Michael Caine als D-Day-Veteran Bernie Jordan am Strand traumatischer Erlebnisse
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Michael Caine als D-Day-Veteran Bernie Jordan, der zurückkehrt an den Strand traumatischer Erlebnisse ("In voller Blüte"-Filmszene).

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"In voller Blüte": Michael Caines Abschied von der Leinwand

Oscar-Preisträger Michael Caine verabschiedet sich von der Filmwelt mit einer letzten bewegenden Rolle: Selbst 90 Jahre alt, spielt Caine einen D-Day-Veteranen, der aus seinem Altersheim ausbüxt und zum D-Day-Jubiläum nach Frankreich aufbricht.

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"Es tut mir leid, Bernie", sagt die Leiterin des Altenheims, in dem Bernie Jordan und seine Frau leben. "Es war schon zu spät." Ein arger Schlag für den D-Day-Veteran Bernard Jordan, 90 Jahre alt. Er wollte unbedingt zu den Jubiläumsfeiern nach Frankreich. Seinen gefallenen Kameraden die letzte Ehre erweisen. Das klappt nun nicht. Und so wagt es Bernie trotz seiner stolzen 90 Jahre auf eigene Faust, büxt heimlich aus dem Altersheim aus, schafft es auf die Fähre über den Kanal zurück an den Strand der Alliierten-Invasion 1944.

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Wider Erwarten ein Medienstar: Michael Caine als Bernie bei seiner Rückkehr nach England - "In voller Blüte" erzählt eine wahre Geschichte.

Eine wahre Geschichte

Bernie Jordan gab es wirklich. 2014 erlangte der Brite mit seiner eigenwilligen Aktion internationale Berühmtheit. "In voller Blüte" – der deutsche Filmtitel ist irreführend, nichts, niemand steht hier "in voller Blüte" –, im Original "The Great Escaper", erzählt seine Geschichte. Und die seiner Frau, gespielt von Glenda Jackson, die Bernies "Flucht" unterstützt, ihn bei den Pflegern deckt. Ein schrulliges, liebenswertes Paar, das es geschafft hat, sich Zuneigung über all die Jahre zu bewahren. Vielleicht gerade, weil sie beide den Krieg er- und überlebten, sie an der Heimatfront in einer Fabrik, er als Marine-Soldat. "In voller Blüte" ist auch ein letztes Wiedersehen mit diesen beiden großen britischen Mimen, die 1975 in dem kleinen Klassiker "Die romantische Engländerin" brillierten. Glenda Jackson starb am 15. Juni dieses Jahres.

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Zwei große Mimen ein letztes Mal vor der Kamera: Michael Caines Co-Star Glenda Jackson starb im Juni dieses Jahres.

Rührend, ehrlich, ohne Pathos

Regisseur Oliver Parker gelingt es, alle Klippen des Kitsches und des Pathos zu umschiffen. Eine Szene, in der Bernie in Frankreich auf deutsche D-Day-Veteranen trifft, bietet genügend Potenzial für verklärenden Soldatenkitsch. Es ist dem subtilen Spiel von Michael Caine und Wolf Kahler als ehemaliger Wehrmachtssoldat zu verdanken, dass hier ein bewegender Moment einer späten Verständigung, eines Verzeihens auf beiden Seiten gelingt. Gerade diese Szene, so Michael Caine im Interview zum Film, habe ihn dazu gebracht, den Film zu machen. Caine war selbst Soldat im Koreakrieg. Sein Bernie muss natürlich auch ein eigenes Kriegstrauma überwinden, und hier erscheint der Film etwas formelhaft, konventionell. Aufgefangen wird das allerdings durch beeindruckende, minimalistische Szenen. Wenn Bernie im Abendrot am Strand der Invasion steht und aufs Meer blickt, sich das Grauen, das er dort erlebt hat, langsam in seine Gesichtszüge schleicht, ist das ein starker, unvergesslicher Moment.

Michael Caine ist 90 Jahre alt. Wenn dies wirklich sein letzter Film ist, dann ist er ein würdiges Abschiedsgeschenk an sein Publikum.

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