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Zellengefängnis Nürnberg

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Nürnberger Kriegsverbrecher-Gefängnis bald Weltkulturerbe?

Der bayerische Justizminister Winfried Bausback will das 150 Jahre alte Zellengefängnis in der Mannerstraße, wo NS-Kriegsverbrecher einsaßen, zum UNESCO-Weltkulturerbe machen. Ein erster Anlauf scheiterte, der Erhalt ist teuer. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Bereits vor drei Jahren wollte die Bayerische Staatsregierung den Saal 600, wo die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse stattfanden, zum Weltkulturerbe machen. Der Vorschlag scheiterte bereits auf nationaler Ebene, in der Kultusministerkonferenz. Inzwischen wurde ein „Memorium“ eröffnet, über die Zukunft des seit 1995 leer stehenden, historischen Gefängnistrakts wurde jedoch noch nicht abschließend befunden.

Weltweit bekannt

Das Gebäude steht auf dem Gelände der Nürnberger Justizvollzugsanstalt (JVA), wird aber nicht mehr benutzt und droht zu verwahrlosen. Jedes Jahr müssen knapp 500 000 Euro aufgewendet werden, um den Verfall aufzuhalten. Die Nürnberger SPD fordert seit Jahren, dort ein Museum einzurichten. Beim Festakt zum 150. Geburtstag des Baudenkmals sagte Justizminister Winfried Bausback:

Das Zellengefängnis ist ein eindrucksvolles historisches Denkmal. Durch die Nürnberger Prozesse ist das Zellengefängnis weltweit bekannt geworden und war zusammen mit dem Saal 600 Schauplatz der Entstehung unseres modernen Völkerstrafrechts. Die Auszeichnung des Nürnberger Justizpalastes als UNESCO-Weltkulturerbe unter Einbeziehung des Zellengefängnisses würde die außergewöhnliche 150-jährige Geschichte dieses einzigartigen Bauwerks ganz besonders hervorheben. – Winfried Bausback

Beim Bau modernstes Gefängnis Bayerns

Das Nürnberger „Zellengefängnis“ stammt aus dem Jahr 1868 und gehörte damals zu den modernsten Gefängnissen Deutschlands. Es war für 1.000 Insassen berechnet. Anders als damals üblich, wurden die Gefangenen einzeln untergebracht, nicht in großen Sälen, was als Fortschritt galt. Für die Wahl Nürnbergs als Gerichtsort für die Prozesse gegen nationalsozialistische Kriegsverbrecher war die Existenz der großen Gefängnisanlage in unmittelbarer Nähe zum Gericht ausschlaggebend, so Bausback in einer Pressemitteilung. Nirgendwo sonst hätten die 200 erforderlichen Sicherheitszellen für Angeklagte und inhaftierte Zeugen so rasch und in unmittelbarer Nähe zu einem Gerichtssaal zur Verfügung gestellt werden können.

Die gesamte bayerische Staatsregierung unterstützt tatkräftig die Bemühungen, um der historischen Bedeutung dieses Gebäudes gerecht zu werden und die Chancen einer Nominierung zum Weltkulturerbe bestmöglich zu erhöhen. So haben wir in den letzten Jahren aus dem Haushalt des Justizvollzugs Sondermittel von 900.000 EUR bereitgestellt, um das Zellengefängnis außen wie innen zu sichern und in seiner historischen Ansicht zu erhalten. – Winfried Bausback