Castorbehälter in Zwischenlager
Bildrechte: picture-alliance / dpa | Ferdinand Ostrop

Solange kein Endlager gefunden ist, müssen die Castorbehälter mit Atommüll in den Zwischenlagern bleiben.

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Suche nach Atommüll-Endlager: Wann werden Fortschritte sichtbar?

Die Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll zieht sich in die Länge – der Standort dafür soll frühestens 2046 feststehen. Beim Forum Endlagersuche, das die Öffentlichkeitsbeteiligung sicherstellen soll, wurde Ungeduld spürbar.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wann wird die Arbeit der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) endlich sichtbar? Und zwar ganz konkret, auf neuen Landkarten? Diese Fragen wurden laut beim bundesweiten Forum Endlagersuche, das im sachsen-anhaltinischen Halle und online stattfand.

Die Endlagersuche dauert länger als vorgesehen

Hintergrund ist der stark gestreckte Zeitplan. Die Suche nach dem Standort für das deutsche Atommüll-Endlager soll statt wie ursprünglich vorgesehen 2031 erst 2046 oder noch später abgeschlossen sein. Andererseits ist bereits für 2027 ein weiterer wichtiger Schritt geplant: Dann sollen etwa fünf Suchregionen feststehen, die genauer auf die Eignung für ein Endlager untersucht werden.

Drei Jahre lang änderte sich nichts auf der Landkarte

Der offizielle Stand der Suche ist jedoch einstweilen noch der gleiche wie beim ersten Zwischenbericht "Teilgebiete der BGE" im Jahr 2020: 54 Prozent der Fläche Deutschlands sind für die Suche nach dem Endlager noch im Rennen, und sogar zwei Drittel Bayerns. Von diesen riesigen Flächen soll dann im nächsten Schritt in nicht einmal fünf Jahren nur noch ein kleiner Bruchteil übrig bleiben, wahrscheinlich weniger als ein Prozent des Bundesgebiets. Damit das Ergebnis dieses Prozesses hinterher allgemein akzeptiert wird, ist eine wirksame Beteiligung der Öffentlichkeit in allen Phasen nötig. So die Philosophie des Standortauswahlgesetzes von 2017. Die BGE muss transparent machen, wie sie den Suchraum Stück für Stück reduziert.

BUND sieht bewusste Verzögerungstaktik

Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) äußerte harte Kritik. Die BGE habe intern bereits Ergebnisse, deren Konsequenzen sie nicht veröffentliche. Sie halte die Öffentlichkeit bewusst noch sehr lange im Dunkeln darüber, welche Standorte in Betracht kommen. So lange noch mehr als die Hälfte Deutschlands bei der Endlagersuche im Rennen sei, fühle sich kaum jemand betroffen – deshalb bleibe die Beteiligung der Öffentlichkeit niedrig.

Wäre ein Endlager in Norddeutschland von Gletschern bedroht?

Konkret geht es dem BUND darum, möglicherweise Tongebiete in Norddeutschland aus der Endlagersuche auszuschließen. Mit der Begründung, dass dort Gletscher in einer potenziellen Eiszeit in ferner Zukunft tiefe Rinnen in den Boden schürfen könnten – und so das Endlager beschädigen. Die BGE antwortete auf dem Forum, der Forschungsbericht zu den Auswirkungen von Kaltzeiten auf ein Endlager sei inzwischen veröffentlicht. Zwischenergebnisse, welche Gebiete aus der Suche ausgeschlossen werden sollen, könne man aber erst nach einer internen Qualitätskontrolle veröffentlichen.

Im Herbst 2024 soll es Neuigkeiten geben

Konkret sieht das weitere Verfahren so aus: Voraussichtlich im Oktober oder November 2024 wird die BGE ein neues Online-Tool veröffentlichen. Darin werden dann tatsächlich in Landkarten sichtbar weitere Gebiete als ungeeignet für ein Endlager ausgewiesen sein. Allerdings immer mit dem Hinweis, dass es sich um einen nicht verbindlichen Zwischenstand handelt. Diese Karten sollen danach jährlich aktualisiert werden.

Geologen wollen lieber wenig Berichte schreiben

"Wir wollen nicht zu umfangreiche Zwischenberichte schreiben, sondern kompakte Infos liefern", kündigte die Sprecherin der BGE, Dagmar Dehmer, an. Eine Karte, plus kurze Begründungen, warum ein Gebiet ausgeschlossen werden soll. Geologen, die Berichte schreiben, können in der Zeit nicht ihre eigentliche Arbeit tun, gab sie zu bedenken: "Man kann nicht arbeiten, wenn man dauernd nur kommuniziert, was man gerade macht." Dem BUND ist die bisher zugesicherte Weitergabe von Informationen jedoch zu wenig. "Aktuell läuft es darauf hinaus, dass die BGE in einem Jahr bekanntgibt, was heute schon Faktenlage ist", so BUND-Vorsitzender Olaf Bandt.

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