Ein Porträtbild von Robert de Niro
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"So eine Langlebigkeit wie seine ist ja selten", sagt Brückner – und meint wohl nicht nur de Niros Alter, sondern auch dessen kreative Energie.

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Robert de Niro wird 80 – das sagt seine deutsche Stimme

"Taxi Driver" oder "Wie ein wilder Stier" – und stets diese markante, brüchige Stimme. Christian Brückner leiht sie de Niro schon seit fast 50 Jahren. "Ich bewundere ihn", sagt Brückner. Aber auch: "Ein Glückwunschkärtchen schicke ich ihm nicht."

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"De Niro hat ja wahnsinnig viele Rollen gespielt. Und er hat sie überwiegend grandios gespielt. Ich bewundere ihn", sagt Christian Brückner im BR-Gespräch. Sehr persönlich sei das Verhältnis zwischen ihnen beiden aber nicht. Überhaupt sei es inzwischen so, dass sich Schauspieler und Synchronsprecher kaum noch begegneten.

An ein Zusammentreffen mit de Niro erinnert sich Brückner aber doch ganz gern: "Er war mir angenehmer, als ich erwartet hatte", sagt der Berliner Schauspieler und Synchronsprecher. "Weil ich in der Presse manchmal gelesen hatte, er sei so sehr unzugänglich und nicht sehr freundlich. Das hat sich gar nicht bewahrheitet."

Unheimlich: Die eigene Stimme abgeben müssen

"Ich denke, ich war ihm nicht ganz geheuer", glaubt Brückner – "als ich dastand und ihm ja einen Teil seiner Existenz sozusagen einschränkte. Also mir würde das auch nicht unbedingt gefallen: Die eigene Stimme abgeben zu müssen an einen anderen Menschen."

Immerhin: Die Zusammenarbeit zwischen beiden wurde zum Erfolg: Seit 49 Jahren leiht Brückner dem US-Amerikaner seine Stimme, in "Der Pate - Teil II" genau wie im Oscar-prämierten "Wie ein wilder Stier" oder in "The Irishman". Brückner "ist" quasi der deutsche de Niro und auch als solcher bekannt – eine Tatsache, die dem Berliner Schauspieler und Synchronsprecher lange zu schaffen machte. Welcher Künstler wird schon gerne auf einen Aspekt seiner Arbeit reduziert?

Schicksalsgemeinschaft? Nö!

"Eine Weile gefiel mir das nicht so sehr", sagt Brückner heute. "Es ist lange vorbei und interessiert mich nicht mehr." Von einer "Schicksalsgemeinschaft" zwischen ihm und de Niro will er auch nicht sprechen. Er hätte ja hinschmeißen können, sagt er – und sei auch mal nah dran gewesen. Aber dann habe ihn doch seine Frau Waltraut zum Weitermachen bewegt.

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Als er de Niro zum ersten Mal synchronisierte, war Christian Brückner 31. Und nun wird auch der Berliner Schauspieler bald 80, im Oktober.

Ausgewählt für "Taxi Driver" wurde Brückner damals übrigens von Regisseur Martin Scorsese persönlich – würde heute wohl auch nicht mehr so passieren. Überhaupt: Ob er fürchte, dass die Künstliche Intelligenz bald auch die Synchronsprecher ersetzt, fragen wir ihn. Nein, Angst habe er keine, sagt Brückner, Branchenspitzname: "The Voice". Aber "trostlos" sei diese Entwicklung schon, sagt er, "weil das Leben weggeht – das Leben aus der Sprache, das Leben aus der Pause, das Leben aus der Reflexion."

"KI wird für Kunst gehalten werden"

"Die KI wird sehr weit kommen", sagt Brückner, "davon bin ich überzeugt. Aber die Lebendigkeit eines Kunstwerks wird sie niemals erreichen. Ein großer Teil des Publikums wird sich an technisch erzeugte Stimmen gewöhnen. Aber das ist keine gute Entwicklung."

Im Herbst wird Brückner selbst 80, am 17. Oktober. Sein eigener Hörbuchverlag ist inzwischen in einem anderen aufgegangen, das Synchronstudio betritt er auch nicht mehr so oft, sagt er. Dem fast gleichalten de Niro ist er seit 50 Jahren verbunden, durch beider Arbeit sind Wahnsinnsfilme entstanden – gratulieren aber wird Brückner de Niro wohl nicht. "Ich sehe wirklich unsere Arbeiten getrennt", sagt Brückner. "Er macht seins und ich mache meins."

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