Screenshot eines Posts bei X, der durch eine Community Note ergänzt wurde.
Bildrechte: Screenshot: X.com

Und Wale sind doch Säugetiere: Eine Community Note bei Twitter stellt Falrschbehauptungen wie diese richtig – in der Theorie.

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Community Notes bei X: Wenn man Nutzer Fakten schaffen lässt

Eine Netz-Community, die sich gegenseitig faktencheckt und das auch noch ehrenamtlich? Kann das funktionieren? Beim Kurznachrichtendienst "X" läuft mit den sogenannten "Community Notes" dazu ein spannender Selbstversuch. Eine Zwischenbilanz.

Kurz nach der Übernahme durch Elon Musk und noch vor der Umbenennung zu X entließ der neue Twitter-Eigentümer mehr als drei Viertel der Belegschaft. Darunter waren viele Content-Moderatoren, die Hate Speech und Fake News von der Plattform fernhalten sollten. Die schiere Flut an Falschinformationen seither hat die EU im Oktober zu einem Ermittlungsverfahren veranlasst.

Community Notes sollen es richten

Geblieben sind die sogenannten Community Notes, auf deutsch kollektive Anmerkungen genannt: Die sollen "zu einer besser informierten Welt beitragen, indem Nutzern auf X die Möglichkeit gegeben wird, potenziell irreführenden Posts Kontext hinzuzufügen", so steht es dort im Hilfe-Center. Wer also glaubt, dass ein Post Falschinformationen verbreitet, kann das anmerken und weiterführende Informationen dazu schreiben oder verlinken.

Wird so eine Anmerkung dann von genügend anderen Nutzern als hilfreich markiert, wird sie öffentlich und zusammen mit dem Post angezeigt. Weil dafür mehrere User übereinstimmen und zusammenarbeiten müssen, sollen Community Notes besonders objektiv und transparent sein. Das Prinzip der Community Notes wurde ursprünglich Anfang 2021 unter dem Namen Birdwatch eingeführt.

Wahrheitsfindung wird outgesourcet

Die Wahrheitsfindung wird damit effektiv gecrowdsourcet. Dass Community Notes allein ein wirksames Mittel gegen Falschinformation und deren Verbreitung sein können, hat eine Studie erst kürzlich widerlegt: Menschen sind schlicht zu langsam, um viral gehende Posts gegebenenfalls richtigzustellen. Elon Musk hingegen pries die Ende November nochmals überarbeitete Community-Notes-Funktion mit den Worten, die Öffentlichkeit werde erkennen, dass X “die beste Wahrheitsquelle” im Internet sei.

Wie gut Community Notes in einzelnen Fällen aber dennoch funktionieren können, zeigte sich einige Tage später: Musk kommentierte auf X die Verhaftung des US-Youtubers Gonzalo Lira durch ukrainische Behörden, der sich dort pro-russisch und damit gesetzeswidrig geäußert hatte. Als die Community erfolgreich eine entsprechende Anmerkung dazu verfasste, unterstellte Musk die Einmischung staatlicher Akteure.

Chef Elon Musk ist selbst kein Fan von Fakten

Schließlich wurde auch dieser Post durch eine Anmerkung ergänzt, die besagt: “Ersteller von kollektiven Anmerkungen müssen gewisse Kriterien erfüllen, um Manipulation vorzubeugen.” Musk solle sich, mit anderen Worten, also nicht über seine selbst aufgestellten Regeln beschweren.

Musk in Top30 der meist-korrigierten Nutzer auf X

Auf der inoffziellen Rangliste der X-Nutzer mit den meisten Community Notes belegt Musk mit gerade einmal 60 Anmerkungen derzeit den 27. Platz, während andere mehr als das Vierfache davon aufweisen. Zu den Spitzenreitern gehört beispielsweise der rechte US-Influencer Jackson Hinkle, der vor allem mit anti-ukrainischen und anti-israelischen Posts auffällt, von denen viele Falschinformationen enthalten.

Ende Oktober hat X angekündigt, Posts, die durch Community Notes korrigiert worden sind, von der Monetarisierung auszuschließen. Die Hoffnung: Fake News sollen sich nicht mehr lohnen.

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