Vorwürfe gegen Oxfam

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Wenn Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu Tätern werden

Nach dem Sex-Skandal bei Oxfam müssen weitere Hilfsorganisationen nach Recherchen des ARD-Politmagazins "report München" eingestehen, dass Mitarbeiter Menschen in Not oder Kollegen sexuell belästigt oder missbraucht haben. Von Fabian Mader

Über dieses Thema berichtet: report MÜNCHEN am .

Laut einer Umfrage von "report München" unter den 50 größten Hilfsorganisationen hat es in den vergangenen Jahren mindestens 132 bestätigte Fälle von sexuellem Missbrauch, sexueller Belästigung oder Ausbeutung gegeben. Angefragt wurde über die deutschen Niederlassungen. Die Opfer sind Menschen, die in Not Hilfe suchen oder aus dem Kollegenkreis stammen.

Zahlreiche Fälle bestätigen gegenüber "report München": Care International, UNICEF, Amnesty International, SOS Kinderdorf International, die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Save the Children und Ärzte ohne Grenzen.

Menschenrechtsaktivistin kritisiert Zustände

Für die Menschenrechtsaktivistin Inge Bell sind Kontakte zu Prostituierten oder sexueller Missbrauch durch Mitglieder von Hilfsorganisationen seit vielen Jahren ein offenes Geheimnis.

"In Kriegs- und Krisengebieten sind Frauen und Mädchen die Verliererinnen – und um zu überleben, um das blanke Überleben zu gewährleisten, verkaufen sie alles, was sie haben, und das ist letztlich nur noch ihr Körper. Und leider ist es eben so, dass sich auch internationale Friedenshelfer zu Schulden kommen lassen, diese Notfallsituation auszunutzen." Inge Bell 

Bell sagte "report" weiter, die Institutionen hätten viel zu lange versucht, diese Fälle totzuschweigen.

Meldesysteme teilweise noch im Aufbau

Viele Hilfsorganisationen haben erst vor wenigen Jahren damit begonnen, professionelle Meldesysteme zu etablieren. Teilweise befinden sie sich noch im Aufbau. Nach Aussagen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, UNHCR, sind die dokumentierten Fälle von sexuellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung in den vergangenen Jahren auch deshalb gestiegen – erst durch die Verbesserung des Meldesystems kommen viele Beschwerden demnach ans Licht.