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Kirill Serebrennikow

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Kirill Serebrennikow: Russische Behörden sehen "Veruntreuung"

Die Moskauer Ermittlungsbehörden halten Kirill Serebrennikow für schuldig, er habe für ein Theaterprojekt 1,8 Millionen Euro veruntreut. Der Regisseur ist seit August 2017 im Hausarrest. Eine Wohnung in Deutschland soll beschlagnahmt werden.

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Bei den derzeitigen Internationalen Filmfestspielen in Cannes ist Serebrennikows Spielfilm "Leto" (Sommer) im Wettbewerb zu sehen. Es geht darin um den russischen Rockstar Viktor Tsoi, angeblich den Künstler mit der "weltgrößten" Fangemeinde. Millionen von Russen singen jedenfalls seine Lieder auswendig. Der Film soll im Juni auch in Russland anlaufen, die Behörden haben offensichtlich nichts dagegen. Regisseur Serebrennikow wurde im August letzten Jahres während der Dreharbeiten festgenommen und musste die Produktion im Hausarrest fertigstellen. Nach Cannes konnte er nicht reisen, obwohl sogar der französische Präsident seinen russischen Amtskollegen Putin um eine Reisegenehmigung gebeten hatte.

Handschellen am Krankenbett

Beim Haftprüfungstermin hat Serebrennkow jede Schuld bestritten, staatliche Gelder veruntreut zu haben. Diesen Vorwurf halten auch ausländische Beobachter für absurd und vorgeschoben. Tatsächlich sollte der Putin-kritische Künstler wohl "aus dem Verkehr" gezogen werden. Gleichwohl teilte die Sprecherin der russischen Ermittlungsbehörden, Swetlana Petrenko mit, es sei erwiesen, dass Serebrennikows Produktionsfirma Millionen von Rubel aus der Förderung für ein "mehrjähriges Theaterprojekt" abgezweigt und veruntreut habe. Die Justiz werde beantragen, eine Wohnung von Serebrennikow in Deutschland zu beschlagnahmen. Insgesamt sind sechs Personen beschuldigt, eine davon saß sogar in Untersuchungshaft. Alexej Malobrodski, einer der Betroffenen, hatte vergangene Woche im Gerichtssaal einen Herzanfall erlitten. In einer Klinik wurde der 60-Jährige mit Handschellen ans Krankenbett gefesselt, was in der russischen Öffentlichkeit große Empörung auslöste.