1-Euro-Münze auf einer Computerplatine
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Die EU-Kommission hat Vorschläge zur Einführung eines digitalen Euro gemacht.

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Das müssen Sie über den digitalen Euro wissen

Bezahlen ohne Bargeld wird immer selbstverständlicher, an virtuellen Währungen wird weltweit getüftelt. Nun macht Europa den nächsten Schritt: Die EU-Kommission hat die Pläne für den digitalen Euro präsentiert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Weltweit arbeiten mehr als 110 Staaten an der Entwicklung eines digitalen Zentralbankgelds (Central Bank Digital Currencies, kurz: CBDC). Auch in der Europäischen Union gibt es schon länger Überlegungen, einen digitalen Euro einzuführen. Nun hat die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag vorgestellt. Das müssen Sie zum digitalen Euro wissen.

Was ist der digitale Euro überhaupt?

Der digitale Euro ist eine virtuelle Form des Euro. Ein digitaler Euro wäre genauso viel wert wie ein Euro in Münzen. Wie beim Euro-Bargeld würde es sich auch beim digitalen Euro um Zentralbankgeld handeln. Er wäre genauso wie das Euro-Bargeld ein gesetzliches Zahlungsmittel, jedes Geschäft müsste ihn also akzeptieren. Ausnahmen soll es nur für sehr kleine Händler geben, die keine digitalen Zahlungen akzeptieren wollen.

Warum will die EU einen digitalen Euro einführen?

Weil immer mehr Menschen digital zahlen: schon lange mit der Girokarte oder der Kreditkarte, aber immer häufiger auch mit dem Smartphone oder der Smartwatch. Umgekehrt geht die Bargeldnutzung zurück, nach Angaben der EU-Kommission um 20 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. In Schweden, Finnland oder den Niederlanden etwa zahlt kaum noch jemand bar. Außerdem will die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem digitalen Euro eine Alternative schaffen zu Zahlungsdienstleistern aus den USA wie PayPal, Apple Pay oder Mastercard, die einen Großteil der digitalen Zahlungen abwickeln.

Wie würde man an den digitalen Euro kommen?

Die Europäische Zentralbank würde den digitalen Euro an Geschäftsbanken ausgeben. Dort können Kunden eines oder mehrere Konten für digitale Euro eröffnen - vermutlich bis zu einer bestimmten Obergrenze, die aber noch nicht festgelegt ist.

Wie würde das Bezahlen mit dem digitalen Euro funktionieren?

Mit dem digitalen Euro soll man sowohl online als auch offline bezahlen können. Bei Online-Überweisungen mit digitalem Euro gäbe es keine großen Unterschiede zum herkömmlichen Online-Banking. Auch mobile Online-Überweisungen wären möglich, etwa über eine Digital Euro App, die die EZB anbieten könnte.

Den digitalen Euro würde man in einer digitalen Geldbörse, einer sogenannten Wallet, aufbewahren. Wallets gibt es sowohl in Online-Varianten (zum Beispiel als Smartphone App) als auch in Offline-Varianten, so genannte Hardware-Wallets.

Da der digitale Euro als Alternative zum Bargeld gedacht ist, ist für Nutzer, die auf Anonymität Wert legen, vor allem die Offline-Variante interessant. Zahlungen mit digitalen Euro sollen auch funktionieren, wenn Käufer und Verkäufer sich in unmittelbarer Nähe befinden. Wie diese Offline-Nutzung technisch umgesetzt werden soll, ist noch offen. Die EU-Kommission schreibt dazu, dass "Offline-Zahlungen in Euro "peer-to-peer" validiert werden sollen: Zahler und Zahlungsempfänger würden direkt überprüfen, ob der Wert-Transfer zwischen ihnen tatsächlich stattgefunden hat.

Die Offline-Bezahlfunktion ist nicht nur aus Gründen der Privatsphäre interessant, sondern auch in Gegenden nützlich, wo es keine zuverlässige Internet-Verbindung gibt.

Welchen Nutzen hätte ein digitaler Euro für die Bürger?

Der digitale Euro wäre eine weitere Bezahlmöglichkeit. Sein Hauptvorteil könnte die größere Anonymität sein, ähnlich wie beim Bargeld. Wenn jemand seinen Einkauf über PayPal bezahlt, dann weiß dieser Zahlungsdienstleister, was die Person gekauft hat. Die Offline-Variante des digitalen Euro würde anonymes Bezahlen ermöglichen: Weder die eigene Bank noch die EZB könnten die Zahlung nachvollziehen.

Der digitale Euro könnte vor allem Online-Zahlungen im Euro-Raum vereinfachen. Kreditkarten werden nicht überall akzeptiert, manche Händler bieten Kartenzahlung erst ab einem Mindestumsatz an. Umgekehrt lassen sich manche Leistungen nur per Kreditkarte bezahlen. Der digitale Euro müsste überall akzeptiert werden.

Und schließlich könnte der digitale Euro eine Konkurrenz zu Zahlungsanbietern wie PayPal oder Klarna sein, die für ihre Dienste Gebühren von den Händlern verlangen, die diese wiederum auf die Preise für ihre Produkte aufschlagen. Verbraucherschützer hoffen, dass die Einführung eines digitalen Euro zu sinkenden Zahlungsgebühren sinken könnten.

Wäre der digitaler Euro auch ein Anlageobjekt?

Nein, genau das soll er nicht sein. Man soll keine Zinsen auf seine Einlagen in digitalen Euro erhalten können.

Wird das Bargeld abgeschafft?

Nein. Die Euro-Währungshüter haben immer wieder betont, dass ein digitaler Euro nur eine Ergänzung zu Scheinen und Münzen wäre und nicht das Bargeld ersetzen soll. "Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern so lange Banknoten zur Verfügung stellen, wie es eine Nachfrage danach gibt", bekräftigte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta jüngst in einem Interview.

Welche Kritik gibt es am digitalen Euro?

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht die Arbeiten an einem digitalen Euro mit Skepsis. In einer Ende Mai veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) stimmten drei Viertel (76 Prozent) der 1.008 Befragten der Aussage mit "sehr" beziehungsweise "eher" zu, dass ein digitaler Euro nicht notwendig sei, weil die vorhandenen Zahlungsmöglichkeiten vollkommen ausreichten.

“Es gibt derzeit keine offensichtliche Lücke, die ein digitaler Euro im normalen Zahlungsverkehr schließen müsste", meint auch der CSU-Europaparlamentarier Markus Ferber. "Wenn die Menschen den Mehrwert einer digitalen Währung nicht sehen, wird der digitale Euro ein Akzeptanzproblem haben." Weder EZB noch Europäische Kommission hätten bisher plausibel erklären können, worin der konkrete Mehrwert des digitalen Euros für die Bürger bestehe.

Patrick Breyer, Europaabgeordneter der Piratenpartei, kritisierte, "dass spurenlose Zahlungen in digitalem Euro online ganz unmöglich sein und offline auf eine unbekannte und wechselnde Höhe begrenzt werden".

Wann könnte der digitale Euro denn kommen?

Das wird noch ein paar Jahre dauern. Die EU-Staaten und das EU-Parlament müssen den Kommissionsvorschlägen noch zustimmen. Änderungen sind daher wahrscheinlich. Es obliegt aber der Europäischen Zentralbank (EZB) zu entscheiden, ob und wann sie einen digitalen Euro in Umlauf bringen will und wie er dann exakt ausgestaltet sein soll.

Im Oktober dieses Jahres will der EZB-Rat entscheiden, ob eine Vorbereitungsphase zur Entwicklung und Erprobung des digitalen Euros eingeleitet werden soll. Die EU-Kommission geht davon aus, dass ein digitaler Euro frühestens im Jahr 2028 in Umlauf gebracht werden könnte.

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