Chaostage bei Twitter: Top-Manager gehen und Musk warnt
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Twitter droht ins Chaos abzurutschen.

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Twitter-Chaos: Top-Manager gehen und Musk droht mit Konkurs

Twitter droht ins Chaos abzurutschen. Führende Mitarbeitende haben am Donnerstag gekündigt. Elon Musk teilte den Angestellten mit, das Unternehmen könne im nächsten Jahr bankrott sein. Und: Jesus und Donald Trump haben ein Twitter-Konto eröffnet.

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Der Kurznachrichtendienst läuft Gefahr, nach zwei Wochen unter der Führung von Elon Musk, ins Chaos abzurutschen. Bei einem Mitarbeitertreffen am Donnerstag erklärte Neu-Eigentümer Musk, dass ein Konkurs im nächsten Jahr möglich sei, wenn das Unternehmen nicht anfange, mehr Geld zu verdienen. Sein jüngster Verkauf von Aktien des Elektroauto-Herstellers Tesla im Wert von vier Milliarden Dollar sei zur Rettung von Twitter nötig gewesen.

Schuldenberg und Entlassungen

Zur Finanzierung der Übernahme hatte Musk dem sozialen Netzwerk einen Kredit von 13 Milliarden Dollar aufgebürdet. Die jährliche Zinslast soll nach Medienberichten 1,2 Milliarden Dollar betragen. Erst vergangene Woche hatte Musk gut die Hälfte der 7.500 Angestellten entlassen. Einige davon wurde aber wenige Stunden später wieder angestellt, nachdem man offenbar festgestellt hatte, dass sie für den Betrieb der Plattform nötig sind.

Musk: Mitarbeitende sollen sich auf 80-Stunden-Wochen einstellen

Der 51-Jährige forderte laut Augenzeugen, die Mitarbeitenden auf, sich auf 80-Stunden Wochen einzustellen. Vergünstigungen wie kostenloses Essen seien gestrichen. Außerdem sei es ab sofort verboten, von zu Hause zu arbeiten. "Wer nicht ins Büro kommen will, kann gerne kündigen", sagte er laut einer Person, die bei der Versammlung dabei war.

Das am Mittwoch in den USA gestartete Abo-Modell "Twitter Blue" müsse schnell Erfolge liefern, so Musk, da sich viele Werbetreibende von der Plattform zurückgezogen hätten. Bislang hat das soziale Netzwerk gut 90 Prozent seiner Erlöse mit Werbung verdient.

Ex-Mitarbeitende: Typischer Führungsstil von Musk

Musks Drohungen sind den Angestellten von Tesla offenbar vertraut. US-Medien zitieren demnach ehemalige Mitarbeitende, die sagen, diese Art gehöre zu Musks Führungsstil. Er wolle damit die Beschäftigten motivieren.

Pannenstart von "Twitter Blue"

Der Start von "Twitter Blue" verlief alles andere als reibungslos: Bisher wurde das Verifikations-Häkchen nach einer Prüfung Prominenten, Politikern und Unternehmen zugestanden. Beim neuen System bekommen die User nach Zahlung von 8 Dollar pro Monat das Häkchen. Eine Überprüfung der Identität findet nicht statt. Ob es sich um ein gekauftes Häkchen handelt oder um einen verifizierten Account, lässt sich erst mit einem Klick darauf feststellen.

"Echte" Fake-Accounts

Nur wenige Stunden nach Einführung tauchten dann die ersten "echt" aussehenden Fake-Accounts auf: Jesus, Basketball-Star LeBron James oder Ex-US-Präsident Donald Trump waren darunter. Weniger scherzhaft war ein gefälschter Account des Pharma-Unternehmens Eli Lilly. Der hatte verkündet, Insulin werde ab sofort kostenlos vertrieben. Eli Lilly entschuldigte sich daraufhin bei den Twitter-Nutzern.

Top-Manager verlassen Twitter

Unterdessen haben am Donnerstag vier wichtige Mitarbeiter aus der Führungsriege um Musk das Unternehmen verlassen: Yoel Roth war für das Herausfiltern anstößiger Inhalte zuständig. Noch am Mittwoch hatte er gemeinsam mit Musk an einer Diskussionsrunde auf "Twitter Spaces" teilgenommen und das neue Abo-Modell angepriesen. Außerdem sind der stellvertretende Vertriebsleiter Robin Wheeler, der Datenschutzbeauftragte Damien Kieran und die Leiterin der Abteilung Compliance, Marianne Fogarty, von ihren Posten zurückgetreten.

Handelsbehörde FTC äußert sich besorgt

Die Kündigungen, insbesondere von Roth, haben zu einer eher seltenen Warnung der US-Handelsbehörde FTC geführt, die sich als oberste Aufsichtsbehörde für die Tech-Unternehmen im Silicon Valley etabliert hat. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen brachte die Behörde ihre Besorgnis über die chaotischen Entwicklungen bei dem Unternehmen zum Ausdruck. Man verfolge die Entwicklungen mit großer Sorge und sei bereit, Maßnahmen zu ergreifen.

Drei der zurückgetretenen Manager sind Teil eines firmeninternen Datenschutz-Aufsichtsgremiums. Es war auf Druck der FTC eingerichtet worden, nachdem es bei Twitter immer wieder zu Datenschutzverstößen gekommen war.

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