Ein Junge beim Homeschooling
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Immer mehr Kinder leiden psychisch unter der Corona-Pandemie

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Studie: Bei vielen Kindern schlägt Corona auf die Psyche

Wie eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigt, sind knapp ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie bei fast jedem dritten Kind psychische Auffälligkeiten zu beobachten. Und die Sorgen und Ängste der Kinder nehmen zu.

Viele Kinder leiden unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen. Laut einer aktuellen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), zeigt fast jedes dritte Kind in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Wie die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer, erklärte, seien depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen verstärkt zu beobachten.

Lebensqualität hat sich weiter verschlechtert

Bereits im Frühjahr 2020 hatte das UKE eine sogenannte Copsy-Studie durchgeführt. Schon damals zeigte die Erhebung eine Verschlechterung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu der Zeit vor der Corona Krise. Diese Verschlechterung hat sich im Verlauf der zweiten Untersuchung nochmals verstärkt, heißt es vom UKE. So fühlten sich aktuell 85 Prozent der befragten Kinder laut Untersuchung in der Corona-Krise belastet. Im Juni spürten 71 Prozent seelische Belastungen. Sieben von zehn Kindern empfinden ihre Lebensqualität als gemindert, bei der ersten Befragung war es noch sechs von zehn Kindern - und vor der Pandemie drei von zehn.

Viele Kinder haben Angst vor der Zukunft

Grund für die seelischen Belastungen ist laut UKE vor allem der Rückgang von sozialen Kontakten während des Homeschoolings. Gerade bei jüngeren Kindern seien Ängste, Sorgen und psychosomatische Belastungen akut, sagte Ravens-Sieberer. Viele Kinder äußerten Ängste vor der Zukunft und Kontaktrückgang. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und mit Migrationshintergrund.

Schlechte Ernährung und fehlende Bewegung belasten zusätzlich

Die geltenden Beschränkungen führen aber nicht nur zu mehr Einsamkeit. Auch die Ernährung habe sich verschlechtert, so die Leiterin der Studie. Der Konsum von Süßigkeiten habe zugenommen und viele Kinder würden keinen Sport mehr treiben. Auch der Medienkonsum sei angestiegen, erklärt Ravens-Sieberer. Das habe natürlich auch mit dem Online-Unterricht zu tun. Das Homeschooling würden die Schüler inzwischen als viel anstrengender empfinden als noch im Frühsommer.

Auch die Eltern sind am Anschlag

Kinder und Jugendliche würden zudem über mehr Streit mit den Eltern berichten. Die Familien würden sich wirklich große Mühe geben, alles unter einen Hut zu bekommen, sagt Ravens-Sieberer mit Blick auf Homeschooling und Arbeitsbelastung. "Die Eltern sind aber am Anschlag." Sie bräuchten deshalb dringend eine Perspektive und Unterstützung.

Studie nicht "überdramatisieren"

Die Wissenschaftler des UKE betonen, das nicht jede psychische Auffälligkeit zu einer psychischen Störung wird. Sie wolle die Ergebnisse der Befragung nicht "überdramatisieren", betont Ravens-Sieberer. Aber man müsse die Ergebnisse sehr ernst nehmen. Auch wenn Schule derzeit nur eingeschränkt möglich sei, müsse geschaut werden, dass es nicht nur um Lernerfolg gehe, sondern der Kontakt zu den Kindern erhalten bleibe. Sie bräuchten Zuspruch und Motivation.

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