viagogo: Mündliche Verhandlung in München

Am Mittwochvormittag hat am Landgericht München der Prozess des FC Bayern gegen die E-Ticketbörse Viagogo begonnen. Er wirft Viagogo vor, nicht nur als Plattform zu agieren, auf der Fans ihre Karten weiterverkaufen können, sondern selbst Karten von Erstkäufern zu erwerben, um sie dann zu einem höheren Preis weiterzuverkaufen. Das sei laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Rekordmeisters nicht erlaubt. Fans, die so Tickets erworben haben, könnte der Einlass zum Stadion verwehrt werden.

Darauf weise Viagogo seine Kunden allerdings nicht hin, so der Vorwurf. Außerdem verkaufe der Anbieter Tickets teilweise bereits vor dem offiziellen Vorverkauf. Das sei wettbewerbswidrig, findet der Rekordmeister. Konkret geht es um Ticketverkäufe zu mehreren Spielen in der Saison 2021/22.

FC Bayern will "soziale Preisstruktur"

Im BR-Interview begründet der Anwalt Josias Schreyer, der den FC Bayern vertritt, das Vorgehen des Klubs unter anderem mit Sicherheitsaspekten. Um die Sicherheit des Publikums zu gewährleisten, müsse der FCB wissen, wer im Stadion ist. Bei Karten, die Käufer über Viagogo erworben haben, sei dies nicht nachzuvollziehen. So könne Bayern München beispielsweise nicht seiner Pflicht nachkommen, Stadionverbote durchzusetzen.

Außerdem sei es dem FC Bayern ein Anliegen, die "soziale Preisstruktur" aufrechtzuerhalten, die er etabliert habe, so Schreyer weiter. "Es geht darum, dass einfach Fans aus allen Gesellschaftsschichten ins Stadion gehen können."

Immer wieder Streit um Ticketverkauf

Viagogo weist die Vorwürfe zurück. So seien beispielsweise Ticketangebote auf der Plattform vor offiziellem Verkaufsstart dadurch zu erklären, dass diese durch Sponsoren oder hochrangige Vereinsmitglieder verteilt würden. Sogenannte "Leerverkäufe", also Angebote für Tickets, die der Verkäufer erst nach dem Verkauf selbst einkauft, würden durch die AGB von Viagogo ausgeschlossen. Auf BR-Anfrage wollte sich der Vertreter des Schweizer Unternehmens nicht äußern.

Der FC Bayern München hat bereits mehrere Prozesse gegen Ticket-Zweithändler geführt und gewonnen, gegen Viagogo 2022 allerdings auch schon einen Prozess vor dem Oberlandesgericht im Berufungsverfahren verloren. Die Urteilsverkündung für das jetzige Verfahren hat das Münchner Landgericht für den 19. Juli angesetzt.

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