Zwei Karotten mit Grün bilden zusammen ein Herz
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Zwei Karotten mit Grün bilden zusammen ein Herz

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Valentinstag am Aschermittwoch - "Passt hervorragend zusammen!"

Aschermittwoch steht für den Beginn der Fastenzeit, für Buße und Umkehr. Heuer fällt er ausgerechnet mit dem Valentinstag zusammen, dem Tag der Liebenden. Wie das zusammenpasst, zeigt eine Pfarrerin aus Nürnberg und ein Wirtspaar aus Oberbayern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt für Christen die Fastenzeit, traditionell eine Zeit des Verzichts. Gleichzeitig ist, wie der Zufall so spielt, heute auch Valentinstag. Lebkuchenherz und Aschenkreuz – Tag der Liebe und Erinnerung an die Vergänglichkeit: Der Kalender-Streich stellt so manchen Gastronomen vor Herausforderungen.

Zwei kulinarische Traditionen: Fisch-Servietten da – Stoffherzen dort

Im Wirtshaus Landlust in der Nähe von München kommt nämlich zu Aschermittwoch traditionell die Fastenspeise Fisch auf den Tisch, erzählt Koch und Gastwirt Christoph Link: "Salzwasser, Süßwasser, Meeresfrüchte, Garnelen, Tintenfisch." Aber auch zum Valentinstag gibt es eine Tradition: das romantische Kerzenschein-Dinner für Verliebte.  Was es damit auf sich hat? "Hauptsache, das Essen ist rot! Viele Herzen dabei", sagt der Gastronom und lacht.

Und jetzt? Jetzt bieten sie im Wirtshaus einfach beides an. In der einen Stube lassen sie Servietten mit Fisch-Symbolen auslegen – und in der gegenüber Stoffherzen und Kerzen, erzählt Gastwirtin Anna Link. In der Aschermittwoch-Stube läuft außerdem moderne bayerische Musik im Hintergrund, wie die Wirtin verrät, in der Valentin-Stube "lauter so romantische Songs, was man halt so kennt".

Kirche feiert Aschermittwoch seit 11. Jahrhundert

Seit Ende des 11. Jahrhunderts wird Gläubigen der katholischen Kirche zu Aschermittwoch ein Aschenkreuz auf die Stirn gemalt. Es ist ein Zeichen für die Vergänglichkeit und dafür, dass Altes vergehen muss, damit Neues kommen kann. Ein Zeichen für Buße und Umkehr.

Die heute bekannten Traditionen und Bräuche zum Valentinstag entwickelten sich seit der frühen Moderne in England. Im 19. Jahrhundert verbreiteten sie sich in der englischsprachigen Welt, durch Auswanderer auch in die Vereinigten Staaten. In Westdeutschland wurde der Valentinstag nach dem Zweiten Weltkrieg durch im Land stationierte US-Soldaten bekannt. 1950 wurde in Nürnberg zum Beispiel der erste "Valentinsball" veranstaltet.

"Verzeihen und lieben, das eine geht nicht ohne das andere."

Zwei Tage also, die nichts miteinander zu tun haben? "Aschermittwoch und Valentinstag passen für mich hervorragend zusammen", sagt Claudia Voigt-Grabenstein, Pastorin der evangelischen St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg. Für sie ist klar: "Verzeihen und lieben, das eine geht nicht ohne das andere."

Es gebe keine Beziehung, die nur voller Liebe ist – "mit vielen rosa Luftballons". Manchmal würden Verletzungen so tief sitzen, dass man sie nicht mehr wegreden könne, so die Pastorin. Es sei trotzdem wichtig, mit ihnen umzugehen, damit sie sich nicht zu Rache oder Hass entwickeln.

Man könne sich zum Beispiel an Gott wenden. Oder, ganz physisch, am Vormittag des Aschermittwochs vor die St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg kommen, sagt Claudia Voigt-Grabenstein: "Da wird eine Feuerschale aufgebaut und da kann jeder, der will, etwas Geschriebenes für sich verbrennen. Oder auch ein Foto vielleicht, was noch verletzend ist. Einfach um für sich Freiheit zu bekommen und etwas aus dem Kopf herauszubekommen."

Segen und Aschekreuz to go in Nürnberg

Dass Altes vergeht und Neues kommen kann, darum geht es bei der ökumenischen Aktion. Wer wolle, und das sei eben die katholische Geste des Aschermittwochs, bekomme auch noch ein Aschekreuz auf die Stirn oder auf die Hand gemalt, sagt Voigt-Grabenstein. "So als Zeichen: 'Ja, da ist jemand an deiner Seite. Hab keine Angst, ich trage mit.'"

In der Kirche selbst gibt’s noch einen Segen für Singles und Verliebte. Also: Segen to go und Aschekreuz to go - so verbindet sich hier der Aschermittwoch mit dem Valentinstag. Und auch im Wirtshaus Landlust in der Nähe von München kann man, wenn man möchte, problemlos beides feiern: Man muss beim Valentinsmenü als Hauptspeise lediglich den Fisch bestellen.

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