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Was bringt eine Bürgerversicherung?

Für die SPD gilt: Soll es zu einer Neuauflage der Große Koalition kommen, dann muss auch ein konkreter Plan zur Einführung einer Bürgerversicherung her. Doch wovon sprechen wir da ganz genau? Frank Aischmann erklärt's.

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Die Mehrheitsverhältnisse sind eindeutig: Neun von zehn Bundesbürgern sind heute gesetzlich krankenversichert, privat dagegen nur einer von zehn. Unter den Privatversicherten sind Beamte und Selbständige, außerdem Angestellte, wenn sie pro Monat mehr als 4.800 Euro verdienen.

Die Beitragshöhe von gesetzlich Versicherten richtet sich nach dem Lohn, Kinder und Ehepartner ohne Einkommen sind kostenlos mitversichert. Bei privat Krankenversicherten dagegen zählen Gesundheit, Alter und der gewählte Umfang des Versicherungsschutzes - und zwar pro Versicherten.

Eine Versicherung für alle statt Doppelsystem

Die Bürgerversicherung beendet dieses Doppelsystem - zugunsten einer paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bezahlten gesetzlichen Versicherung, in die alle einzahlen, auch Beamte und Selbständige. Die Beiträge werden nicht nur auf den der Lohn fällig, sondern zum Beispiel auch auf Kapitaleinkünfte. Das würde helfen, den Beitragssatz niedrig zu halten.

Gefordert wird die Bürgerversicherung von der SPD, den Grünen und der Linken. Ihr wohl konsequentester Verfechter ist SPD-Politiker Karl Lauterbach: "Der Vorteil einer Bürgerversicherung ist, dass es die Zwei-Klassen-Medizin nicht mehr gäbe. Und es gäbe bezahlbare Prämien für die Privatversicherten, so dass die eben dann auch nicht pleite sind."

Gegenmodell Gesundheitsprämie

Kurz nach ihrer Vorstellung durch die SPD im Jahr 2003 legten Union und FDP ein Gegenmodell vor: die Gesundheitsprämie oder - weniger liebevoll - Kopfpauschale. Die anfallenden Kosten werden auf alle gesetzlich Versicherten umgelegt. Es entsteht ein fester, lohnunabhängiger Satz für alle, plus Sozialausgleich für Geringverdiener. 

Das sagen Gegner der Bürgerversicherung

Gegner der Bürgerversicherung haben diese drei Hauptargumente: Fällt der Wettbewerb weg zwischen gesetzlichen und privaten Kassen, dürften die Patientenversorgung und der medizinische Fortschritt leiden, ohne dass Geld gespart wird. Auch ein Ende der Zwei-Klassen-Medizin werde es nicht geben, weil weiterhin Zusatzversicherungen für ergänzende Leistungen fällig würden. Außerdem würden durch den Übergang zur Bürgerversicherung mehr als 50.000 Stellen in der privaten Krankenversicherung wegfallen.