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Donald Trump in Davos

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Thomas Mayer, Finanzexperte: Trump könnte beißen

In Davos erklärt US-Präsident Trump seine protektionistische Politik. Gerade hat er noch Strafzölle für den Import von Sonnenkollektoren und Waschmaschinen verkündet. Prof. Thomas Mayer, Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank dazu in der BR-radiowelt.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Prof. Thomas Mayer ist Gründungsdirektor des unabhängigen Forschungsinstituts Flossbach von Storch in Köln. Früher war er Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Bayern 2-radioWelt: Ein Jahr nach der Amtsübernahme von Donald Trump geht es der US-Wirtschaft besser denn je. Doch Trump kündigt Freihandelsverträge oder erzwingt beteiligte Staaten zu Neuverhandlungen. Wie hat das den globalen Handel bisher beeinflusst?

Thomas Mayer, Finanzexperte: Bisher so gut wie gar nicht. Trump hat mehr Geräusche gemacht, als tatsächlich einzugreifen. Die Absage an TTIP war im Grunde kein Rückschritt, sondern das wurde einfach nicht gemacht. Die Verhandlungen mit NASDA gehen weiter, da wurde nichts Drastisches gemacht. Es gibt immer noch keine Mauer nach Mexiko. Trump hat auch keinen Handelskrieg mit China angefangen - er sieht sich sogar als guter Freund von Xi Jinping. Jetzt kommt allerdings eine Wende hin zu Taten, die einen bedenklich stimmen können: Die Strafzölle auf Solaranlagen und Waschmaschinen sind vornehmlich an China gerichtet. Isoliert betrachtet, ist das kein großes Problem, aber wenn das der Einstieg in eine neue Strategie ist, in der man die Welthandelsorganisation umgeht und vermeintliche Handelsprobleme bilateral lösen will durch Strafzölle, dann kann es natürlich zu einem Handelskrieg kommen. Das wäre ganz schlecht für die weltwirtschaftliche Entwicklung.

radioWelt: Führt das dann dazu, dass auch amerikanische Waren mit Strafzöllen belegt werden?

Thomas Mayer: Sollte es ernst werden, würde China zurückschlagen. Dann wäre die Frage, wer als nächstes dran ist. Deutschland hat einen weit größeren Handelsüberschuss als China. Stünden wir als nächstes im Visier, wäre das äußerst unangenehm, denn das könnte zu einem Handelskonflikt zwischen der EU und den USA führen. Das könnte sich als Buschfeuer ausbreiten. Man muss aber sagen: Trump hat jetzt eine Steuerreform hingelegt, von der die amerikanische Industrie begeistert ist. Auch die deutschen Firmen, die in den USA produzieren, werden davon profitieren.

radioWelt: Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos geben sich normalerweise die Globalisierungsanhänger ein Stelldichein. Wenn man die Eröffnungsrede von Xi Jinping vom letzten Jahr mit seinen Taten vergleicht, hat China mit Freihandel auch nicht viel am Hut. Ist Trump letztlich nur ehrlicher?

Thomas Mayer: Trump ist ein wenig wie ein Spiegelbild von Xi Jinping, der freihändlerisch redet, aber sehr stark merkantilistische Interessen verfolgt und die Wirtschaft abschottet, wo es geht. Trump redet sehr protektionistisch, hat aber bisher noch nicht viel gemacht - bis auf die beiden erwähnten Maßnahmen. Er ist ein Hund, der laut bellt - im Gegensatz zu einem stillen Hund, der aber durchaus beißt. Dass auch Trump irgendwann beißt, kann man aber nicht ausschließen. Wir haben ihn ja kennengelernt als einen Charakter, der nicht sehr stabil und vorhersehbar ist, wenngleich er sich selbst als stabiles Genie bezeichnet. Wenn er aber so wie bisher weitermacht, hat er die Chance, in die Geschichte der USA einzugehen als ein Präsident, der nicht unbedingt etwas Schlechtes gemacht hat. Außer er ändert seinen Kurs wieder aus einer Laune heraus.