Bildrechte: pa/dpa/Berg

Archiv: Dogan Akhanli in Köln

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Schriftsteller Akhanli wieder frei

Der in Spanien festgenommene türkischstämmige Kölner Autor Dogan Akhanli ist wieder frei. Das teilte sein Anwalt Ilias Uyar nach der richterlichen Anhörung in Madrid mit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio.

Der Generalsekretär der deutschen Schriftstellervereinigung PEN, Carlos Collado Seidel, sagte dem Evangelischen Pressedienst, Akhanli dürfe Spanien aber zunächst nicht verlassen. Der 60-Jährige hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Er war während seines Urlaubs in Granada auf Ersuchen der Türkei festgenommen worden.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) schaltete sich in den Fall ein und bat Spanien, Akhanli nicht an die Türkei auszuliefern. Ankara hatte bei Interpol einen "Dringlichkeitsvermerk" vorgelegt. Einen internationalen Haftbefehl hatte es aber nicht gegeben. Offenbar wirft ihm die türkische Regierung Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor. Deutsche Politiker zeigten sich empört.

Regime-Gegner "nicht als Kriminelle verhaften"

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck bezeichnete den Vorfall als "eindeutig rechtsmissbräuchlich". "Die Festnahme zeigt den Versuch Erdogans, seine Macht über die Grenzen seines Landes hinaus auszudehnen, seine Kritiker einzuschüchtern und weltweit gegen sie vorzugehen", sagte Beck.

Grünen-Chef Cem Özdemir forderte, die polizeiliche Zusammenarbeit der EU mit der Türkei neu zu bewerten. "Gegner des türkischen Regimes dürfen in Europa künftig nicht ungeprüft als Kriminelle verhaftet werden", sagte er dem "Tagesspiegel". "Wie weit wollen wir Erdogan in Europa noch kommen lassen?", fragte Linken-Chefin Katja Kipping. Der Deutsche Journalistenverband riet kritischen Journalisten, sich vor Auslandsreisen beim Bundeskriminalamt über mögliche Haftbefehle oder Fahndungen im Ausland zu informieren.

Seit 2001 deutscher Staatsbürger

Akhanli hat unter anderem über den Völkermord 1915 an den Armeniern geschrieben, den die Türkei nicht eingestehen will, und gilt der Regierung in Ankara als Gegner. Er wurde 1957 in der Türkei geboren. Nach dem Militärputsch 1980 ging er in den Untergrund. Er war zwei Jahre in einem Militärgefängnis inhaftiert, ehe er 1991 mit seiner Familie nach Deutschland fliehen konnte. Seit Mitte der 90er Jahre lebt Akhanli als Schriftsteller in Köln. Sein literarisches Werk handelt vielfach von Heimatsuche, Verbrechen gegen die Menschenwürde und den Völkermorden des 20. Jahrhunderts. 2001 erhielt der Autor die deutsche Staatsbürgerschaft.