Grafik zu einem Gehirn im menschlichen Kopf mit bunten Farbtupfern
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Einheitliche Regeln auf EU-Ebene für den Umgang mit KI gefordert (Symbolbild)

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Wissing und Esken für kritischen Umgang statt Verbot von ChatGPT

Die SPD-Vorsitzende Esken und Digitalminister Wissing (FDP) haben sich gegen ein Verbot von ChatGPT ausgesprochen und stattdessen europaweit einheitliche Regeln für den Umgang mit KI gefordert. Italien hatte die Plattform zuvor vorläufig verboten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Digitalminister Volker Wissing (FDP) hat eine schnelle Regulierung für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) auf europäischer Ebene gefordert und Italiens Sperre der Plattform ChatGPT scharf kritisiert. Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken wandte sich gegen ein Verbot und rief dazu auf, in den Schulen den Umgang mit künstlicher Intelligenz und Programmen wie ChatGPT zum Thema zu machen.

Wissing für EU-weit einheitliche Regeln für Einsatz von KI

"Wir müssen jetzt klug reagieren und künstliche Intelligenz vernünftig regulieren, bevor es dafür zu spät ist. Das darf nicht wieder Jahre dauern", sagte Volker Wissing der "Bild am Sonntag". "Ich setze mich deshalb dafür ein, dass wir in Europa schnell einen gesetzlichen Rahmen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz schaffen, der sicherstellt, dass diese neue Technologie nur dann eingesetzt werden darf, wenn sie sich an europäische Werte wie Demokratie, Transparenz und Neutralität hält. KI-Systeme dürfen uns nicht manipulieren, sie müssen uns unterstützen."

Wissing: KI als Chance sehen

Dabei sieht der Minister in der Nutzung von KI auch riesige Chancen. "Es ist atemberaubend, was künstliche Intelligenz inzwischen kann", sagte Wissing der Zeitung. "Das Programm ChatGPT kann in Minuten Texte schreiben, für die Menschen Stunden oder Tage brauchen. Die künstliche Intelligenz ist im Alltag angekommen und sie wird unser Leben grundlegend verändern."

Aktuell sorgen der menschliche Sprache imitierende Text-Automat ChatGPT, Googles Konkurrenz-Software Bard sowie Programme, die Bilder auf Basis von Text-Beschreibungen erzeugen können für viel Aufsehen. Zugleich gibt es Sorgen, dass solche Technik auf Basis künstlicher Intelligenz zum Beispiel für die Verbreitung falscher Informationen missbraucht werden könnte.

Kritik an Verbot von ChatGPT in Italien

Wissing warnte vor Überreaktionen und nannte als warnendes Beispiel Italien, wo ChatGPT unter anderem wegen Datenschutzbedenken vorläufig gesperrt wurde. "Wenn alle Staaten in Europa diesem Vorbild folgen, werden bei uns keine KI-Anwendungen entwickelt", sagte er. "Dann werden wir uns in Zukunft nur noch mit chinesischen und amerikanischen Systemen auseinandersetzen müssen."

Der FDP-Politiker sieht die Gefahr, dass totalitäre Machtapparate die KI für ihre Zwecke missbrauchen. "Wir dürfen ihnen nicht das Feld überlassen. Wir brauchen europäische KI-Anwendungen, die auf einer vertrauenswürdigen gesetzlichen Basis entstehen", so der Minister. "Ein Verbot ist der völlig falsche Weg."

Esken fordert verpflichtenden Informatik-Unterricht an allen Schulen

Esken sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, gerade in den Bildungseinrichtungen sei ein souveräner Umgang mit der künstlichen Intelligenz notwendig. "Die Lösung kann also nicht sein, die Nutzung von Programmen wie ChatGPT zu verbieten." Die SPD-Chefin forderte, dass der Informatikunterricht für alle Schüler und Schülerinnen verpflichtend sein sollte. Lehrkräfte müssten die notwendige Zeit bekommen, um sich weiterzubilden.

Weiter sprach sich Esken dafür aus, den Unterricht der technologischen Entwicklung anzupassen. "Die Vermittlung und das Abprüfen von Wissen dürften in der Schule schon längst nicht mehr so eine große Rolle spielen", sagte die Sozialdemokratin. Stattdessen müsse es um den kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Werkzeugen und Informationen gehen.

Kritisches Denken statt Verboten im Umgang mit KI

"Insgesamt müssen wir in den Schulen die Fähigkeiten stärken, die uns Menschen von den Maschinen unterscheiden und die uns im Umgang mit ihnen stärken: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken." Anstatt den Schülerinnen und Schülern die Nutzung von ChatGPT für die Hausaufgaben zu verbieten, könne eine Fragestellung mithilfe des Programms bearbeitet werden. "In der Klasse können die Schülerinnen und Schüler dann die unterschiedlichen Ergebnisse vergleichen, bewerten und recherchieren, wie sie zustande gekommen sind", sagte Esken.

GPT steht für "Generative Pre-trained Transformer" und ist ein computergestütztes Modell, das dazu entwickelt wurde, Text zu erzeugen. ChatGPT verwendet KI, um menschenähnliche Gespräche zu führen und Benutzern Informationen oder Hilfe zu liefern. Der Chatbot formuliert seine Texte, indem die Software Wort für Wort die wahrscheinliche Fortsetzung eines Satzes einschätzt. Eine Folge des Verfahrens ist aktuell, dass sie neben korrekten Angaben auch völlig falsche Informationen erfindet - für Nutzer aber kein Unterschied erkennbar ist.

Mit Informationen von dpa und KNA

quer vom 13.4.2023
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quer vom 13.4.2023

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