Ein Mann macht ein Selfie bei 52 Grad Celsius im Death Valley.
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Selfie bei 52 Grad Celsius - je höher die Zahl, desto besser, sagen einige Touristen.

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Selfie bei 52 Grad: Hitzetouristen strömen ins Death Valley

Selfie bei 52 Grad: Hitzetouristen strömen ins Death Valley

Die höchsten Temperaturen der Welt werden regelmäßig im "Death Valley" gemessen. Immer wieder kommen dort Menschen durch die Extremtemperaturen ums Leben. Trotzdem reisen Touristen in Scharen in die kalifornische Wüste. Warum?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Für diesen Ort gibt es nur ein Wort: heiß. Und das ist eigentlich noch untertrieben. 52 Grad Celsius zeigt das große Thermometer an, das vor dem Besucherzentrum im Death Valley in Kalifornien steht. Drumherum stehen Touristen Schlange für ein Foto und klar, je höher die Temperatur, desto besser, meint zum Beispiel Tatjana, die mit der Familie aus Köln zu Besuch ist: "Bei jedem Grad mehr haben wir gejubelt, es ist schon ein bisschen spektakulär!" Aus dem Auto geht es ganz kurz vors Thermometer für ein Bild, die Hitze ist anstrengend: "Ich hatte das Gefühl, wir stehen in einer Sauna!" Auch Alex macht Urlaub mit der Familie, die Temperaturen sind einfach heftig, sagt sie: "Ich hatte meinen Kindern angedroht, wandern zu gehen, aber das schafft man gar nicht!"

Selbst Interviews sind eine Herausforderung; das Smartphone streikt nach wenigen Minuten, ist überhitzt, schaltet sich ab. Mit Parkrangerin Abby Wines spreche ich deswegen drinnen in ihrem klimatisierten Büro. Die vielen deutschen Touristen wundern sie nicht: "Germans seem to love Death Valley!" Deutsche Touristen liebten das Death Valley.

"Hitze nicht unterschätzen": 2023 schon zwei Tote

Dass die wenigsten von ihnen noch wandern wollen, freut sie eher, denn die Hitze ist extrem gefährlich: "Wir raten den Besuchern, nur vor zehn Uhr morgens wandern zu gehen. Ansonsten ist es wichtig, nah am Auto zu bleiben, am besten nur fünf Minuten raus und dann wieder rein, viel Wasser trinken, salzige Snacks essen und einen Hut tragen. Und vor allem: Die Hitze nicht unterschätzen!"

In diesem Jahr sind allein im Death Valley zwei Menschen an den Folgen der Hitze gestorben. Ein Mann wurde im Auto gefunden, ein anderer auf einem Wanderweg. Bei Temperaturen von mehr als 40 Grad hat der Körper große Mühe, sich abzukühlen; die Haut wird stärker durchblutet, oft auf Kosten anderer Organe. Das Herz pumpt schneller. Schon wenige Stunden reichen aus, um selbst bei einem gesunden Menschen einen Hitzeschlag auszulösen.

Warum es im Death Valley so heiß ist

Nicht umsonst heißt es auch Death Valley, das Tal des Todes, ein Ort mit den höchsten Temperaturen der Welt, erklärt Parkrangerin Wines: "Im Death Valley ist es im Vergleich zur Umgebung so heiß, weil es so tief liegt, der tiefste Punkt ist rund 85 Meter unter dem Meeresspiegel und von hohen Bergen umgeben. Die aufsteigende, heiße Luft kann nicht entweichen."

1913 wurde hier die bislang höchste Temperatur weltweit gemessen: 56,6 Grad. Dass es im Sommer heiß wird, auch mal über 50 Grad, ist nicht ungewöhnlich. Trotzdem spüre man im Death Valley die Erderwärmung, sagt Wines: "Die Durchschnittstemperatur ist für diese Sommerzeit bei knapp 48 Grad. Wir liegen jetzt ein wenig darüber – aber das Ungewöhnliche ist, wie lange es schon so heiß ist, nämlich zwei Wochen schon. Das ist erst das dritte Mal, dass wir so eine Serie an heißen Tagen haben. Und die Klimawandelmodelle sagen voraus, dass das Death Valley und die Umgebung heißer werden und es häufiger und heftigere Stürme geben wird. Und beides scheint zu passieren: Neun der zehn heißesten Sommer waren in den vergangenen 17 Jahren."

Im Death Valley wohnen: Gewöhnt man sich an die Hitze?

Über den Klimawandel und höhere Temperaturen denken auch die Besucher zum Teil nach, wie Olga, die aus Barcelona mit ihren beiden Töchtern angereist ist: "Ich denke darüber nach, was wir in der Zukunft machen sollen, wenn der Süden heißer wird. Was passiert mit meinen Töchtern? Das bereitet mir Unbehagen."

52 Grad – das ist ein Extrem. Doch viele Teile der USA leiden in diesem Jahr unter einer Hitzewelle; der Juli war nach Angaben der NASA einer der heißesten Monate seit Jahrhunderten – und auch der August könnte weiterhin heiß bleiben. Parkrangerin Abby Wines lebt seit 18 Jahren im Death Valley – man gewöhne sich ein wenig daran, der Trick sei, abends zu duschen, und den Ventilator anzustellen. Ihre Wohnung habe allerdings auch eine Klimaanlage.

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