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Was Skigebiete für die Umwelt tun

Nachhaltigkeit und alpines Skifahren - kann das zusammengehen? Immer mehr Skifahrer fragen sich das. Die Betreiber der Skigebiete versuchen sich deshalb an neuen Konzepten, die einen möglichst umweltschonenden Wintersport ermöglichen sollen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt.

Bei diesem Start in die Wintersaison haben Liftbetreiber, Hoteliers und natürlich alle Skifahrer mit der Zunge geschnalzt: Endlich liegt auch mal Naturschnee auf den Pisten und rechts und links von der Strecke ist es weiß und nicht braun oder grün, wie in den letzten Jahren.

Dass Skifahren und vor allem der Massentourismus, der damit einhergeht, die Umwelt belasten, dürfte allen klar sein. Die Skigebiete stellen deshalb auch Einiges auf die Beine, um nachhaltigen Fragen begegnen zu können.

"Die Gäste fragen ganz stark nach, nach Nachhaltigkeit. Nach ökologischen Aspekten. Und auch nach den Wurzeln. Das ist auch oben bei den Hütten so. Wo kommen die Produkte her. Aber auch wie ist das im Skibetrieb. Wie wird der Schnee produziert?" Anita Baumgartner, Sikiwelt Wilder Kaiser-Brixental

World Snow Award für "Wilder Kaiser-Brixental"

Anita Baumgartner von der Skiwelt "Wilder Kaiser-Brixental" in Tirol/Österreich glaubt zumindest die meisten Fragen locker beantworten zu können. Die Tiroler Skiwelt ist 2017 in London mit dem "World Snow Award" als Öko-Skigebiet des Jahres ausgezeichnet worden. Für Hansi Haselsberger, Gründer der Bergbahn Scheffau, sind die Zeiten der Expansion sowieso vorbei.

"Wir können eigentlich nur noch investieren auf Qualität. Und es ist auch nicht schade drum. Und ich bin der Meinung, wir sind ausreichend versorgt mit Aufstiegshilfen und da gibt’s bei uns eine ziemlich starke Konzentration." Hansi Haslberger, Gründer der Seilbahn Scheffau

Solarlifte und Ökostrom

Beschneit wird natürlich auch in der Skiwelt. Das Skigebiet „Wilder Kaiser-Brixental“ ist zwar eines der größten weltweit, die Gipfel liegen aber allesamt unter 2.000 Metern. Die 15 Schneiteiche für den Kunstschnee werden aber natürlich – zumindest vorwiegend – aus der Schneeschmelze oder von Niederschlägen befüllt. Und nicht nur das, wirbt Anita Baumgartner.

"So hat die Skiwelt zum Beispiel 2008 den ersten solarbetriebenen Lift weltweit gebaut. Zum Beispiel mit Energieumwälzung werden Hütten beliefert. Mit Strom, so dass die keinen anderen Strom brauchen und das ganze Skigebiet mit den Beschneiungsanlagen wird zum Beispiel nur mit Ökostrom betrieben, von der Tiroler Wasserkraft." Anita Baumgartner, Sikiwelt Wilder Kaiser-Brixental

Pistenausmessung zur optimalen Schneeverteilung

Ein GPS-gesteuertes Pistenmanagement haben mittlerweile auch die bayerischen Skigebiete Brauneck, Wallberg, Spitzingsee und Sudelfeld.

"Das heißt, das Gelände des Skigebiets wird in der schneefreien Zeit, im Sommer, dann vermessen. Das ist dann die Datenbasis für dieses System. Und im Winter erkennt dann die Pistenraupe, durch die Satellitendaten, wie viel Schnee sie unter sich hat, wo mehr Schnee liegt, wie man das eben optimal auf der Pistenfläche verteilen kann und hat natürlich ein riesiges ökonomisches und ökologisches Einsparpotential." Antonia Asenstorfer, Alpen Plus Verbund 

Das größte Problem bleibt der Reiseverkehr

Ob jetzt bei den Sesselbahnen am Wallberg die Abwärme der Sesselbahnen zum Beheizen der Gastronomie auf der Bergstation genutzt wird, oder ob im Allgäuer Söllereck, im Skigebiet Oberstdorf-Kleinwalsertal, mit Ökostrom aus Wasserkraft über 200 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden: Für Thomas Frey, vom BUND-Naturschutz in Bayern, kann jeder Skifahrer immer noch bei der An- und Abreise den größten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

"Das Problem am Skitourismus ist einfach, dass sehr viel Tagestourismus auch stattfindet, der dann eben zum entsprechenden Stau führt und das eben einen wahnsinnigen Druck auf die Alpentäler gibt, die Zufahrtsstraßen auf diese Spitzenlasten auszubauen." Thomas Frey, BUND Naturschutz, Bayern

Was das am Autobahnende vor Garmisch oder auf der B19 im Allgäu bedeutet, macht Hansi Haselsberger von der Bergbahn Scheffau deutlich. Da fällt bei Kaiserwetter quasi eine Kleinstadt am "Wilden Kaiser" ein.

"Wir haben an Spitzentagen bis zu 50.000 Gäste im Skigebiet. Das glaubt man fast gar nicht. Das sind Größenordnungen. Die sind zwar nicht mehr so groß, die Spitzentage, weil sich’s besser aufteilt. Natürlich bei Schönwetterwochenende, da spitzt es sich schon sehr zu. da ist die Verkehrsbelastung schon sehr groß." Hansi Haslberger, Gründer der Seilbahn Scheffau

Die Bahn als Alternative

Die meisten Skigebiete in Bayern wollen deshalb auch die Anreise mit der Bahn attraktiver machen. Antonia Asenstorfer, vom Alpen Plus Verbund hat gerade die Tagestouristen im Visier. 

"Grad mit den Kombi-Tickets, da arbeiten wir mit der BOB zusammen, da hat man dann eben die Zugfahrt hin und zurück, das Skiticket und auch die Busverbindung vom Bahnhof zum Skigebiet oder zur Talstation mit dabei." Antonia Asenstorfer, Alpen Plus Verbund 

Für Skifahrer wie Stefan ist die Anreise ins Allgäu, mit der Bahn, dennoch eher keine Option.

"Ja, ich hab drei Kinder, komme aus Baden-Württemberg. Das ist schon 'ne Strecke. Und mit dem ganzen Gepäck, da ist der Kofferraum eh voll. Also das alles im Zug zu transportieren, wäre Käse, das geht gar nicht." Stefan, Skifahrer

Wobei Skitouristen, die länger als nur einen Tag oder das Wochenende bleiben, sowieso grundsätzlich nachhaltiger unterwegs sind. Bei allen ökologisch sinnvollen Anstrengungen der Skigebiete, haben die bayerischen jetzt schon einen entscheidenden Vorteil gegenüber den hochalpinen Konkurrenten in Österreich: Die bessere Verteilung, sagt Thomas Frey vom BUND.

"Der richtige Weg ist sicher in die Breite zu investieren. Da hat Bayern wirkliche eine gute Basis. Diese Breite im Ganzjahrestourismus auszubauen ist der richtige Weg und das ist auch der ökologisch richtige." Thomas Frey, BUND Naturschutz Bayern