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Castorfs "Les Misérables"

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Überlänge: Castorfs "Les Misérables" in zwei Versionen

Berliner Theater-Zuschauer sind von jeher harte Kost gewohnt, doch der Regisseur Frank Castorf stellte sie mit seinen extra-langen Inszenierungen immer wieder vor Herausforderungen. Unter sechs Stunden geht es nicht ab, acht sind jetzt auch möglich.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

In seinem Monumental-Roman beschreibt der französischen Erfolgsautor Victor Hugo die Geschichte des Sträflings Jean Valjean und seines Gegenspielers, des Polizei-Inspektors Javert. Über Jahrzehnte hinweg liefern sich die beiden einen Kampf, der in den Barrikadenkämpfe des Juniaufstands 1832 in Paris kulminiert. Bisher war der Stoff vor allem als Musical aus dem Jahr 1985 bekannt, das Buch (1862) unter dem deutschen Titel "Die Elenden" wird nur noch selten zur Hand genommen. Jetzt hat Frank Castorf für das Berliner Ensemble (BE) eine Theaterfassung erarbeitet, die bei der Uraufführung rund siebeneinhalb Stunden in Anspruch nahm. Doch das soll noch nicht alles gewesen sein: Das BE teilte mit, künftig werde es zwei Fassungen anbieten, und zwar eine gekürzte sechsstündige Version mit einer Pause für "Normalzuschauer" und eine achteinhalbstündige Superlangfassung an Wochenenden für Castorf-Fans mit bisher unveröffentlichten Szenen und zwei Pausen.

"Längere Durchhänger"

Castorfs Arbeiten sind selten kürzer als fünf, sechs Stunden, aber am BE scheint er einen neuen Rekord aufstellen zu wollen. Kritiker rügten bereits in der Premieren-Version "längere Durchhänger", lobten allerdings den "schlackenlosen Altersstil" des ehemaligen Intendanten der Berliner Volksbühne. Wie üblich reicherte Castorf seine Arbeit mit etlichen "Fremdtexten" an und stiftete mit wilden Assoziationen bei Teilen des Publikums Verwirrung. Im Original von Victor Hugo hat die Hauptfigur Valjean eine prägende Begegnung mit dem Bischof von Digne und beschließt, fortan nur noch dem Guten zu dienen. Während ihm Inspektor Javert auf den Fersen ist, der sich nach der Papierform der Gesetze richtet, legt sich Valjean immer neue Decknamen zu und wechselt ständig seine Aufenthaltsorte. Laut BE ist das ganze eine Justiz-Parabel: "Im Zentrum dieses kolossalen Freskos steht die Frage nach Gerechtigkeit. Nach einer Gerechtigkeit, die etwas anderes meint, als dem Gesetz Genüge zu tun. Einer Gerechtigkeit, die wie der Titel sagt, auch jenen Besitzlosen und Elenden zu Gute kommt, die nicht am Reichtum der Welt partizipieren können."


Wieder am 15. und 16. Dezember, sowie weitere Termine.