Jeremy Fragrance
Bildrechte: picture alliance / SVEN SIMON | Julian Meusel

Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance steht nach Fotos mit Rechtsextremen in der Kritik

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Nach Fotos mit Rechtsextremen: Aufruhr um Jeremy Fragrance

Mit kuriosen Videos hat der Parfüm-Influencer bei seinen jungen Fans Kultstatus erlangt. Doch immer öfter postet er auch religiöse Botschaften - und sucht jetzt wohl die Nähe zur Neuen Rechten.

Erfolgreich sein, oder zumindest so zu wirken, ist seine Marke: Seit Jahren posiert der Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance in den sozialen Medien, stets im weißen Anzug, bespricht Männerdüfte, macht einarmige Liegestütze, redet über Geld und Luxus. In der "Gen Z" ist der gebürtige Oldenburger, mit bürgerlichem Namen Daniel Schütz, Kult, gilt mit seiner kuriosen und provokanten Art als lebendiges Meme. Seine millionenfache Online-Reichweite konnte Fragrance in lukrative Werbedeals, Auftritte im Reality-TV und eine eigene Dokuserie verwandeln. Doch damit könnte jetzt fürs Erste Schluss sein.

Wirbel nach Fotos auf Trump-Gala

Der Grund: Seit dem Wochenende kursieren Fotos des Social-Media-Stars mit führenden Figuren der rechtsextremen Szene. Zu sehen ist Fragrance etwa mit David Bendel, Herausgeber der rechtspopulistischen Zeitung "Deutschland-Kurier" und ehemaliger Vorsitzender des inzwischen aufgelösten AfD-nahen "Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten". Ein anderes Bild zeigt Fragrance lächelnd gemeinsam mit Alexander Kleine, einem führenden Kopf der "Identitären Bewegung", die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wird. Auf dem Bild hält Jeremy Fragrance einen Aufkleber von Kleines Medienagentur in die Kamera und verlinkte diese auch auf Instagram. Auch mit dem österreichischen Rechtspopulisten Gerald Grosz ließ sich der Parfüm-Blogger ablichten.

Entstanden waren die Bilder auf einer Gala des "New York Young Republican Club", einer rechtskonservativen Jugendorganisation der Republikanischen Partei. Hauptredner des Abends war Donald Trump, Tickets für das Event kosteten laut Medienberichten 699 Euro.

Mehrere Geschäftspartner kündigen Zusammenarbeit

Die Reaktion auf die Bilder ließ nicht lange auf sich warten. Der Streamingdienst Sky kündigte an, eine Dokuserie mit Fragrance offline zu nehmen. Auch der Heel-Buchverlag, bei dem Fragrance eine Autobiografie veröffentlicht hatte, beendet die Zusammenarbeit mit dem Influencer. Discounter Aldi Nord, für den Jeremy Fragrance Anfang des Jahres in einem Werbespot zu sehen war, hatte sich bereits im Mai von dem Influencer distanziert, nachdem dieser mit sexistischen Äußerungen Schlagzeilen gemacht hatte.

Gegenüber dem "Business Insider" distanzierte sich Fragrance nicht von den Bildern. Lediglich zu dem Foto mit Gerald Grosz gab er an, nicht gewusst zu haben, mit wem er für die Kameras posiere. Er mache aber grundsätzlich Fotos mit Leuten, die ihm sympathisch seien. Von den Bildern mit Kleine und Bendel distanzierte sich der Influencer nicht.

Parfüm-Influencer mit Nähe zu evangelikalen Christen

Die Bilder sind vermutlich kein Zufall. Fragrance macht keinen Hehl aus seinen Sympathien für Donald Trump und postet immer wieder auch religiöse Botschaften auf seiner Instagram-Seite mit 1,2 Millionen Followern. Beobachter sagen ihm eine Nähe zum Evangelikalen Christentum nach. Die religiösen Insta-Posts von Fragrance erfuhren in verschiedenen evangelikalen Zeitungen positive Resonanz.

Während Fragrance keinen Anlass sah, sich von den Bildern mit Kleine und Bendel zu distanzieren, postete er am heutigen Dienstagmittag auf Instagram ein Foto mit einem Schild mit der Aufschrift "CDU" und den Worten "CHRISTLICH Demokratisch, ich stehe Für Jesus Christus und somit am Ehesten Für Die CDU aufgrund des Namens." Ob hinter den Postings tatsächliche christliche Überzeugungen stehen oder es sich um eine raffinierte Strategie des Social-Media-Profis handelt, ist unklar.

AfD feiert Fotos als "metapolitischen Erfolg"

Medienberichten zufolge feierte der Büroleiter des thüringischen AfD-Vorsitzenden Björn Höcke den Auftritt des Influencers auf der Trump-Gala als "metapolitischen Erfolg" – und löschte den X-Post später. Metapolitik ist innerhalb der extremen Neuen Rechten eine Strategie des Kulturkampfes. Im Kern geht es darum, eigene Zielvorstellungen in den gesellschaftlichen Diskurs einsickern zu lassen, um ihn nach rechts zu verschieben. Dazu gehört der sogenannte "Infokrieg" in den sozialen Medien ebenso wie die Positionierung prominenter Persönlichkeiten in Sinne der eigenen Ideologie.