"Ohne die französische Aufklärung, die dann zur Revolution geführt hat, ohne eine gewisse Vorstellung von Fortschrittsdenken aus der Wissenschaft heraus gedacht - ohne das gäbe es die europäische Zivilisation heute nicht. Daran hat Frankreich einen ganz großen Anteil gehabt. Deswegen ist es jenseits von Gastronomie und Spaß eine ernste Sache." Frank Baasner
glaubt Frank Baasner, Leiter des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg. Doch die Begeisterung für Frankreich scheint nachzulassen. Jedenfalls in den Schulen. Immer weniger Schüler wollen französische Vokabeln pauken. Sie wählen die Sprache in den höheren Klasse ab wie Schülerin Franka, die Französisch in der 11. Klasse aufgegeben hat:
"Da habe ich einfach gemerkt, dass ich mich jetzt doch für Englisch entscheiden möchte, weil mir eben im Internet im Film und überall so oft Englisch. begegnet. Und ich wollte auf keinen Fall, wenn ich dann ein Jahr lang Englisch überhaupt nicht spreche, dass die Hemmschwelle dann wieder so hoch ist." Franka
Nur noch halb so viele machen Französisch-Abitur
Nur noch 20 Prozent der Jugendlichen haben Französisch im Abitur. Vor 50 Jahren waren es noch doppelt so viele.
"Früher gab es einfach nicht so viel Sprachvielfalt, da wurde einfach gesagt, ihr müsst Französisch lernen, wer Abitur machen will, braucht zwei Fremdsprachen. Generell ist gut, wenn junge Menschen möglichst viele Sprachen lernen. Das muss nicht Französisch sein. Ich sehe eher mit Sorge, dass überhaupt weniger Fremdsprachen gelernt werden, nach dem Motto, Englisch reicht doch, was soll das alles und das wäre natürlich auch ein Kulturverlust für Europa insgesamt." Frank Baasner
Konkurrenz durch andere Sprachen
Französisch hat in den letzten Jahren harte Konkurrenz bekommen. Spanisch und Italienisch sind beliebt. Auch Russisch und Chinesisch wird an vielen Schulen angeboten. Wenn aber immer weniger Kinder Französisch lernen, was bedeutet das für die deutsch französische Freundschaft? Noch ist sie nicht in Gefahr, sagt Frank Baasner, der seit Jahren die deutsch französischen Beziehungen untersucht. Nach wie vor gibt es zahlreiche Kooperationen, von der Städtepartnerschaft, dem Künstlerstipendium bis hin zum Schüleraustausch.
"Aber auch hier gilt natürlich, wenn man auf Dauer eine ganze Generation hat, wo nur noch sehr wenige die Sprache sprechen, dann wird das in der Kommunikation Schwierigkeiten bereiten." Frank Baasner
Exotik vor der eigenen Haustür
Frankreich ist einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands. 15 Prozent aller Berufstätigen brauchen Französisch für ihren Job. Obendrein: Frankreich liegt vor der Haustür. Wer Chinesisch lernt, hat es deutlich weiter, meint der Frankreich-Experte:
"Von daher ist es ein Irrtum zu glauben, die Exotik muss her, es muss weit weg liegen. Ich glaube auch Frankreich ist exotisch genug, wenn man sich darauf einlässt." Frank Baasner