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Gülle in hohem Bogen - Fake oder Fakt?

Gülle spritzt in einer breiten Fontäne auf den Acker - filmreif, aber nicht ganz realistisch? Auf Facebook ist darüber ein Streit entbrannt. Von Gudrun Riedl

Auf BR24 Facebook ging es eigentlich um die hohe Nitratbelastung auf Bayerns Feldern. Im Bild: Ein Gülle-Wagen mit dem sogenannten "Prallteller", aus dem es munter aufs Feld spritzt. User Franz Ameres kritisiert: Allein mit der Bildauswahl wolle BR24 die Diskussion anheizen - gegen die Bauern.

"Hallo BR24. Warum zeigt die Presse und auch Ihr in diesem Beitrag immer ein Bild, wo die Gülle mit einer veralteten und nicht mehr erlaubten Technik gezeigt wird. Dieses Bild enspricht nicht der Realität wie inzwischen Gülle ausgebracht wird. Warum zeigen Sie keine bodennahe Ausbringtechnik? Die ist umweltschonend, geruchsneutral und wird schon zum grössten Teil eingesetzt. Ihr verwendetes Bild soll auf alle Fälle schon mal die Stimmung zum Thema aufheizen und beeinflussen." User Franz Ameres auf Facebook BR24

Es gibt aber auch Gegenstimmen. So schreibt Fritzi Fritz: "Also bei uns ist das ein gewohnter Anblick, von wegen darf nicht mehr verwendet werden.." Und auch Herta Heiler postet:

"Die neue Technik der Ausbringung haben nur die großen Landwirte. Ich sehe bei uns im Dorf nur diese auf dem Bild gezeigten Gülle-Fässer. Erst vorgestern mit dem abgebildeten Gerät. Und ich kenne den Landwirt, weil es mein Nachbar ist. Und der Maschinenring kostet Geld oder nicht?? Denn der verschenkt auch nichts." Facebook-Nutzerin Herta Heiler

Stimmt: "Prallteller" sind definitiv verboten

Zunächst: Franz Ameres hat in einem Recht - das Ausbringen von Dünger mit solchen Pralltellern, die nach oben abstrahlen, ist seit 2010 verboten. Es gab dann allerdings eine Übergangsregelung. Seit 1.1.2016 ist aber definitiv Schluss - vorausgesetzt die Bäuerinnen und Bauern halten sich an die neuen Regeln, die den Landwirten eine ganze Reihe von Veränderungen abverlangen.

Nun sind - idealerweise - Traktoren unterwegs, die sogenannte Schleppschläuche oder Schleppschuhe ziehen: Nichts spritzt mehr, die Gülle wird am und teils auch im Boden verteilt. Zum Teil werden vor die Schläuche auch Schaufeln gespannt, die den Boden aufschlitzen und ein noch tieferes Ausbringen der Gülle erlauben.

Wer oder was lässt die Gülle dann immer noch auf die Felder spritzen?

Andere Verfahren mit nach unten (!) abstrahlender Technik und der "Schwanenhals" sind nach wie vor erlaubt! Zum Teil spritzt es da auch noch. BR-Agrarexpertin Christine Schneider ("Unser Land") weiß: Der leicht erhobene "Schwanenhals" ist bei vielen Landwirten in Bayern noch im Einsatz - aus wirtschaftlichen Gründen:

"Bodennahe Gülleausbringung im Schlitzverfahren, mit Schleppschlauch oder Schleppschuh kann sich nicht jeder leisten". Christine Schneider, BR-Agrarexpertin

Also haben in der Diskussion auf Facebook beide Seiten Recht. Nur: Unser Bild war in der Tat falsch.

"Da ist definitiv ein Prallteller zu sehen, wie er jetzt nicht mehr eingesetzt werden darf." Norbert Bleisteiner, Landmaschinenschule Triesdorf

Gülle darf heuer übrigens auf Ackerland noch bis zum 1. Oktober ausgebracht werden, auf Grünland bis zum 1. November.

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