Serie "Breaking Even": Jenny (Sinje Irslinger) und Nora Shaheen (Lorna Ishema)
Bildrechte: ZDF und Philipp Rathmer

Auf unterschiedlichen Seiten: Aktivistin Jenny (Sinje Irslinger) und Anwältin Nora (Lorna Ishema).

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ZDF-Serie "Breaking Even": Gut ausgeleuchtete deutsche Abgründe

"Breaking Even" heißt die neue Serie der Macher*innen von u.a. "Bad Banks" und "Hindafing": Die ZDFneo-Serie erzählt die Geschichte einer zwielichtigen deutschen Unternehmerfamilie mit ungezwungen diversem Cast – leider aber auch mit einem Problem.

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Eine Familie sitzt beim Abendessen, die erwachsenen Kinder ziehen sich gegenseitig auf – es wird Wein nachgeschenkt. An sich nix besonderes. Diese Szene haben wir im deutschen Primetime-Fernsehen schon dutzendfach gesehen. Aber so beiläufig kommt sie in dieser Konstellation nicht so oft vor: Denn Familie Shaheen ist Schwarz – und die Gastgeberin des Familienessens eine erfolgreiche Anwältin.

Nora Shaheen (Lorna Ishema) arbeitet in der Rechtsabteilung vom Automobilkonzern Lindemann, wo gerade das selbstfahrende Modell "Lind1" entwickelt wird. Es soll die deutsche Autobranche auf den Kopf stellen. Doch bei einer Testfahrt kommt es zu einem tödlichen Unfall. Nora soll verhindern, dass der an die Öffentlichkeit gerät und das Unternehmen ruiniert. Und das ist nur eines der Probleme, die Firmenchef Benedikt Lindemann (Justus von Dohnányi) unter Verschluss halten will: Die Fabriken im Ausland zerstören die Umwelt, es bestehen Verbindungen zur Kriegsindustrie und der jüngste Familienspross protestiert inkognito mit linksradikalen Aktivist*innen gegen den Konzern.

Angreifbar von allen Seiten

Mit dabei ist auch Jenny (Sinje Irslinger). Sie lebt mit ihrem Großvater in einem Wohnwagen und vermutet, dass ein noch viel größerer Skandal von den Lindemanns verheimlicht wird, einer der bis zum zweiten Weltkrieg zurück reicht. Und damit gerät Aussteigerin Jenny auf das Radar der Anwältin Nora. Die zwei stehen also zunächst an unterschiedlichen Fronten. Aber das bleibt nicht lange so.

Leider treten die beiden starken, weiblichen Hauptfiguren nach den ersten Folgen erstmal zurück in die zweite Reihe – damit sich ein episches aber nicht besonders subtiles Machtspiel in dem zwielichtigen Familienclan entspinnen kann. Wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, kann sich denken, worauf der große Firmenskandal hinausläuft: Der im Sterben liegende Gründer behauptet zwar ein KZ-Überlebender zu sein, ihre jüdischen Wurzeln nutzt die Familie aber vor allem zur Imagepflege des Konzerns.

Ein Hänger in der Mitte

"Breaking Even" verliert hier leider an Drive. Und läuft immer wieder Gefahr, antisemitische Stereotype zu bedienen, weil der vorgeblich jüdische Familienclan als korrupt, machtversessen und moralisch völlig verdorben dargestellt wird – bevor wir mehr Einblicke in die Familiengeschichte bekommen.

Das ist sehr schade, denn eigentlich macht die Serie sehr viel sehr gut: Der Look ist zeitgemäß düster und kühl, die Musik stimmungsvoll und der Cast richtig gut und ungezwungen divers. Kein Wunder: hinter "Breaking Even" stecken die Macher*innen der BR-Polit-Satire "Hindafing" (Showrunner Boris Kunz), dem Endzeit-Drama "8 Tage" (Headautor Rafael Parente) und dem EU-Finanzthriller "Bad Banks" (Drehbuchautorin Jana Burbach).

Die beiden letzten Folgen bringen die Serie wieder in die Spur und so endet "Breaking Even" mit einem Cliffhanger, der Lust macht auf eine zweite Staffel – und mehr Einblicke in das Leben der beiden Serien-Heldinnen.

"Breaking Even" ist in der ZDF Mediathek abrufbar und wird ab dem 14.10. wöchentlich um 20:15 Uhr bei ZDFneo in Doppelfolgen ausgestrahlt.

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