Emblem des Rollenspiels "Baldurs Gate 3" auf einem Smartphone
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Emblem des Rollenspiels "Baldurs Gate 3" auf einem Smartphone

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"Game-Oscar" für "Baldur's Gate 3" in starkem Spielejahrgang

Nach der Corona-Flaute gilt das Jahr 2023 unter Gamern als sehr guter Jahrgang. Das wurde jetzt auch bei der Verleihung der "Game-Oscars", den Game Awards 2023 in Los Angeles deutlich. Game of the Year (GOTY) wurde das Rollenspiel "Baldur‘s Gate 3".

Während der Corona-Epidemie mussten viele Gaming-Studios ihre internen Abläufe anders strukturieren, die Spiele-Produktion verzögerte sich. Das hatte zur Folge, dass viele Spiele später erschienen. Dadurch kamen in einer Art Nachholeffekt 2023 viele lang erwartete Games mit hohem Produktionsaufwand auf den Markt.

GOTY für "Baldur‘s Gate 3"

Bei der "Oscar-Verleihung" der Spielebranche, den Games Awards in Los Angeles wurden diese Woche die besten Spiele des Jahres ausgezeichnet. Der Gewinner des Abends war das Rollenspiel "Baldur‘s Gate 3" das in insgesamt sechs Kategorien, darunter bestes Spiel des Jahres (GOTY, Game Of The Year), bestes Rollenspiel (Best RPG) und bestes Spiel in der Publikumskategorie (Players' Voice) ausgezeichnet wurde. Gleich dahinter räumte auch das Horror-Adventure "Alan Wake 2" drei Auszeichnungen ab, darunter für die beste Erzählung (Best Narration) und das beste Game-Design (Best Art Direction) .

"Starfield", "Diablo IV" oder "Spider Man 2" gehen leer aus

Wie stark das Spielejahr 2023 war, zeigt auch die Tatsache, dass Spiele wie das mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte "Starfield", das hoch gehandelte "Diablo IV" oder das Marvel-Abenteuer "Spider Man 2" dieses Jahr leer ausgingen. Und für den GOTY waren immerhin Games-Schwergewichte wie das Action-Adventure "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom", das Horror-Spektakel "Resident Evil 4" oder das Jump-and-Run-Geschicklichkeitsspiel "Super Mario Bros. Wonder" nominiert.

Viele Fortsetzungen und Spiele mit langer Tradition

Was aber auch deutlich wurde: Viele der Preisträger, außer in den Indie-Kategorien, sind Fortsetzungen und haben eine lange Vorgeschichte. "Alan Wake 2" zum Beispiel erschien wegen Rechte-Problemen 13 Jahre nach dem Vorgänger, übernimmt viel von der Spielweise, baut auf der Geschichte des Vorgängers auf und erzählt sie weiter. Vor allem der Umgang mit Licht und Schatten und die innovativ erzählte Geschichte aus zwei Perspektiven begeisterte dieses Jahr nicht nur die Fans von Horrorspielen.

"Baldur‘s Gate 3" setzt Maßstäbe bei RPG

Auch "Baldur‘s Gate 3" steht in einer langen Tradition, die bis ins Jahr 1998 zurückreicht. Baldur‘s Gate ist der Name einer Stadt im fiktiven Land Faerûn, das in einem Mittelalter-Fantasy-Universum angesiedelt ist. Dort leben neben Menschen auch andere Spezies, die an Tolkins Fantasy-Romane erinnern - wie Elfen, Zwerge oder Halblinge. Im Gegensatz zu "Alan Wake 2" nimmt "Baldur‘s Gate 3" aber kaum Bezug auf seine Vorgänger, sondern erzählt eine ganz eigene, neue Geschichte.

Pen-and-Paper-Rollenspiel auf dem Computer

Bei der Spielweise stellt sich das Spiel ganz bewusst in die Tradition der Pen-and-Paper-Rollenspiele, bei denen viele Ereignisse durch Würfeln entschieden oder beeinflusst werden. Auch dass eine Gruppe von Abenteurern mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften das Spiel bestreitet, geht auf diese Tradition zurück.

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Klempner Super Mario und sein Bruder Luigi

Best Family-Award für Super Mario

Das brachte "Baldur‘s Gate 3" bei den Games Awards übrigens auch den Sieg in der Kategorie Bestes Multiplayer Spiel (Best Multiplayer) immerhin gegen Konkurrenten wie das Action-Rollenspiel "Diablo IV" und das Jump-and-Run "Super Mario Bros. Wonder". Auch diese beiden Spiele stehen in einer sehr langen Gaming-Tradition. Das Geschicklichkeitsspiel, bei dem man Super Mario, den Klempner mit der roten Schiebermütze oder einen seiner Freunde durch variantenreiche und detailverliebte knuffig-quietschbunte Levels steuern kann, wurde aber immerhin mit dem Award für das beste Familien-Spiel (Best Family) ausgezeichnet.

Pikmin holen sich den Strategie-Award

Auch in der in Deutschland sehr beliebten Kategorie Beste Simulationen / beste Strategiespiele (Best Sim / Strategy) setzte sich mit "Pikmin 4" ein Spiel durch, dessen erster Teil schon 2001 erschienen ist. Die kleinen Pikmins, Fantasie-Wesen, die sowohl Pflanze als auch Tier sind, haben unterschiedliche Eigenschaften. Die bilden die Grundlage für die strategische Lösung diverser Probleme.

"Pikmin 4" setzte sich in der Strategie-Kategorie für einige überraschend gegen "Cities: Skylines 2" durch. Die Simulation, bei der man äußerst detailliert seine eigene Stadt aufbaut und organisiert, hatte aber nach dem Release größere Performance-Probleme, was "Pikmin 4" möglicherweise zum Sieg verholfen hat.

"Final Fantasy VII - Rebirth" ist das meist erwartete Spiel 2024

Bei all den Spielen mit langer Tradition, die bei den diesjährigen Games Awards ausgezeichnet wurden, überrascht es dann auch nicht wirklich, dass mit "Final Fantasy VII - Rebirth" erneut ein Spiel mit einer großen Tradition den Award für das meist erwartete Spiel 2024 (Most Anticipated Game) erhielt. Der diesjährigen Final Fantasy-Ableger "Final Fantasy 16" heimste bei den Awards 2023 den Preis für die Beste-Musik-Untermalung (Best Score and Musik) in einem Spiel ein. Das Game war neben "Starfield" mit einem riesigen Weltraum-Universum natürlich auch für den Award als bestes Rollenspiel (Best RPG) nominiert. Den Preis aber erhielt "Baldur‘s Gate 3".

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Spielszene aus "Cyberpunk 2077" mit Keanu Reeves

"Cyberpunk 2077": Award für die beste Erweiterung

Die Tradition von Games ist das eine, aber auch die Lebenszyclen von großen Spielen werden länger. Bestehende Spiele werden mittels teilweise kostenpflichtiger Erweiterungen ausgebaut, neue Geschichte und Abenteuer für eine bestehende Welt entwickelt. So wurde für den Sieger in der Kategorie Weiterentwicklung von Spielen (Best Ongoing), das futuritische Action-Adventure "Cyperpunk 2077", das vor drei Jahren erschienen ist, mit der Erweiterung "Phantom Liberty" ein ganzer neuer Stadtteil und ein kompletes U-Bahn-System in die Stadt "Night City" eingebaut, in der sich der Held des Spiels namens "V" bewegt.

Hohe Produktionskosten treiben Studios in die Markentreue

Dass so viele der teuren AAA-Spiele inzwischen einer Traditionsmarke entstammen liegt auch an den Produktionskosten. Das Budget für die Entwicklung eines Spiels wie "Baldur‘s Gate 3" liegt in der Größenordnung eines Hollywood-Blockbusters. Da schrecken viele Studios vor Neuentwicklungen, wie es zum Beispiel Cyberpunkt 2077 vor drei Jahren war, zurück und setzen auf Marken, die sich bereits bei den Gamern bewährt haben.

"Baldur‘s Gate 3": Kleines Studio geht eigenen Weg

Das besondere an Baldur‘s Gate ist, dass der belgische Entwickler und Publisher Larian, der das Spiel entwickelte, ein vergleichsweise kleines Unternehmen ist. Vorteil: Der Chef des Studios, Swen Vincke, ist gleichzeitig auch der leitende Entwickler von "Baldur‘s Gate 3". Dadurch kann er direkten Einfluss auf die Ausgestaltung des Spiel nehmen und hat zum Beispiel auf einen in anderen Spielen inzwischen fast üblichen, bei Gamern aber nicht gerade beliebten In-Game-Shop verzichten. Andere, große Publisher versuchen mit diesen In-Game-Verkäufen selbst bei Vollpreis-Titel den Erlös zu steigern.

Entwicklerstudio Larian ging hohes Risiko

Entsprechend groß ist aber auch das Risiko, das Larian mit so einem Titel eingeht: Ein Misserfolg bei einer Investition in der Größenordnung könnte das Ende des Studios bedeuten. Im Fall von "Baldur‘s Gate 3" hat sich das Risiko aber offenbar ausgezahlt: Anfang August sprach das Studio von mehr als 2,5 Millionen verkaufter Exemplare.

11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.