Bundespräsident Steinmeier sieht im Umgang mit den Opfern des Terroranschlags vom Breitscheidplatz Versäumnisse bei Staat und Gesellschaft. Manche Unterstützung für die Angehörigen der Opfer und für die Verletzten sei spät gekommen und unbefriedigend geblieben, sagte Steinmeier bei der nicht öffentlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Terroranschlags in der Berliner Gedächtniskirche.
"Viele Hinterbliebene und Verletzte - viele von Ihnen - haben sich nach dem Anschlag vom Staat im Stich gelassen gefühlt." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Es stelle sich die Frage, wie die gesamte Gesellschaft mit dem Attentat umgegangen sei. Direkt nach dem Anschlag habe sich die Einstellung verbreitet, man wolle sich nicht einschüchtern lassen und weiterleben wie bisher. Diese Sätze seien stark und richtig.
"Aber so kurz nach dem Anschlag, als die unfassbare Gewalt gerade in unseren Alltag eingebrochen war, klangen sie nicht mehr nur trotzig und selbstbewusst, sondern auch seltsam kühl und abgeklärt." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Merkel: " Auch ein Tag des Willens"
Auch Bundeskanzlerin Merkel räumte in einer Erklärung am Anschlagsort erneut Fehler in der Sicherheitspolitik und beim Umgang mit Opfern und Hinterbliebenen ein. Heute sei "ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag des Willens, das, was nicht gut gelaufen ist, besser zu machen".
Mahnmal übergeben
Nach dem stillen Beisammensein stellte Berlins Regierender Bürgermeister Müller Betroffenen das Mahnmal für das Attentat vor. Ein knapp 17 Meter langer goldener Riss im Boden symbolisiert nun die tiefe Wunde, die der Anschlag im Leben dieser Menschen hinterließ. Entlang des Risses und auf Stufen mit den Namen der Opfer vor der Gedächtniskirche legten Betroffene weiße Rosen nieder. Anschließend versammelten sich Hinterbliebene, Verletzte und ihre Angehörigen sowie Helfer zu einer interreligiösen Andacht in der Kirche. Zwölf Menschen starben bei dem Anschlag am 19. Dezember 2016, fast 100 wurden verletzt.