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US-Pastor Andrew Craig Brunson

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USA und Türkei: Streit über Pastor eskaliert

Seit 2016 sitzt US-Pastor Brunson im Gefängnis. Dabei scheint es der Türkei weniger um den Pastor zu gehen, sondern um Gülen, den islamischen Prediger, den sie für den Putschversuch verantwortlich macht. Der lebt in den USA. Von Karin Senz

Präsident Recep Tayyip Erdogan schlug den USA schon im vergangenen Jahr einen Austausch vor: Andrew Brunson gegen Fethullah Gülen. Die USA sind nicht drauf eingegangen. Damit blieb auch Brunson in Haft – bis vergangene Woche. Da hatten viele gehofft, dass er frei kommt. Ein Gericht entließ ihn aber nur in den Hausarrest – aus gesundheitlichen Gründen.

USA verhängt Sanktionen gegen Türkei

US-Präsident Donald Trump twitterte: Dieser unschuldige Mann des Glaubens muss sofort frei gelassen werden. Er drohte mit großen Sanktionen. Die haben die USA jetzt verhängt. Sie fror mögliche Vermögen von Justizminister Abdulhamid Gül und Innenminister Süleyman Soylu ein. Außerdem dürfen US-Unternehmen keine Geschäfte mehr mit ihnen machen. Die türkische Lira stürzte auf ein Rekordtief.

Für das Weiße Haus spielen die beiden Minister aus der Türkei führende Rollen im Fall des 50 Jahre alten Pastors aus North Carolina. Gül twitterte schnell, er habe keine Vermögen im Ausland.

Türkei droht mit Gegenmaßnahmen

Die Türkei protestierte gegen die Sanktionen und drohte mit Gegenmaßnahmen. Außenminister Mevlüt Cavusoglu twitterte: Niemand würde der Türkei irgendetwas diktieren. Die Sanktionen würden nicht ohne Antwort bleiben. Wie die Antwort aussehen könnte, sagte sie aber nicht.

Nach Angaben des US-Außenministeriums wollen sich Cavusoglu und sein US-Amtskollege Mike Pompeo am Wochenende am Rande einer Veranstaltung in Singapur treffen. Man setze weiter auf Diplomatie.

Erdogan wehrt sich gegen Drohungen

Präsident Erdogan hatte den USA am Mittwoch, noch bevor die Sanktionen in Kraft traten, eine evangelikale, zionistische Mentalität vorgeworfen.

"Diese Drohung gegen uns dient niemandem. Die Türkei so zu bedrohen, ein Land, das immer noch mit den USA Seite an Seite kämpft und sich extrem solidarisch zeigt in der Nato – das passt nicht zu ihnen. Und Entschuldigung, aber wir schätzen solche verbalen Drohungen nicht." Der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan

Brunson hatte Kirchengemeinde ein Izmir

Andrew Brunson hatte mehr als 20 Jahre lang eine Kirchengemeinde ein Izmir an der türkischen Ägäis-Küste betreut. Kurz nach dem Putschversuch vor zwei Jahre wurde er festgenommen. Er soll Verbindungen zur verbotenen kurdischen PKK und gleichzeitig zur Gülen-Bewegung gehabt haben.

Im April begann sein Prozess. Als er Mitte des Monats nach einem Verhandlungstag wieder nicht entlassen wurde, twitterte Trump, Brunson werde schon viel zu lange als Geisel gehalten. Er werde etwas unternehmen, um ihn zu befreien.

Die Türkei verweist immer wieder auf die Unabhängigkeit ihrer Justiz. Sie fordert gleichzeitig, dass die USA Fethullah Gülen ausliefern. Der Prozess gegen Andrew Brunson soll am 12. Oktober weiter gehen