Blick in eine leeres Klassenzimmer
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Schüler fordern von Politik besseren Schutz vor Corona

In einem offenen Brief werfen Schülerinnen und Schüler der Politik vor, nicht genug für ihren Schutz vor Corona zu tun. Vermeidbare Infektionen würden in Kauf genommen. Die Schüler beklagen hohe Belastung und fordern, dass mit ihnen gesprochen wird.

"Es muss endlich mit uns Schüler:innen gesprochen werden", beginnt Anjo Genow seinen Twitter-Post. Der Schulsprecher eines Berliner Gymnasiums und Mitglied des Länderschulausschusses postet einen offenen Brief an die Politik, den etwa 100 Schulsprecherinnen und Schulsprecher aus ganz Deutschland unterzeichnet haben. Genow hat den Brief mitverfasst und – wie er gegenüber BR24 sagt – das Projekt initiiert.

In dem offenen Brief unter dem Hashtag #WirWerdenLaut schildern die Schülerinnen und Schüler, was sie in der Pandemie durchmachen und werfen der Politik vor, nicht genug zu ihrem Schutz zu tun – adressiert an Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Kultusminister-Vorsitzende Karin Prien und Regierungspräsidien der Länder.

  • Zum Artikel: Piazolo: Distanzunterricht nur bei großen Corona-Ausbrüchen

"Situation an unseren Schulen unerträglich geworden"

Die Kinder und Jugendlichen würden die Pandemie seit fast zwei Jahren erdulden und sich an die Maßnahmen halten. "Doch die Situation an unseren Schulen ist nach zwei Jahren unerträglich geworden", heißt es in dem Schreiben. "Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht". Die körperliche und psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler werde zwar thematisiert. Aber, so der Vorwurf: nur über sie und nicht mit ihnen.

Forderung nach besserem Schutz vor Corona

Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Wissenschaftler hätten immer wieder besseren Infektionsschutz verlangt. Dennoch würden Forderungen für flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern, Aussetzung der Präsenzpflicht und "der angemessene Ausbau" digitaler Lehr- und Lernmittel "wiederholt zu großen Teilen ignoriert".

Bisherige Maßnahmen seien nicht ausreichend. Die fünfte Corona-Welle ist ihrer Ansicht nach nicht die letzte. "Dennoch fehlt weiterhin ein klares politisches Signal, dass für den Herbst 2022 und die Zeit danach Vorbereitungen getroffen werden!", so die Schülerinnen und Schüler.

Kostenlose FFP2-Masken und weniger Druck für Abschlussklassen

Konkret fordern die Schülerinnen und Schüler unter anderem Luftfilter für Klassen-, Fach- und Sanitärräume in allen Schulen, kostenlose FFP2-Masken, kleinere Lerngruppen, mehr Angebote für Notbetreuung und "angemessene Quarantänemaßnahmen". Hierbei verweisen sie auf die S3-Leitlinie und die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts.

Zudem sollen Schülerinnen und Schüler mit ihren Familien selber entscheiden können, ob sie sich bei Präsenz- oder Distanzunterricht sicher genug fühlen. Abschlussjahrgänge sollten entlastet werden, unter anderem durch Kürzungen im Lehrplan. Diese Forderungen wiederholen die Schülerinnen und Schüler in einer Petition auf change.org.

Vorwurf an Politik: Infektionen und Folgen in Kauf genommen

Zu ihrer "Verärgerung" würden nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um die Pandemie zu bekämpfen. "Seitens der Politik wird weiterhin behauptet, die Schulen seien sicher". Doch die Erfahrung der Brief-Verfasser ist eine andere: "Schulen sind aktuell keine sicheren Lernräume!" heißt es in dem Schreiben. Vermeidbare Infektionen, die auch Todesfälle zur Folge haben können, würden in Kauf genommen. "Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch."

"Wir können Ihre aktuelle Politik, die uns alle im Stich lässt, psychisch belastet und körperlich gefährdet, nicht länger mittragen." Aus dem offenen Brief von Schülerinnen und Schülern

Hohe Belastung für Abschlussklassen

Von den Abschlussklassen werde beständig Leistung verlangt, doch ihre eigene Situation -"psychische und körperliche Belastungen, ein hohes Infektionsrisiko sowie die Gefahr, an Long Covid zu erkranken, stehen gleichauf mit Angst vor dem Verlust von Angehörigen und Freund:innen." Dazu komme die Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Abschlüsse, die jetzt gemacht würden, seien nicht mit denen aus vorpandemischer Zeit vergleichbar.

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