Ein Mann mit einer Kippa in einer Menschenmenge (Symbolbild)
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Ein Mann mit einer Kippa in einer Menschenmenge (Symbolbild)

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Stark-Watzinger: Extremer Anstieg antisemitischer Vorfälle

Seit der Hamas-Attacke auf Israel herrscht auch in Deutschland Alarmstimmung. Antisemitische Vorfälle haben extrem zugenommen. Auch an Schulen ist die Lage teils dramatisch. Eine Bund-Länder-Runde diskutierte, wie damit umgegangen werden sollte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Durch den Terror der Hamas sei eine neue Dimension des Antisemitismus sichtbar geworden, sagt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und sie nennt eine bemerkenswerte Zahl: 240 Prozent. Um 240 Prozent stieg die Zahl antisemitischer Vorfälle im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat an.

Allein in den vergangenen zwei Wochen seit dem Angriff der Hamas-Terroristen wurden in Deutschland laut der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) 202 Vorfälle gemeldet. Für die Bundesbildungsministerin ein untragbarer Zustand: "Wir müssen dem Antisemitismus den Nährboden entziehen, ihn bis in die Wurzel bekämpfen."

Schulen als zentrale Orte für Antisemitismus-Prävention

Schulen müssten Orte von Toleranz bleiben, fordert die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), selbst Lehrerin. Dafür solle die Demokratiebildung der Schüler gestärkt werden. Günther-Wünsch wirbt dafür, jüdische Geschichte und Kultur im Unterricht vermehrt zu vermitteln. Antisemitismus und wie ihm begegnet werden kann, solle künftig fächerübergreifend in Lehrplänen verankert werden.

Für die kommende Sitzung der Länder-Kultusminister- und -ministerinnen ist eine Abfrage geplant: Wie gehen die Bundesländer mit Antisemitismus in den Schulen um? Die Antworten wollen Bund und Länder spätestens im Dezember gemeinsam erörtern.

Antisemitismusbeauftragter fordert Meldestellen an Schulen

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Lage in Deutschland. Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten sei jüdisches Leben so bedroht gewesen wie heute.

Viele Jüdinnen und Juden würden aus Angst nicht mehr in die Synagoge gehen oder entfernten die Mesusa, den jüdischen Türsegen, dem eine schützende Bedeutung zukommt, von ihren Türpfosten, um nicht als Juden identifiziert werden zu können. Kinder und Jugendliche versuchten, ihre jüdische Identität zu verbergen, zum Teil noch mehr als zuvor, um nicht zum Opfer von Mobbing und antisemitisch motivierter Gewalt zu werden.

Klein warb ein weiteres Mal dafür, bundesweit eine Meldepflicht für antisemitische Vorfälle an Schulen einzuführen. Diese Meldepflicht gibt es in Berlin bereits, dort liegen Notfallpläne aus, was zu tun ist, wenn solche Vorfälle passieren. Bayern hat bereits seit Längerem ein Internetportal freigeschaltet, dort können sich Lehrerinnen und Lehrer sowie weitere Interessierte informieren und Strategien gegen Antisemitismus nachlesen.

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