TV & Serie // "Succession" Ihr werdet es lieben, diese Familie zu hassen

Die neue HBO-Serie "Succession" nimmt sich extrem viel Zeit, das Feld zu bereiten für die Machtspiele und Intrigen einer stinkreichen Mediendynastie. Und die beweist: Geld und Macht versauen den Charakter – aber liefern auch bestes Melodrama.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 07.08.2018 | Archiv

Szene aus der HBO-Serie "Succession" | Bild: Foto: © [2018] Home Box Office, Inc. All rights reserved. / Sky

Erbstreit ist keine schöne Sache. Erst recht nicht, wenn so richtig viel zu erben ist und so richtig viele Erben darum streiten. Das Drama möchte man sich selbst gern ersparen. Als Unterhaltung für Zyniker taugt so ein Erbstreit dafür umso besser. Wie die neue HBO-Serie "Succession" beweist.

Auf dem Rücksitz einer Limousine sitzend putscht sich Kendall Roy mit den Beastie Boys auf den Ohren für die alles entscheidende Verhandlung mit einem News-Startup. Es ist der letzte Schritt auf dem Weg zum Firmenolymp, die finale Prüfung seines übermächtigen Vaters, dem Medienmogul und Familienpatriarch Logan Roy. Dessen 80. Geburtstag soll Anlass für seinen Rücktritt aus dem Firmengeschäft sein. Und so steht sein Sohn Kendall in den Startlöchern, um die heißersehnte Führung des Medienunternehmens "Waystar Royco" zu übernehmen. Die Medien sind bereits informiert, die Prozesse in der Firma eingeläutet.

Ein metaphorische Gemetzel um das Thronerbe

Nur ist Kendall nicht der einzige Spieler in diesem Game of Thrones an der New Yorker Upper East Side. Seine zwei Brüder, die Politiker-Schwester und deren ehrgeiziger Arschlecker-Freund, ja sogar seine Stiefmutter versprechen sich ebenfalls Vorteile vom Machtwechsel. Die Familienkonstellation dieser stinkreichen Dynastie in "Succession” ist komplex – und deshalb nimmt sich die Serie auch vier lange Folgen Zeit, um das Feld zu bereiten. Dass alle diese Charaktere schreckliche Menschen sind, wird erst nach und nach klar. Im Roy-Clan wimmelt es von Soziopathen, Narzissten, Sadisten.

Der einzig Normale in dieser Runde ist aber nicht der vergeblich nach väterlicher Anerkennung strebende Kendall, dessen Kokainleidenschaft seine Ehe ruiniert hat. Sondern sein Cousin Greg, der gar nicht schnallt, wo er da hineingeraten ist.

Greg ist ein liebenswerter Idiot – und sowas wie der Anker für uns Zuschauer, die ungläubig und etwas angeekelt dem Reichtum und Verhalten der Familie gegenüberstehen. Und insgeheim wünscht man ihm, dass er die Flucht ergreift, bevor das Geld und die Intrigen auch ihn noch verderben.

Die Figuren in "Succession" sind toll geschrieben und die Dynamik zwischen ihnen entwickelt einen Sog, aus dem man sich nur schwer lösen kann, obwohl die Serie so langsam an Fahrt aufnimmt. Diese Familie ist unberechenbar und sie zeigt: Geld und Macht versauen den Charakter – aber sie liefern auch die Basis für bestes Melodrama mit rabenschwarzen Humor.

Patriarch Logan Roy legt sein Amt dann natürlich doch nicht nieder. Und obwohl über seinem traditionellen Medienimperium längst ein Damoklesschwert hängt, denkt er nicht daran es einfach ruhen zu lassen – nicht für die Gesundheit und erst recht nicht für die Familie. "Succesison" ist ein Slow Burner, aber einer, für den es sich lohnt, vor dem Bildschirm sitzen zu bleiben.

"Succession” ist komplett bei Sky on Demand abrufbar.

Sendung: Filter, 08.08.2018 - ab 15.00 Uhr