Zustellerinnen und Zusteller der Post bei der Kundgebung in Halle.
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Zustellerinnen und Zusteller der Post bei der Kundgebung in Halle.

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Streik bei Post geht weiter: Briefe und Pakete bleiben liegen

Tag sechs in den Warnstreiks bei der Post. Verdi pocht weiterhin auf 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten, das Management schüttelt bei so einer hohen Zahl den Kopf. Wer auf ein Paket oder einen Brief wartet, der könnte etwas Geduld brauchen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bundesweit bleiben auch am Samstag wieder viele Briefe und Pakete bei der Post liegen: Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post rief die Gewerkschaft Verdi den dritten Tag in Folge zu Streiks auf. Nach Schätzungen der Deutschen Post waren etwa 20 Prozent der Paket- und neun Prozent der Briefsendungen betroffen. Das Unternehmen kritisierte den Warnstreik als "überzogen" und bekräftigte die Bereitschaft, bei der nächsten Verhandlungsrunde am 8. Februar ein neues Angebot vorzulegen.

Der Warnstreik sollte nach Angaben der Gewerkschaft ganztägig ausgewählte Betriebe in den Paket- und Briefzentren betreffen. Bereits am Donnerstag und Freitag hatte es Streiks bei der Deutschen Post gegeben. Daran beteiligten sich laut Verdi bundesweit insgesamt rund 24.000 Beschäftigte.

Auswirkungen je nach Standort unterschiedlich

Das Unternehmen bezifferte die Zahl der Streikenden am Samstagvormittag auf rund 13.500 Beschäftigte - dies sei etwas mehr als ein Drittel der für Samstag eingeplanten Beschäftigten an den betroffenen Standorten. Der Post-Sprecher sagte, dass die Warnstreik-Beteiligung in den einzelnen Regionen und Standorten unterschiedlich hoch ausfalle, wodurch sie sich auch unterschiedlich auswirke. Verzögerungen bei der Abholung und Auslieferung von Briefen und Paketen könnten dazu führen, dass die Sendungen "erst einige Tage später, das heißt je nach Ende der Streikaktivitäten vor Ort erst in der kommenden Woche ausgeliefert werden können".

Bestreikt wurde zum Beispiel die Zustellung im Raum Bonn, in Bochum und im Münsterland - dort blieben viele Briefe und Pakete liegen und wurden nicht ausgetragen. Auch Mannheim, Stuttgart und Freiburg waren betroffen. Gewerkschafter zeigten sich zufrieden mit den Arbeitsniederlegungen. "Es läuft gut", sagte der für Postdienste zuständige Verdi-Landesfachbereichsleiter in NRW, Thomas Großstück. Eine Sprecherin des Verdi-Bundesverbandes sprach von einer ausgesprochen hohen Beteiligung.

Die Forderung: 15 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland, sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr. Begründet wird die Forderung unter anderem mit der Inflation und das erwartete Rekordergebnis der Post. . 140.000 Postler bekommen der Gewerkschaft zufolge ein Monatsentgelt, das bei 2108 bis 3090 Euro brutto liegt. Diese Tarifbeschäftigten seien im besonderen Maße von der hohen Inflation betroffen, da sie einen großen Anteil ihres Nettoeinkommens für Nahrungsmittel und Energie aufbringen müssen, argumentiert die Gewerkschaft.

Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 habe nur zwei Prozent betragen, heißt es von der Gewerkschaft mit Verweis auf die aktuell hohe Inflation. Die Tarifforderungen seien "notwendig, gerecht und machbar", sagt Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Management hält Forderungen für überzogen

Das Management hält die Forderung der Gewerkschaft hingegen für überzogen und nicht darstellbar. Die Firmenspitze gibt zu bedenken, dass der Konzern finanziellen Spielraum für Investitionen brauche, um auch langfristig wettbewerbsfähig zu sein und Arbeitsplätze zu sichern. Außerdem verweist die Post darauf, dass der Konzerngewinn "zum übergroßen Teil mittlerweile im internationalen Geschäft erwirtschaftet" werde. Es sei zugleich eine "Tatsache, dass schon heute das deutlich rückläufige Ergebnis im Post- und Paketgeschäft nicht mehr für die notwendigen Investitionen ausreicht".

Tatsächlich wurde im vergangenen Jahr nur etwa ein Sechstel des Betriebsgewinns (Ebit) der Deutschen Post DHL mit Briefen und Paketen in Deutschland erzielt, beim Personal liegt dieser Anteil hingegen bei circa einem Drittel. Deutlich profitabler als das Stammgeschäft sind für die Post längst die weltweiten Express- und Frachtgeschäfte.

Verdi: Die Arbeitsbelastung der Postler ist hoch

Gewerkschafter pochen dennoch auf eine kräftige Entgelterhöhung für die Belegschaft im deutschen Stammgeschäft, also der Brief- und Paketbeförderung. Die Arbeitsbelastung der Postler sei hoch, betont Andreas Henze von Verdi Baden-Württemberg. In der Zustellung und in den Verteilzentren gingen Beschäftigte "auf dem Zahnfleisch". "Sie müssen für die Konzerngewinne immer schneller und schwerer arbeiten", sagt der Landesfachbereichsleiter Postdienste. "Ihr Knochenjob muss endlich finanziell wertgeschätzt werden."

Bereits in der vergangenen Woche hatte es Arbeitsniederlegungen bei der Post gegeben, die zweite Warnstreik-Welle begann am Donnerstag. Am 8. Februar sollen die Tarifverhandlungen weitergehen. Dann will die Post ein eigenes Angebot vorlegen. "Trotz der unterschiedlichen Positionen gehen wir davon aus, dass wir in fairen und zügigen Gesprächen in der nächsten Verhandlungsrunde [...] vorankommen werden", sagt der Post-Sprecher.

Mit Material von dpa und AFP

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