Matthias Reuter pflegt eine ganz eigene Spezies von Kleinkunst: Er schnappt irgendwo unnütze Reizwörter auf oder schaut, was er sonst so im Alltag entdeckt, was irgendwie das Leben betrifft und was man nicht gleich wegschmeißen sollte. So häuft er überraschende Fundstücke in seinem Kabarettprogramm an - genauso wie mancher überflüssige Kabel und Kleinkram in einer sogenannten Schrömmelschublade hortet.
Ein Hass-Ausfall im Internet
Reuter erzählt von spielzeugsüchtigen Eltern, von Rentnern, die als Enkeltrickbetrüger unterwegs sind, er gibt eine Reisewarnung für Rüdesheim am Rhein, erklärt den Zusammenhang von Rotweinflaschen und Kulturvereinen sowie von Hundeschulen und China-Restaurants und philosophiert musikalisch über die Folgen eines möglichen Hass-Ausfalls im Internet. Bei alldem kommt Reuter sehr jung, manchmal kindlich daher, etwa wenn er seine Ansichten über deutsche Waffenhändler zur Fabel vom pazifistischen Hasen verdichtet, der den Tieren im Wald Waffen verkauft:
"Und der Hase verkaufte Raketen ans Reh, / dem Marder nen Panzer, dem Luchs ein MG / und dem Maulwurf Patronen, knapp 200 Stück, / doch sich selbst hielt er stets pazifistisch zurück. / Und als der Wald dann brannte, war niemandem klar, / wie's dazu kam und wer schuld daran war. / Und der Hase war grade auf Kreuzfahrt. Zum Glück/ hielt der sich am Strand pazifistisch zurück." Aus Matthias Reuters Fabel vom pazifistischen Hasen
Privates - mal lustig, mal harmlos
Politische Analysen zu liefern, ist nicht Reuters Anspruch, und sogar Verschwörungstheorien übersteigert er ins Private. Dort liegen dann das Lustige und das Harmlose nah beisammen, etwa in seinem Song über russische Hacker.
Reuters Doppel-CD "Wenn ich groß bin, werd ich Kleinkünstler" ist erschienen beim Kölner Label Wortart.