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Archivbild: Christian Höppner

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Kulturrats-Präsident zieht sich aus Echo-Beirat zurück

Nach der umstrittenen Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang zieht sich der Präsident des Deutschen Kulturrats, Christian Höppner, aus dem Beirat des Musikpreises zurück. Das kündigte Höppner in Berlin an.

"Auch wenn Gangsta-Rap, der als Genre seit über 30 Jahren existiert, mit seinen spezifischen Ausdrucksformen und Stilmitteln auf Provokation und Grenzüberschreitung angelegt ist, sage ich klar: Ihre Musik ist nicht meine, und die Texte finde ich widerlich", so der Präsident des Dachverbands der Bundeskulturverbände. Dennoch habe sich der Beirat in Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Nichtzulassung zu Gunsten der Kunstfreiheit durchgerungen.

"Diese Entscheidung war ein Fehler. Unzweifelhaft stehen die Mitglieder des Beirats und die in ihr vertretenen Organisationen ohne wenn und aber gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt." Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrats 

Derzeit wird der Echo, der wichtigste deutsche Musikpreis, nach Verkaufszahlen und Juryempfehlung vergeben. In strittigen Fällen wird ein Beirat angerufen. Im Fall des Rap-Albums hieß es vor der Verleihung, die künstlerische Freiheit sei in dem Text "nicht so wesentlich übertreten», dass ein Ausschluss gerechtfertigt wäre. Am vergangenen Donnerstag waren die Rapper mit dem Musikpreis für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" ausgezeichnet worden, das als antisemitisch kritisiert wird. Es enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". 

Pianist Levit gibt Preis zurück

Aus Protest gegen die Echo-Verleihung an die Rapper hat nun auch der Pianist Igor Levit seinen Echo-Klassik zurück. Die Vergabe an die beiden Rapper sei für ihn "ein vollkommen verantwortungsloser, unfassbarer Fehltritt der Echo-Jury und gleichzeitig auch Ausdruck für den derzeitigen Zustand unsere Gesellschaft", schrieb Levit auf Twitter. "Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich." Levit hatte 2014 einen Echo-Klassik erhalten. 

Scharfe Kritik von Künstlern

Zuvor hatte bereits der Musiker und Grafiker Klaus Voormann den erst vor wenigen Tagen überreichten Echo für sein Lebenswerk zurückgegeben. Auch das Notos Quartett aus Berlin hat erklärt, seinen Echo Klassik vom vergangenen Herbst zurückzugeben. Der Sänger Peter Maffay forderte die Verantwortlichen zum Rücktritt auf. Der Bundesverband Musikindustrie kündigte angesichts der Proteste an, das Konzept des Preises zu überarbeiten.