Verfassungsschutz stuft Anastasia-Bewegung als Verdachtsfall ein (Symbolbild)
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Die sogenannte "Anastasia-Bewegung" tritt sehr naturverbunden auf (Symbolbild)

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Verfassungsschutz stuft Anastasia-Bewegung als Verdachtsfall ein

Die sogenannte "Anastasia-Bewegung" tritt naturverbunden auf. Ihre Anhänger sind Selbstversorger in Siedlungsprojekten etwa in Brandenburg. Das klingt harmlos - doch Verfassungsschutz-Chef Haldenwang sieht radikale und antisemitische Tendenzen.

Die sogenannte "Anastasia-Bewegung" rückt stärker ins Visier des Verfassungsschutzes. Gestern hatte der Brandenburger Landesverfassungsschutz die Gruppierung als extremistischen Verdachtsfall eingestuft. Nun wird sie auch bundesweit als Verdachtsfall beobachtet.

"Die Ideologie der Anastasia-Bewegung ist dazu geeignet, auch Personen zu radikalisieren, die zuvor nicht in extremistischen Zusammenschlüssen aktiv waren", begründete der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Thomas Haldenwang, im Interview mit der Zeitung "taz" die Entscheidung.

Er warnte außerdem vor rechtsextremen Kontakten der Anhänger: "Wir nehmen Verbindungen von Akteuren der Anastasia-Bewegung zu Reichsbürgern und Selbstverwaltern wahr", so Haldenwang. "Eine mögliche Gefahr durch die Anastasia-Bewegung besteht in derartigen Vernetzungen und dem daraus entstehenden Rekrutierungspotenzial."

Verfassungsschutz sieht antisemitische und antidemokratische Ideologie

Dem Bericht der "taz" zufolge wirft das BfV der Bewegung vor, dass sie über eine Buchreihe "antisemitische Ressentiments verbreitet und sich dabei auch klassischer Stereotypen eines sozialen, politischen wie auch religiösen Antisemitismus bedient". Zudem enthalte die Buchreihe demokratiefeindliche und rassistische Inhalte.

Ähnlich argumentiert auch der Brandenburger Landesverfassungsschutz. In einer Mitteilung ist die Rede von hinreichend gewichtigen Anhaltspunkten, "dass es sich bei der Anastasia-Bewegung um eine Bestrebung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung handelt". Die Buchreihe enthalte eine in Teilen völkische, rassistische und antisemitische Ideologie.

Anastasia-Bewegung vor allem in Brandenburg aktiv

Bei der Buchreihe handelt es sich um zehn Werke des zeitgenössischen russischen Autors Wladimir Megre, auf die sich die "Anastasia-Bewegung" beruft. Ihre Anhänger leben als Selbstversorger, eng verbunden mit der Natur, auf selbst gegründeten "Familienlandsitzen". Dem Anastasia-Netzwerk werden inzwischen mehrere Siedlungsprojekte zugeordnet, vor allem in Brandenburg.

Im Audio: Der Anastasia-Kult: So leben Menschen in der Bewegung

Symbolbild: Hand berührt Pflanzen in einem Feld
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Leben im Einklang mit der Natur - das ist nur eine der Lehren der Anastasia-Bewegung.

Das größte befindet sich im Ortsteil Grabow der Brandenburger Gemeinde Heiligengrabe (Landkreis Ostprignitz-Ruppin). Der brandenburgische Verfassungsschutz rechnet gegenwärtig fünf "Familienlandsitze" der Anastasia-Bewegung zu. "Das Personenpotenzial liegt im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich", sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Gruppe unterhalte aber auch Verbindungen insbesondere nach Österreich und in die Schweiz. Das Gewaltpotenzial schätzen die Behörden als gering ein.

Das bedeutet die Einstufung als Verdachtsfall

Bei einer Einstufung als Verdachtsfall dürfen die Verfassungsschutzbehörden geheimdienstliche Mittel zur Beobachtung einsetzen. Darunter fallen etwa Observationen oder das Sammeln von Informationen über sogenannte V-Leute.

Mit Informationen von AFP und dpa

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