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Kein Linux mehr in München

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Bund der Steuerzahler rügt IT-Experiment in München

Es war ein mutiges Prestigeprojekt: Vor 14 Jahren gab die Stadt München dem freien Betriebssystem Linux eine Chance. Mittlerweile allerdings spricht der Bund der Steuerzahler von einer „folgenschweren Fehlentscheidung“. Von Christian Schiffer

Sogar seinen Skiurlaub hatte der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer unterbrochen, um den Oberbürgermeister Christian Ude doch noch in einem persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, weiterhin auf die Produkte seines Unternehmens zu setzen. Doch auch das half nichts und so bahnte damals vor 14 Jahren der Stadtrats den Weg für die Umstellung der Verwaltung auf Open-Source-Software. Die Vorteile lagen auf der Hand: München musste keine Lizenzabgaben mehr an Microsoft zahlen, zudem war der Imagegewinn beträchtlich. Microsoft galt zu dieser Zeit als übermächtiger Monopolist, der permanent im Verdacht stand, seine Marktmacht auszunutzen, um der Konkurrenz zu schaden.

Rolle rückwärts

Mittlerweile gilt die Umstellung auf freie Software, zumindest in der Stadtspitze, als Fehler. Vor allem die mangelnde Kompatibilität mit anderen Betriebssystemen sei ein Problem. So müsse man beispielsweise permanent Dokumente in andere Formate umwandeln, um sie öffnen zu können. In Zukunft soll deswegen wieder Word, Excel, Powerpoint und Co. zum Einsatz kommen.

Linux hat München auch Geld gespart

Der Bund der Steuerzahler bezeichnet in seinem aktuellen Schwarzbuch die Umstellung auf Linux als „folgenschwere Fehlentscheidung“, die den Steuerzahler rund 19 Millionen Euro gekostet habe, zudem kämen nun weitere Kosten auf die Stadt zu, um die Verwaltung wieder auf kommerzielle Software auszurichten. Allerdings ist die Sichtweise des Bundes der Steuerzahler nicht unumstritten. Denn die Stadt München hat mit der Umstellung auf Linux über Jahre auch Millionenbeträge eingespart.

Digitale Fehlschläge in der Verwaltung

Der vermeintliche Linux-Fehlschlag der Stadt München ist Teil eines neuen Kapitels im Schwarzbuch, das sich dezidiert Missmanagement in der digitalen Verwaltung widmet. Darunter fällt auch das Desaster rund um die elektronische Gesundheitskarte. 2,2 Milliarden Euro soll das umstrittene Projekt bislang verschlungen haben. Trotzdem kann die Karte immer noch immer nicht richtig genutzt werden.