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Nicht mehr dabei: Thomas Bauer

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Hitzige Debatte erwartet: "Europäische Wochen" in der Krise

Es könnte hoch hergehen, heute Abend bei der nichtöffentlichen Mitgliederversammlung des Passauer Vorzeige-Festivals. Nach dem Abgang von Intendant Thomas E. Bauer und großen Finanzierungslücken ist die Zukunft völlig ungewiss. Von Peter Jungblut

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Kultur am .

Jetzt gerät auch Rosemarie Weber unter erheblichen Druck, die langjährige Vorstandsvorsitzende der „Europäischen Wochen“. Sie hatte energisch auf die Ablösung von Thomas E. Bauer gedrängt, der das renommierte Festival deutlich verjüngen wollte, dabei aber offenbar den Überblick über die Finanzen verloren hat. Jedenfalls ist inoffiziell von einem Fehlbetrag in Höhe von 300 000 Euro die Rede. Nach offenem Streit mit dem Aufsichtsgremium warf Bauer hin, es wurde schriftlich Verschwiegenheit vereinbart. Seitdem hat sich der Ex-Intendant nicht mehr zu Wort gemeldet, von Weber heißt es dagegen in der örtlichen Presse, sie sei insgeheim sehr mitteilsam und „streue offensiv“ Gerüchte, etwa über die Finanzierungslücke. 

"Größte Krise seit dem Bestehen"

Am Abend werden sich die überwiegend betagten Mitglieder der Festspiele Europäischen Wochen, darunter prominente Vertreter der Passauer Geschäftswelt, zu einer außerordentlichen Versammlung treffen. Dabei dürfte es hitzige Debatten geben. Die Meinung der Traditionalisten, denen Bauer von Anfang an zu forsch und innovativ war, steht gegen die Erneuerer, die dringend Handlungsbedarf sehen. Letztere stellen unter den Mitgliedern allerdings eine deutliche Minderheit dar. Jetzt, wo die Existenz des Festivals gefährdet ist, stellt sich die Frage, wie und mit wem es weitergehen kann. In der Sommersaison soll ein „Notprogramm“ gefahren werden. Bereits vor Tagen hieß es, einige Veranstaltungen seien ganz gestrichen, etwa ein „Jedermann“ in Burghausen und eine "Zauberflöte" in Aldersbach.

Was will Rosemarie Weber?

Rosemarie Weber kündigte an, die Vorgänge der letzten Tage zu aufzuklären. Etwas anderes dürfte ihr auch nicht übrig bleiben, der Gegenwind aus dem Verein ist deutlich spürbar. Es ist bereits von einem geplanten „Putsch“ und dem Sturz der Vereinsführung die Rede. Dass Thomas E. Bauer zurück geholt wird, erscheint jedoch äußerst unwahrscheinlich, obwohl er nach wie vor Unterstützer hat. Fest steht, dass Weber ausgesprochen glücklos agiert hat.

"Weder zahlungsunfähig noch überschuldet"

Sie wird zu begründen haben, warum das Finanzloch so plötzlich entdeckt worden sein soll, warum der bekennende Erneuerer Thomas E. Bauer überhaupt engagiert wurde und wie die Zukunft jetzt aussehen soll. Dem BR sagte Rosemarie Weber:

Eines will ich mal klar stellen: Wir sind weder zahlungsunfähig noch überschuldet. Dass ein Haushaltsplan überschritten wird, kam bei den EW immer wieder vor. Wir müssen jetzt halt reagieren – und sind durch das Entgegenkommen einiger Künstler und die Hilfe einiger Sponsoren auf einem guten Weg. Ich bin mir sicher, dass alles passend wird. - Rosemarie Weber

Ob der inzwischen 73-jährige Langzeit-Intendant Pankraz Freiherr von Freyberg als "Retter in der Not" zur Verfügung steht, ist offen. Er plädierte für eine europaweite Ausschreibung der vakanten Führungsposition und sprach sich dagegen aus, abermals einen "Musiker" zu berufen. Journalisten haben bei der internen Mitgliederversammlung kein Zutrittsrecht.