In einer Wüstenlandschaft lagern Männer unter einem Schatten spendenden Baum.
Bildrechte: Naga-Projekt / Staatliches Museum Ägyptische Kunst

Mittagspause im Sudan. Bisher ist von der Königsstadt Naga nur ein Bruchteil ausgegraben. In München kann man in die Ausgrabungen eintauchen.

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Eintauchen in die Archäologie: Immersive Schau in München

Einmal tief in die Welt der Archäologie eintauchen und sich wie der Teil eines Grabungsteams fühlen: Das können Besucher im Ägyptischen Museum in München. Eine immersive Schau lädt in die antike Königsstadt Naga im Sudan ein.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Exponate wie eine Reihe Flugzeugsitze würde man im Museum für Ägyptische Kunst zunächst mal nicht vermuten, aber diese Ausstellung ist ja auch was Besonderes: Es geht hier nicht um antike Kostbarkeiten oder Fakten über die Stadt Naga und das meroitische Königreich: Es geht vielmehr um den Weg dorthin, um die archäologische Praxis von heute. Was braucht man für eine Grabung in der sudanesischen Steppe? Wo wohnen die deutschen Archäologen dort? Welche Rolle spielt die einheimische Bevölkerung?

Eintauchen in den Ort, in Klänge und Geräusche

Es geht auch darum, den Ort erlebbar zu machen, inklusive Landschaft, Tierwelt und Bevölkerung vor Ort. Denn Naga hat zwar keine feste Bebauung, erzählt Museumsleiter Arnulf Schlüter, aber es wird von einheimischen Nomaden durchaus genutzt: "Mitten im Antikenareal befindet sich ein 80 Meter tiefer Brunnen. Da wird mit Eseln das Wasser hochgeholt, also dieser Ort Naga ist eben nicht ein abgesperrtes Antikengelände, sondern ist belebt von den Menschen, die bis heute in der Steppe leben und während der Grabungskampanien auch mit uns zusammenarbeiten."

Weil das Thema so anders ist, hat man sich auch für eine besondere Präsentationsform entschieden: "Königsstadt Naga" ist eine immersive Erlebnis-Ausstellung, die im Zusammenspiel aus Bildern und Ton funktioniert. Soll heißen: Audioguide ist Pflicht. Auch Skeptiker sollten hier mal über ihren Schatten springen, und sich ein bisschen was auf die Ohren geben.

Immersion als Prinzip

Nachdem man dem Grabungsleiter bei seinen Vorbereitungen und der Verschiffung der Restaurierungsmaterialien über die Schulter geschaut hat, landen wir in Naga. Hier treffen die Besucher auch eine Reihe großer Foto-Panoramen, die eine fast 360 Grad Rundumsicht auf die Grabungsstätte und die sie umgebende Landschaft erlauben. Über die Kopfhörer des Audioguides werden nicht nur Erklärungen zugespielt, sondern auch Geräusche und Klänge. So hat man fast das Gefühl, wirklich vor Ort zu sein. Gleich im ersten Panorama betritt man den Innenhof des Grabungshauses, ein einfaches Ziegelhaus mit Wellblechdach, in dem gelebt und auch gearbeitet wird.

Andere Panoramen sind vom Dschebel Naga aus aufgenommen, jenem Berg, der in der Antike die Steine für die Tempelbauten lieferte, ein paar Meter weiter sieht man die deutschen Archäologen des Nachts im Mondschein arbeiten, nicht etwa, weil sie die Hitze des Tages scheuen, sondern weil sie die Funde mit einem Streifenlichtscannner aufnehmen, und das funktioniert nur im Dunkeln. Die runden Fotopanoramen erlauben es auch, ins Innere von Gebäuden zu treten.

Die verschüttete Königsstadt im Sudan - ein Glücksfall

Die Königsstadt Naga ist für Archäologen ein Glücksfall: Das einen Quadratkilometer große Grabungsgelände hat keine feste Bebauung und wurde nie geplündert, man muss die 2.000 Jahre alten Gebäude nur von Sand und Geröll befreien. Bis jetzt sind gerade einmal fünf Prozent der Fläche erforscht, das heißt vor allem, dass es noch viel zu entdecken gibt.

Zugleich ist das meroische Königreich hochinteressant, es nahm eine Mittlerrolle zwischen Afrika und dem Mittelmeerraum ein, Gold und reich verzierte Luxuskeramik, es gab eine umfangreiche Eisenproduktion und riesige Auffangbecken für das Wasser in der Regenzeit und es gab eine Schrift, die noch immer nicht ganz entschlüsselt ist.

Gelungene Ausstellung

Eine gelungene Ausstellung, die einmal einen ganz anderen Blick auf das Fach Archäologie lenkt. Grabungsleiter Christian Perlmeier, der schon so einige Monate seines Lebens in Naga verbracht hat, ist zufrieden: "Total authentisch! Also man taucht wirklich ein, weil das ist ja fast 360 Grad geschlossen, hat dann hat auch diesen Ton, das Grillenzirpen, das nicht anspringende Auto, das ist nicht eingespielt, das springt wirklich nicht immer an, man gewinnt einen Eindruck von der Landschaft und dem Leben der Leute und Archäologen."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Naga – Die verschüttete Königsstadt. Staatliches Museum Ägyptische Kunst, München. Bis 22. Oktober 2023!.

Naga – Die verschüttete Königsstadt. Staatliches Museum Ägyptische Kunst, München. Bis 22. Oktober 2023!.