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Der russische Außenminister Sergej Lawrow

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Russland schließt US-Konsulat und weist 60 Diplomaten aus

Fast einen Monat nach dem Gift-Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Skripal und dessen Tochter geht der diplomatische Streit in die nächste Runde: Russland beschloss am Abend weitere Gegenmaßnahmen - ganz spiegelbildlich zu denen der westlichen Länder.

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So kündigte Außenminister Lawrow an, 60 US-Diplomaten auszuweisen. Zudem werde man das US-Konsulat in St. Petersburg schließen und den US-Botschafter einbestellen, teilte er mit.

Damit verweist der Kreml exakt so viele Diplomaten des Landes, wie am Montag die USA. Auch zahlreiche europäische Länder, Kanada und Australien hatten wegen der Skripal-Vergiftung russische Diplomaten zur Ausreise aufgefordert.

Auch hier werde man entsprechend reagieren, sagte Lawrow. Geplant sei die jeweils gleiche Anzahl der Diplomaten aus diesen Ländern auszuweisen. Im Fall von Deutschland wären das dann vier Personen.

Russland fordert Ermittlungsakten

Der Fall "Skripal" sorgt seit Wochen für schwere diplomatische Verstimmungen. Der ehemalige Doppelagent und seine Tochter waren Anfang März bewusstlos auf einer Parkbank in der englischen Stadt Salisbury gefunden worden. Nach Angaben der britischen Behörden wurden sie mit dem Nervenkampftstoff Nowitschok vergiftet, das in der ehemaligen Sowjetunion hergestellt wurde.

Die Regierung in London hat dem russischen Geheimdienst die Schuld an dem Angriff gegeben. Der Kreml bestreitet die Vorwürfe und forderte die Herausgabe der Ermittlungsakten. Dagegen stellt sich bislang wiederum Scotland Yard.

Gift war wohl an der Haustür

Die britischen Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass Vater und Tochter wohl an der Haustür in Kontakt mit dem Nervengift gekommen waren. Dort wurde laut Polizeiangaben die höchste Konzentration des Stoffes festgestellt. Die Giftspuren an anderen Orten in der Stadt seien wesentlich geringer gewesen.

Laut Scotland Yard sind 250 Ermittler im Einsatz. Es sei eine der größten Untersuchungen der britischen Anti-Terroreinheit überhaupt bisher.

Tochter geht es besser

Gute Nachrichten kamen derweil aus dem Krankenhaus: Mit Julia Skripal gehe es stetig bergauf, ließ das Salisbury District Hospital mitteilen. Sie spreche gut auf die Behandlung an. Im kritischen Zustand befinde sich die 33-Jährige daher - im Gegensatz zu ihrem 66-jährigen Vater - nicht mehr. Dennoch müsse sie weiter rund um die Uhr von Experten umsorgt werden.

Der Gesundheitszustand von Sergej Skripal hingegen bleibe unverändert: "kritisch, aber stabil".