Szenen aus dem Film "Der Schuh des Manitu"
Bildrechte: picture alliance/United Archives | United Archives/IFTN

Szenen aus dem Film "Der Schuh des Manitu"

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

"Der Schuh des Manitu" reloaded: Fall für die "Comedy Polizei"?

Über 20 Jahre ist es her, dass "Der Schuh des Manitu" ins Kino kam. Michael "Bully" Herbig sagte, er würde den Film heute so nicht mehr drehen. Nun kündigte er einen Nachfolgefilm an: "Das Kanu des Manitu". Was kann man davon humoristisch erwarten?

Nachdem kaum mehr jemand damit gerechnet hatte, kommt er jetzt also doch: der Nachfolgefilm von "Der Schuh des Manitu". "Das Kanu des Manitu" soll 2025 in die Kinos kommen, wie die Produktionsfirma Constantin Film in München mitteilte. Beinahe 25 Jahre später – das ist eine lange Zeit.

Manche wunderten sich, dass Filmemacher Michael "Bully" Herbig seinem Erfolgsfilm "Der Schuh des Manitu" nicht sofort "Der Schuh des Manitu 2" hat folgen lassen. Aus rein finanziellen Aspekten hätte sich das durchaus gelohnt, zählt der Film doch nach wie vor zu einem der erfolgreichsten aus deutscher Produktion.

Es ist müßig, über Handlung und Charaktere von "Das Kanu des Manitu" zu spekulieren. Aber es wird durchaus interessant sein zu sehen, welche humoristische Klaviatur der Nachfolger im Vergleich zu seinem Vorgänger bespielen wird. In Bezug auf die Figur des "Winnetouch" etwa bestand die Komik von "Der Schuh des Manitu" größtenteils darin, homosexuelle Klischees zur Schau zu stellen. Zwar nicht bösartig, aber doch auf eine schenkelklopfende Art und Weise, die "Schwulsein" der Lächerlichkeit preisgab, auch wenn das nicht Herbigs Intention gewesen sein mag.

Humor und Zeitgeist

In einem Interview mit dem "Zeitmagazin" vom 22. Oktober 2015 [externer Link: möglicherweise Bezahl-Inhalt], antwortete Herbig auf die Frage, ob es ein Problem sei, wenn man beim (T)Raumschiff – Herbigs Film aus dem Jahr 2004 - die ganze Zeit über drei Schwule lacht? "Nee, und zwar weil wir die Figuren echt lieben. Ich finde, das waren immer charmante Figuren." Außerdem hätte man die Filme auch "mit schwulen Freunden geguckt". Die hätten "sich weggeschmissen", und "Tränen gelacht".

In Bezug auf den "Schuh des Manitu" äußerte sich Herbig seitdem aber kritischer. In einem Interview mit dem BR vom 16. Juni 2023 sagte er, dass man Humor einfach dem Zeitgeist anpassen müsse. "Ich würde den Film so wie damals nicht mehr machen, weil sich Humor natürlich auch verändert. Und nicht jede Pointe, die wir damals gemacht haben, hat gesessen. Aber es gibt offensichtlich immer noch einen Wunsch nach diesem Film, weil er ja nach wie vor im Fernsehen läuft."

Hat Humor Grenzen?

Die Diskussion darüber, was Humor darf und was nicht, sei übrigens nicht neu, fügte Herbig damals hinzu. "Die Diskussion haben wir vor 20 Jahren auch schon geführt." Letztlich sei es eben eine Sache, über die man nur schwer streiten könne. "Die sogenannte Gürtellinie ist bei jedem woanders", so Herbig. "Der eine hat sie am Hals, der andere am Knöchel."

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder diskutiert, ob Humor neben rechtlichen auch legitime Grenzen hat - zum Beispiel bei Jan Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan oder bei der Kabarettistin Lisa Eckhart, der nach Äußerungen in einer WDR-Sendung Antisemitismus vorgeworfen wurde.

Die Meinungen zur Frage gehen auch abseits solcher drastischen Beispiele weit auseinander: Während die eine einen bewussteren Umgang mit Sprache, Vergangenheit und Kultur fordert, warnt die andere Seite vor "Cancel Culture". So sagte Oliver Pocher im vergangenen Jahr im ZDF-Format "11 Fragen", dass sich das Humorumfeld in den vergangenen Jahren "deutlich verändert" habe. Jeder fühle sich "getriggert" und jede "Randgruppe" müsse "recht bekommen". Das sei schwierig für den ein oder anderen Comedian. "Sollte es nicht unser aller Ziel als Comedians sein, dass wir Orte schaffen, an denen sich vielleicht alle wohlfühlen können?", fragte dagegen Comedian Philipp Leinenbach im selben Format.

Bully sprach von "Comedy-Polizei"

Dieses Umfeld könnte auch ein weiterer Grund sein, warum Herbig seine Parodie der Winnetou-Filme mittlerweile nicht mehr so machen würde wie damals, wie er in der Talkshow "3 nach 9" im September 2022 sagte. Denn seiner Meinung nach sei, "die Comedy-Polizei" so streng geworden. Das nehme ein bisschen die Unschuld und Freiheit, sagte Herbig in der Fernsehshow von Radio Bremen. Wenn es einen Katalog gebe, über wen man Witze machen dürfe und über wen nicht, "dann wird es irgendwann Leute geben, die einfach sagen: 'Ich mach’ keine Komödien mehr - das ist mir zu heiß'".

Ihm selbst ist das Komödienmachen offensichtlich aber noch nicht zu heiß. Und man wird sehen, auf welcher Seite der sehr breiten Humor-Skala sich der Nachfolger von "Der Schuhe des Manitu" einsortieren wird.

Mit Material von dpa.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!