In Brüssel kamen heute die NATO-Verteidigungsminister zusammen. Sie sprachen über die Lage im Nahen Osten und über Unterstützung für die Ukraine.
Bildrechte: BR

In Brüssel kamen heute die NATO-Verteidigungsminister zusammen. Sie sprachen über die Lage im Nahen Osten und über Unterstützung für die Ukraine.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Selenskyj drängt bei Nato-Besuch auf mehr Militärhilfe

In Brüssel haben sich die Nato-Verteidigungsminister getroffen, überraschend kam auch der ukrainische Präsident. Beim ersten Nato-Besuch seit Beginn des Ukraine-Krieges bat Selenskyj um Luftverteidigungssysteme, Langstreckenraketen und Munition.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Beim ersten Nato-Besuch seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj um mehr militärische Unterstützung für sein Land geworben. Vor einem Treffen mit den Verteidigungsministern am Mittwoch in Brüssel bat er um Luftverteidigungssysteme, Langstreckenraketen und Munition. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kündigte neue Waffenlieferungen im Wert von 200 Millionen Dollar (rund 189 Millionen Euro) an.

"Wie wir den nächsten Winter überstehen, ist sehr wichtig für uns", sagte Selenskyj bei einem gemeinsamen Presseauftritt mit Stoltenberg. "Wir bereiten uns gerade darauf vor, wir sind bereit. Jetzt brauchen wir noch etwas Unterstützung, deshalb bin ich heute hier."

Selenskyj äußerte sich vor Beratungen der Verbündeten der Ukraine über ein Winter-Hilfspaket für das Land. Zum Auftakt des zweitägigen Verteidigungsministertreffens kamen Politiker und Militärvertreter aus rund 50 Ländern zusammen. Die Beratungen im sogenannten Ramstein-Format stehen unter Leitung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.

USA bereit für "Krisen an mehreren Schauplätzen"

Zu Beginn des Treffens bekräftigte Austin abermals die Unterstützung seines Landes für die Ukraine "so lange, wie es nötig ist". Die von ihm angekündigte neue Militärhilfe von 200 Millionen Dollar ist die erste, seit die Wirren im US-Kongress Zweifel an der Zuverlässigkeit der Unterstützung durch Washington geschürt hatten.

Verstärkte militärische Hilfen für Israel nach dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hätten keinen Einfluss auf die Lieferungen der USA an die Ukraine, versicherte Austin. Die USA seien weiter in der Lage, "Ressourcen zu verteilen, um Krisen an mehreren Schauplätzen anzugehen". "Wir stehen klar an der Seite Israels, während wir die Ukraine weiter unterstützen", sagte Austin.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte, es gebe "keine Anzeichen" dafür, dass die USA ihre militärische Unterstützung für die Ukraine zurückziehen könnten. Die Nato bemühe sich "nach Kräften alles zu liefern, was da ist und was schnell produziert werden kann". Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sicherte der Ukraine seinerseits anhaltende Unterstützung zu - "denn das ist wirklich wichtig für die gesamte Nato".

Appell von Selenskyj

Selenskyj hatte zuletzt Bedenken geäußert, dass die Krise in Nahost die Aufmerksamkeit für den seit fast 600 Tagen andauernden Krieg in seinem Land abschwächen könnte. Am Mittwoch drängte der ukrainische Präsident den Westen dazu, Israel ebenso wie der Ukraine zu zeigen, dass es nicht "allein" ist.

"Terroristen wie (Russlands Präsident Wladimir) Putin oder wie die Hamas wollen freie und demokratische Länder als Geiseln nehmen und sie wollen Macht über diejenigen, die Frieden suchen", sagte Selenskyj. "Die Terroristen werden sich nicht ändern. Sie müssen verlieren." Israels Verteidigungsminister Joav Gallant soll am Donnerstag per Videoschaltung zu den Nato-Verteidigungsministern sprechen.

Deutschland will Ukraine-Hilfe aufstocken

Neben den Verhandlungen im Ramstein-Format tagt in Brüssel erstmals der Nato-Ukraine-Rat auf Ebene der Verteidigungsminister. Das Gremium war im Juli beim Bündnisgipfel in Litauen gegründet worden, um eine engere Abstimmung der 31 Nato-Länder mit Kiew zu ermöglichen. Es sei "ein Gremium mit viel Potenzial, was die Ukraine näher an die Nato bringt und hier auf Augenhöhe sitzen lässt", erklärte Verteidigungsminister Pistorius vor der Sitzung.

Deutschland hatte am Dienstag eine deutliche Aufstockung der Militärhilfe für Kiew angekündigt. Das Luftabwehrpaket, welches das vergangene Woche zugesagte zweite Patriot-Luftabwehrsystem beinhaltet, habe einen Wert von rund einer Milliarde Euro, erklärte Pistorius. Die Luftverteidigung sei gerade im Winter entscheidend, um die kritische Infrastruktur und die Energieversorgung in der Ukraine zu schützen. Russland habe gezeigt, "dass es völlig skrupellos dabei ist, diese Infrastruktur zu zerstören und die Menschen frieren zu lassen", sagte Pistorius.

Mit Informationen von AFP

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!