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Disneys Blockbuster "Solo: A Star Wars Story"

Mitten im Dreh wurden zwei Regisseure wegen "Kreative Differenzen",entlassen. Dann übernahm Ron Howard, Regisseur von "Apollo 13" und "A Beatiful Mind". Nun kommt "Solo: A Star Wars Story" in die deutschen Kinos. Von Christian Alt

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Es sind nur vierzehn Wörter, die die Popkultur verändert haben. Ein schnell hingeschriebener Satz, der nichts verspricht, vieles im Vagen hält, aber trotzdem irgendwie cool klingt. Ein Satz, der auf Schulhöfen, auf Bolzplätzen und in Kinderzimmern immer wieder zitiert wurde.

Der Satz heißt: „Es ist das Schiff, dass den Kessel-Flug in nur 12 Parsecs geschafft hat.“ Er stammt aus dem ersten Star Wars-Film von 1977, aus der ersten Begegnung zwischen Luke Skywalker, dem Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi und dem Schmuggler Han Solo. Der will den beiden gerade sein Schiff anpreisen. Den Millenium-Falken, das schnellste Schiff der ganzen Galaxis. Dieser kleine Satz beweist, wie wenig Input Fans brauchen, um ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Auf dem Schulhof entbrannte damals ein Streit um die korrekte Exegese von Star Wars. Es mussten Fragen geklärt werden, wie: Was zur Hölle ist eigentlich mit Kessel-Flug gemeint? Was ist eigentlich ein Parsec? Ist das eine Längen- oder eine Zeiteinheit? Wie viele Parsecs schafft der Opel Corsa meiner Mutter?

Die Spekulationen, die Fan-Theorien, das Kopfkino - all das gehört ab heute der Vergangenheit an. Denn in „Solo - A Star Wars Story“ sehen wir endlich, was es mit dem Kessel-Flug auf sich hat. Auch wenn man sich nach den mehr als zwei Stunden denkt, dass man es SO genau dann doch nicht wissen wollte.

Neues aus der Vergangenheit

Solo spielt rund 10 Jahre vor dem ersten Star-Wars-Film aus dem Jahr 1977. Wir treffen einen jungen Han Solo, der seine ersten Mini-Schritte ins Gauner-Leben unternimmt. Nachdem er der imperialen Armee davonläuft, schließt er sich einer Gruppe von galaktischen Bankräubern an. Und weil der Film kaum ein Klischee auslässt, wollen diese Räuber natürlich nur noch ein letztes, dickes Ding drehen, bevor sie sich mit einem Haufen Kohle zur Ruhe setzen. Der Überfall geht schief und plötzlich müssen Han und seine Gang das Geld woanders auftreiben. Sie beschließen den Minen-Planeten Kessel auszurauben - ein lebensgefährlicher Plan.

Eine Reise durch die Fimgeschichte

Visuell ist Solo tatsächlich sehr interessant - er bedient sich querbeet in der Filmgeschichte. Kriegsszenen, die stark an „Im Westen nichts Neues“ erinnern. Zugüberfälle, die man so schon in klassischen Western gesehen hat. Und natürlich Weltraumverfolgungsjagden, die so auch in den alten Star-Wars-Filmen spielen könnten. Aus diesem Zitate-Mischmasch macht Regisseur Ron Howard dann aber nichts eigenes. Es bleibt beim bloßen Wiederkäuen von Altbekanntem, wirklich Neues sieht man hier nicht. Das gilt auch für die Figuren und die Geschichten. Alden Ehrenreich bleibt als Han Solo mächtig blass. Nicht ein einziger cooler Spruch landet hier - und das obwohl seine Figur doch für nichts anderes als coole Sprüche bekannt ist. Nur Donald Glover als Meisterschmuggler Lando Calrissian kann tatsächlich glänzen. Der Rapper, Autor, Regisseur und Fernsehstar wird sich bald noch das Abzeichen Hollywood-Star ans Revers heften können.

Das Kind in mir

Disney will mit Solo: A Star Wars Story das Kind in mir ansprechen. Das Kind, das sich damals in das Cockpit des Millennium Falken gewünscht hat, um dann mit Lichtgeschwindigkeit durch das Universum zu düsen und dabei coole Sprüche rauszuhauen. Das Problem ist nur: Dieser Film kommt zwanzig Jahre zu spät. In den 90ern war der Hunger nach Han-Solo-Geschichten groß. Es gab Romane, Comics und Computerspiele und wenn das nicht reichte, haben wir auf dem Schulhof selbst Geschichten über Han Solo und Luke Skywalker erfunden. Wenn jetzt die neuen Star-Wars-Filme die Geschichte unserer Lieblinge von damals weitererzählen, dann kollidieren diese unweigerlich mit unserem Kopfkino. Alden Ehrenreich wird nie so cool sein, wie der Han Solo meiner Erinnerung. Die Fans scheinen das ähnlich zu sehen - der einzige der neuen Star Wars-Filme, der von ihnen geliebt wird, ist Rogue One. Eine Auskopplung, in der komplett neue Charaktere auftreten und eben keine Solos, Skywalkers oder Obi-Wans.

Natürlich wird auch Solo ein Hit, das garantiert allein die Marketingmaschine Disneys. Aber wem wirklich an dem charmanten Schmuggler Han Solo gelegen ist, der sieht sich diesen Film besser nicht an.