Illustration eines ukrainischen Soldaten, der eine Kampfdrohne fernsteuert.
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Während in der Ukraine noch Krieg ist, will "Death From Above" das Szenario als Spiel umsetzen. Ein ungewöhnlicher Vorgang in der Gamesbranche.

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Kritik an Computerspiel zum Ukraine Krieg

Ein Kriegsspiel, das einen laufenden Konflikt thematisiert. Der Münchner Games-Publisher Hendrik Lesser lässt darin ukrainische Drohnen gegen russische Panzer fliegen. Dafür gibt es Kritik.

"Death From Above", zu deutsch etwa "Tod, der von oben kommt", so heißt die Kriegsspiel-Simulation des finnischen Entwicklerstudios Rockodile, das beim eigens dafür gegründeten Münchner Publisher Lesser Evil erscheint. Seit Ende Mai ist das Spiel als Early-Access-Version erhältlich, es wird also noch zur Vollversion weiterentwickelt. Der Spieler übernimmt darin die Rolle eines ukrainischen Drohnenpiloten, der mithilfe seines ferngesteuerten Fluggeräts russische Invasionstruppen angreift.

Politische Computerspiele sind eine Seltenheit

Dass ein Computerspiel einen laufenden Krieg zum Szenario macht, ist höchst ungewöhnlich. Kriegsspiele bedienen sich üblicherweise an historischen Weltkriegsschauplätzen ("Call of Duty") oder gänzlich fiktiven Konflikten ("Spec Ops: The Line").

Ähnlich ist es mit dezidiert politisch gemeinten Spielen anderer Genres, wie etwa "Papers, Please", "This War of Mine" oder "Disco Elysium".

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Screenshot aus dem Spiel "Death From Above"

"Death From Above: Echt jetzt?"

Wenig überraschend sorgt "Death From Above" für kritische Stimmen. Die Chefredakteurin des Branchenmagazins Gameswelt, Petra Fröhlich, findet, dass "Kulturschaffende konkrete, zumal anhaltende Kriege, Konflikte und Katastrophen nicht zum Gegenstand ihrer kommerziellen Produkte machen sollten. Niemals." Ein “Highscore-Ballerspiel” werde dem Ernst der Lage nicht gerecht und habe ein "Gschmäckle".

Dem stimmt der Kieler Psychologe Benjamin Strobel im Gespräch mit Deutsche Welle zu. Er mahnt an, bei einem Projekt wie "Death From Above" vermische sich politischer Aktivismus mit wirtschaftlichen Interessen.

"Lesser Evil“ verteidigt sich

Die öffentliche Kontroverse nimmt Hendrik Lesser, Chef des neu gegründeten Spielestudios Lesser Evil Publishing, bewusst in Kauf. "Computerspiele sind ein politisches und soziales Medium, dafür sollten wir uns niemals entschuldigen", heißt es auf seiner Website. "Games sollten das Recht haben, egal was für ein Thema zu beackern, warum sollten wir das nicht dürfen? Wären wir ein Buch, wären wir ein Film, eine Serie, niemand – nein, eine große Mehrheit würde sich nicht aufregen."

Lesser verweist auch darauf, dass ein Teil der Einnahmen durch das Computerspiel an zwei ukrainische Hilfsorganisationen gespendet würden, die "den ukrainischen Streitkräften gewaltfreie Unterstützung anbieten".

Disclaimer: Die Redaktion bedankt sich für die Kritik an der ursprünglichen Fassung des Artikels. Wir haben ihn noch mal komplett überarbeitet und die Problematik in den Vordergrund des Berichts gerückt.

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