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Benno Berneis: Reiter am Meer

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Der Wiederentdeckte - Benno Berneis in der "kunst galerie fürth"

Bis er 1916 im ersten Weltkrieg als Kampfflieger abgeschossen wurde, galt er als großes Talent. Vor kurzem wurden die Bilder des 1883 geborenen Benno Berneis wiederentdeckt. Jetzt zeigt die „kunst galerie fürth“ eine Retrospektive. Barbara Bogen:

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Wie verblüffend dieser Benno Berneis war, bezeugt ein Selbstporträt gleich in der Eingangssituation der Ausstellung. Es ist das Jahr 1909. Berneis stellt sich dar als skeptisch blickenden jungen Mann, ernsthaft, nachdenklich führt sein Blick am Betrachter vorbei. Eine Szene in Öl auf Leinwand, aber fast könnte man sie auf den ersten Blick für eine Rötelzeichnung halten, so nervös, schnell, wild scheinen die Striche hingeworfen. Verblüffend aber vor allem ist, das der junge Maler den unteren Bildrand rechts vollkommen leer lässt, als bleiche Freifläche liegt die helle Grundierung der Leinwand da und weist nichts weiter auf als die Signatur des Malers. Benno Berneis ist zu diesem Zeitpunkt sechsundzwanzig Jahre alt und gilt als vielversprechendes aufstrebendes Talent in der renommierten Künstlerszene in Berlin. Geboren 1883 in Fürth, hatte er bereits 1906 die bayerische Provinz in Richtung Berlin verlassen. Im selben Jahr tritt er auch aus der jüdischen Gemeinde aus. Es ist als wolle er alles erneuern, unruhig, alles abwerfen, was ihn begrenzt. 1909, dem Jahr, in dem das Selbstporträt entsteht, stellt er beim legendären Kunsthändler Paul Cassirer in Berlin aus, zusammen mit keinem Geringeren als Henri Matisse. Berneis studiert bei Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt, der sein Mentor wird. Stilistisch wird Berneis mit Max Beckmann verglichen. 1914 zeigt der Galerist Cassirer ihn erneut, diesmal in einer Gruppenausstellung gemeinsam mit Camille Pissarro. Doch nur zwei Jahre später, mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, wird Berneis während der Schlacht an der Somme im Luftkampf abgeschossen. Er und seine Kunst geraten völlig in Vergessenheit.          


Ich halte das gar nicht für besonders bemerkenswert, oder überraschend oder so. Es ist den Zeitumständen geschuldet. Er war am Beginn einer Karriere. Er galt zu Recht als vielversprechendes Talent, aber er war noch nicht auf dem Zenit seiner Karriere angekommen. Niemand der Zeitgenossen der ihn gelobt hat, hat das behauptet, und von daher war natürlich die Resonanz noch nicht da, es gab nicht genügend Sammler, genügend Käufer die auch ein lebendiges Interesse hatten diesen Kauf auch noch Jahrzehnte später bestätigt zu wissen. Es gab nicht mehrere oder viele Galeristen, die an der Verbreitung seiner Arbeit auch posthum interessiert gewesen wären. (Hans-Peter Miksch)


Hans Peter Miksch, Leiter der Kunstgalerie in Fürth ist es zu verdanken, dass jetzt, wenige Jahre nach Berneis Wiederentdeckung in der Berlinischen Galerie, einige Exponate in Berneis‘ Geburtsstadt Fürth zu sehen sind. Deutlich lässt sich an ihnen eine nahezu rasante Entwicklung eines hochbegabten jungen Künstlers ablesen. Von den frühen, noch ganz realistischen, jedoch schon meisterlichen Porträts bis hin zu den großformatigen, fast mystischen Szenen wie dem „Schreitenden Mann“, gemalt 1912. Ein nackter, korpulenter Menschenkörper in stark abstrahierter Landschaft, im Hintergrund eine alles überstrahlende Sonne. Mit dem „Stürzenden Engel“ betritt Berneis in seiner Kunst eine völlig neue Entwicklungsstufe. Deutlich lassen sich kubische Formen ausmachen, frei platziert Berneis große Farbflächen aneinander. Berneis ist Avantgarde, auf dem Weg zum Expressionismus.     


Er war sicher noch kein ausgesprochener Expressionist, so, wie mans auch vor allem heute versteht. Aber was man ja sehen kann an den Gemälden dass er unterwegs war zu den damals ambitioniertesten Strömungen, es sind ja verhalten auch kubistische Elemente in dem einen oder anderen Bild vorhanden. Von daher ist natürlich offen, wie er sich wohl entwickelt hätte, aber es ist keine Spekulation, keine wilde Spekulation anzunehmen, dass er sich zu einem (tüchtigen) Expressionisten entwickelt hätte. Und diejenigen die ihn in der Presse damals die ihn besprochen haben die ihn gelobt haben, haben ja immer hervorgehoben, dass er sein Gefühl zum Ausdruck bringen möchte, und das ist ja dann das, was den Expressionismus so vor allem ausmacht, so besonders, dieses Beharren auf einem eignen Gefühl, der Subjektivität des Gefühls, unabhängig von irgendwelchen Konventionen. Und dafür hatte er wohl den Ansatz. (Hans-Peter Miksch)


Daneben entstehen großformatige kühne Reiterbilder und zahllose Theaterszenen. Zweimal in seinem kurzen Leben war Berneis mit Schauspielerinnen verheiratet, in zweiter Ehe mit der berühmten Diva Gertrud Eysoldt. In der Fürther Ausstellung sind drei dieser Szenen zu sehen, wunderbare Bilder aus dem Umfeld des Theaters von Max Reinhardt.