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Politisch umstritten, musikalisch überzeugend: Roger Waters

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Antisemitisch? Roger Waters Konzert in München

Vor ausverkauftem Haus gab gestern Abend Pink-Floyd-Gründer Roger Waters ein Konzert in der Olympiahalle München. Noch einen Tag vorher hatte Münchens Oberbürgermeister Reiter das Konzert absagen wollen wegen Antisemitismus. Von Stefan Mekiska

Er könnte so schön friedlich auf Tournee gehen, der 74jährige Roger Waters. Als Rechteinhaber der Songs von Pink Floyd, als Leitwolf einer siebenköpfigen Band und von zwei famosen Sängerinnen – allesamt zwei Generationen jünger als er und schlicht hervorragend. Der Sound in der Olympiahalle München – ausverkauft mit 15.000 Zuschauern – ist so gut wie selten.

Politische Optik

Riesige Leinwände werden rund zweieinhalb Stunden mit aufwändigen Filmen bespielt: Da werden Geschichten erzählt von Migranten, von Müllsortierern und von Killerdrohnen. Und da kommen wir auch schon zum Problem von Roger Waters: Der alte Mann ist und bleibt ein politischer Kopf und Querkopf. Als Mitglied von BDS – für Boykott, Desinvestition und Sanktionen – kritisiert er die Siedlungs- und Palästinenserpolitik Israels, fordert andere Künstler vehement zum Boykott des Landes auf. Das macht ihn freilich noch nicht automatisch zum Antisemiten.

Die "deutsche Version" der Show

Für Deutschland mit seiner speziellen Vergangenheit hat er seine Show entschärft. Hier ist unübersehbar Donald Trump sein Lieblingsfeind. Der wird auf der Leinwand beim Song „Pigs“ zum Schwein, zu Hitler und bis zur nackten Blöße karikiert. Politiker – auch Benjamin Netanjahu und Angela Merkel – dienen als Kulisse zu „Money“. Aber Staatenlenkern bloße Geldgier zu unterstellen ist in dieser Pauschalität schlichtweg platt. Das Heliumschwein, das langsam durch die Halle schwebt, trägt in München keinen Davidstern, sondern neben einem Kreuz die Aufschrift „Stay Human – Bleib menschlich“.

Probleme mit der Stadt

Da die Stadt München im vergangenen Dezember beschlossen hat, allen Mitgliedern der israelkritischen Vereinigung BDS keine Räume mehr zu Verfügung zu stellen, wollte Oberbürgermeister Dieter Reiter laut eigener Aussage das Konzert am liebsten absagen. Doch die Olympiapark GmbH – eine Tochter der Stadt – hatte die Olympiahalle schon lange vor Dezember an Roger Waters vermietet. So wäre eine Absage zumindest sehr teuer gekommen. Roger Waters selbst meinte dazu gestern vor der Zugabe: Wer Popkonzerte verbietet, der würde bald auch wieder Bücher verbrennen.