Das Münchner Studio Lesser Evil bittet um Unterstützung: Bis Anfang April sollen per Crowdfunding-Kampagne 25.000 Euro zusammenkommen, um das Spieleprojekt "Death From Above" (deutsch: "Tod von oben") noch in diesem Jahr fertigzustellen.
Während dieses Crowdfunding Geld vorerst noch in die Entwicklung des Computerspiels fließen wird, sollen ab Verkaufsstart 30 Prozent der Verkaufserlöse ("der Umsaätze", betont Lesser Evil) an die ukrainischen Organisationen "Come Back Alive" und "Army Of Drones" gehen – sobald die Produktionskosten gedeckt sind, sogar 70 Prozent, versprechen die Entwickler. Was übrig bleibt wird darauf verwendet, das Spiel weiterzuentwickeln und so noch mehr (Spenden-)Einnahmen zu generieren.
Politische Computerspiele sind eine Seltenheit
In "Death From Above" steuert der Spieler eine Drohne im Ukrainekrieg, mit der feindliche Panzer, Gebäude und Soldaten ausgeschaltet werden sollen, wertvolles Material gesichert und Funktürme eingenommen: Ein blau-gelber Drohnenkrieger gegen viele Invasoren mit dem großen weißen "Z" auf der Uniform.
Screenshot aus dem Spiel "Death From Above"
Dass ein Computerspiel einen laufenden Krieg zum Szenario macht, ist höchst ungewöhnlich. Kriegsspiele bedienen sich üblicherweise an historischen Weltkriegsschauplätzen ("Call of Duty") oder gänzlich fiktiven Konflikten ("Spec Ops: The Line"). Ähnlich ist es mit dezidiert politisch gemeinten Spielen anderer Genres, wie etwa "Papers, Please", "This War of Mine" oder "Disco Elysium". Wenig überraschend sorgt "Death From Above" schon jetzt für kritische Stimmen aus der Gamesbranche.
Spielemacher wollen der Ukraine helfen
Hendrik Lesser, Chef des neu gegründeten Spielestudios Lesser Evil Publishing, nimmt diese Kontroverse bewusst in Kauf. "Computerspiele sind ein politisches und soziales Medium, dafür sollten wir uns niemals entschuldigen", heißt es auf seiner Website.
Der Münchner und sein finnisches Entwicklerteam wollen der Ukraine jetzt helfen, "wenn sie die Hilfe am meisten benötigt" und besteht darauf: "Games sollten das Recht haben egal was für ein Thema zu beackern, warum sollten wir das nicht dürfen? Wären wir ein Buch, wären wir ein Film, eine Serie, niemand – nein, eine große Mehrheit würde sich nicht aufregen."
Das Lesser mit diesem Games-Projekt gleich mehrere Risiken eingeht, ist ihm bewusst, erzählt er. Nicht nur ein finanzielles, berufliches Risiko: "In gewisser Weise, und darüber habe ich auch nachgedacht, gehe ich das Risiko ein, auf der Straße von einem Verrückten erschossen zu werden", sagt der Unternehmer.
Dass es sich bei "Death From Above" bei aller politischen Haltung eben doch um ein Spiel handelt, zeigt die Sache mit den Waschmaschinen: Die stehen im Spiel wohl augenzwinkernd für die Angewohnheit der russischen Invasoren, zu plündern, was nicht niet- und nagelfest ist.
Erste Veröffentlichung schon bald
Noch im Frühjahr soll "Death From Above" für Windows-PCs in einer ersten "Early Access"-Version verfügbar sein. Das Geld aus der laufenden Crowdfunding-Aktion fließt in zusätzliche Grafik- und Sound-Inhalte wie englische, ukrainische und russische Sprachaufnahmen. Hendrik Lesser schreibt dazu: "Es wird ein ganz schöner Ritt, um das zu einem Erfolg werden zu lassen, aber wir bleiben standhaft."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!