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Analoge Schritte in die digitale Welt

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Weg vom Konsumieren: Wenn Kinder die digitale Welt entdecken

Roboter bauen, Spiele programmieren, Filme produzieren - all das können Kinder in Digitalwerkstätten lernen. Ziel: weniger digitale Produkte konsumieren, dafür mehr selbst gestalten. Ein Gespräch mit "Digitalwerkstatt"-Geschäftsleiterin Antonia Borek

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Wenn andere Kinder zum Klavierspielen gehen oder zum Sport, sitzen die Kinder bei Ihnen vor Computern. Das ist für viele Eltern wohl der Albtraum schlechthin. Warum halten Sie es für richtig?

Die digitale Welt gehört zur Lebenswirklichkeit der Kinder – sie wachsen in der digitalen Welt auf und begreifen sehr schnell, wie sie konsumieren können. Wischen, auf YouTube-Knöpfe drücken – das ist kein Problem. Aber es hapert, wenn es darum geht, etwas selbst zu gestalten. Und darum geht es: Ihnen zu zeigen, dass der Computer ein Werkzeug ist, mit dem sie eigene Ideen umsetzen können.

Wie sehen diese Kurse aus?

Wir fangen immer analog an. Zuerst setzen wir beispielsweise dem Trainer einen Roboterhelm auf und sagen: Jetzt programmieren wir den Trainer. Dann muss man sehr klare Befehle geben, etwa: Geh drei Schritte geradeaus, dreh dich um 180 Grad nach rechts. Und so lernen Kinder sehr schnell, dass es eine präzise Kommunikation zum Programmieren braucht, dass ich Schritt für Schritt kommunizieren muss. Und das sind alles Dinge, die man später auch am Computer braucht.

Es gibt immer wieder Debatten darüber, ob es gut ist, Kinder früh in die digitale Welt zu entlassen. Verstehen Sie die Stimmen der Kritiker, die große Bedenken in dieser Frage haben – gerade wenn es um sehr junge Kinder geht?

Man muss differenzieren: Natürlich wollen wir unsere Kinder nicht acht Stunden vor den Computer setzen. Aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, ausgewählt und vor allem gemeinsam mit unseren Kindern die digitale Welt zu erforschen und ihnen früh zu vermitteln, dass es Werkzeuge sind. Das heißt also gerade nicht, dass ich meinem Kind zum Beispiel das Tablet in die Hand gebe und es einfach mal spielen lasse. Sondern es heißt, wir setzen uns zusammen hin und überlegen, was wir Kreatives damit machen können.

Ich habe einen solchen Kurs bei Ihnen besucht - da waren einige Jungs, aber nur ein einziges Mädchen. Ist das die Regel und was bedeutet das für diese Generation junger Frauen?

Das ist ganz interessant: Wenn wir mit Schulen zusammenarbeiten, dann ist das Verhältnis von Mädchen und Jungen natürlich gleich. Es melden dann aber eher die Eltern ihre Kinder für Kurse am Nachmittag an, und da kommen dann eher Jungs. Wir merken dabei in den Schulkursen, dass die Mädchen genauso viel Spaß haben – das heißt, eigentlich gibt es keinen Unterschied bei den Kindern, aber die Eltern machen den Unterschied.

Warum greifen in diesem Punkt denn so Maßnahmen wie girls days nicht, wo Mädchen ja auch für Technik begeistert werden sollen, unabhängig davon, was ihnen vielleicht im Elternhaus vermittelt wir?

Weil die Kinder da schon zu alt sind – dreizehn oder vierzehn Jahre alt. Da hat sich schon die Vorstellung gesetzt, dass Technik eigentlich Jungssache ist. Das wissen Kinder mit acht aber noch nicht.

Gespräch mit Antonia Borek, Leiterin der Haba-Digitalwerkstatt