Skyline einer Stadt, im Hintergrund Computercode, rechts der Schriftzug "System Hacked"
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Zu den häufigsten Schadprogrammen gehört die Ransomware, mit denen Cyberkriminelle Software-Systeme verschlüsseln. (Symbolbild)

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40 Jahre Computervirus: Vom Uni-Experiment zur weltweiten Plage

Der Computervirus wird 40. "Geboren" wurde er in einer amerikanischen Universität. Welche Arten von Malware es gibt, wer sie einsetzt und wie sich Nutzerinnen und Nutzer gegen Schadsoftware schützen können.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wenn sich der Computer merkwürdig verhält, sehr lahm ist oder einfach nichts mehr geht, sind das Anzeichen dafür, dass man sich vielleicht einen Virus eingefangen hat. Computerviren gibt es seit 40 Jahren.

Erster Virus wurde an einer US-Uni demonstriert

Am 10. November 1983 zeigte der damalige Informatik-Student Fred Cohen in einem Seminar an der Lehigh-Universität in Pennsylvania, USA den ersten Computervirus. "Dieser Virus funktionierte so ähnlich wie modernere Computerviren auch: Er hängte sich an den Programmcode anderer Programme an", sagt Christopher Kunz, promovierter Informatiker und IT-Sicherheitsexperte vom Online-Dienst Heise Security dem BR.

Viren verbreiten sich dadurch, dass die jeweils infizierte Datei innerhalb von Netzwerken, Servern oder E-Mails geteilt und von weiteren Nutzern angeklickt wird - das gleiche Prinzip wie bei einem biologischen Virus. 1984 prägte Cohen in seiner Dissertation dann den Begriff "Computervirus".

Würmer, Trojaner, Ransomware

Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer neue Typen an Schadprogrammen hinzu. Neben den Viren zählen Würmer, Trojaner und Ransomware zu bekanntesten Malwares.

  • Ein Computerwurm ist ein eigenständiges Schadprogramm, das sich selbst vervielfältigt und über Netzwerke verbreitet, um Computer zu infizieren und oft Schäden anzurichten.
  • Ein Trojaner tarnt sich als harmlose Anwendung, um Nutzer dazu zu verleiten, es zu installieren, tatsächlich dient ein Trojaner aber dazu, Schaden anzurichten. Sie können Dateien, Programme und ganze Rechner-Systeme infiltrieren, manipulieren, löschen oder sperren.
  • Ransomware ist eine Art von Schadsoftware, die die Daten auf dem Computer eines Nutzers verschlüsselt und eine Zahlung fordert, um die Daten wieder freizugeben. Das Lösegeld wird häufig in Form von Kryptowährungen verlangt. Angriffe mit Ransomware sind laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik die gefährlichste Angriffsart.

Milliardengeschäft Cybercrime

In den Anfangsjahren der Personal Computer waren Viren & Co. eher eine Fingerübung von Leuten, die beweisen wollten, wozu sie technisch in der Lage sind. Heute sind es vor allem Kriminelle, die Schadsoftware einsetzen, um sich damit zu bereichern.

"Cybercrime und Ransomware ist eine Milliardenindustrie", sagt Kunz im BR-Interview. Es gebe einige Dutzend Gruppen, teilweise Einzeltäter, teilweise organisierte Gruppen, die in großem industriellen Stil Firmen erpressten, indem sie die Daten entweder verschlüsseln oder kopieren und mit Veröffentlichung drohen, vor allem in Russland. "Da werden teilweise Millionenbeträge gefordert, denn die Kriminellen informieren sich in der Regel vorher relativ genau durch Handelsregisterauszüge oder Bilanzzahlen, was sich die Firmen leisten können, die sie da erpressen wollen", sagt der IT-Experte.

Staaten setzen Spähsoftware ein

Malware wird aber nicht nur von Kriminellen verwendet, sondern auch von Staaten, vor allem im Bereich der Spähsoftware. Einige Staaten, darunter Polen, Ungarn und Spanien, setzen Spähsoftware des israelischen Herstellers NSO ein. Als offizieller Grund wird meistens Verbrechensbekämpfung genannt. Allerdings gibt es auch immer wieder Vorwürfe, dass autoritäre Staaten Spähsoftware einsetzen, um Dissidenten, politische Gegner, Aktivisten oder Journalisten zu überwachen und zu unterdrücken.

Auch Deutschland setzt sogenannte Staatstrojaner ein: Seit 2021 dürfen alle deutschen Geheimdienste die Kommunikation über WhatsApp und andere verschlüsselte Messenger-Dienste mitlesen - sogar präventiv. Zuvor war die Verwendung von Staatstrojanern auf schwerste Straftaten beschränkt.

250.000 neue Malware-Varianten - pro Tag

Die Zahl der Schadprogramme hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das BSI spricht in seinem jüngsten Jahresbericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland von täglich rund 250.000 neuen Varianten von Malware und 21.000 infizierten Systemen.

Ein Fünftel der Internetnutzenden in Deutschland wurde in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Computerviren und anderen Schadprogrammen, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab. Und das, obwohl Virenschutzprogramme inzwischen zum Standard gehören. 9 von 10 (89 Prozent) derjenigen, die einen privaten Computer nutzen, haben entsprechende Schutz-Software installiert.

Drei Tipps, wie man sich vor Schadsoftware schützen kann

Wer sich heute vor Computerviren und anderer Schadsoftware schützen will, sollte zumindest diese drei Tipps beherzigen:

  1. Virenschutz nutzen: Mindestens den Virenschutz des Betriebssystems nutzen und aktivieren oder aktiviert lassen. Die Programme werden regelmäßig mit neuen Informationen versorgt, sodass sie Schadprogramme erkennen können, die sich auf dem Computer einnisten wollen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe spezieller Virenschutzprogramme mit jeweils eigenen Schwerpunkten.
  2. Vorsicht bei E-Mails und Anhängen: Das Internet und vor allem die E-Mail sind Verbreitungsweg Nummer eins für Schadsoftware. Dabei können die meisten Schadprogramme nur dann aktiviert werden, wenn die Nutzerinnen und Nutzer unwissentlich die Software ausführen. Wichtigste Regel ist daher: Nicht auf Anhänge von E-Mails klicken, wenn man nicht genau weiß, worum es sich handelt – auch wenn die Datei auf den ersten Blick harmlos wirkt.
  3. Betriebssystem und Software aktuell halten: Wenn für das Betriebssystem oder einzelne Programme Updates bereitgestellt werden, sollten diese so schnell wie möglich installiert werden – das kann man in den Systemeinstellungen automatisch erlauben. Mit Updates stellen Hersteller meist nicht nur neue Programmfunktionen zur Verfügung, sondern schließen vor allem aufgedeckte Sicherheitslücken.

Eine absolute Sicherheit gibt es aber nicht und wird es auch nie geben. "Sicherheit ist ein Prozess und kein Produkt", sagt Christopher Kunz von Heise Security. "Das ist ein konstanter Weiterentwicklungsprozess sowohl für die Angreifer, die versuchen, den Verteidigern einen Schritt voraus zu sein, als auch eben für die Verteidiger, die irgendwie versuchen müssen, in diesem Wettrüsten mitzuhalten."

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