Eine Ausgabe der Süddeutschen Zeitung
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"Schlag ins Kontor": Stellenabbau bei Süddeutscher Zeitung

Die Rede ist von 30 Stellen, die in der SZ-Redaktion wegfallen sollen. Der Mutterkonzern bestätigt diese Zahl nicht, nennt aber Gründe für die Maßnahme: Unerwartet große Probleme im Printgeschäft. Betriebsrat und Journalistenverbände warnen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Wenn es um die aktuelle Situation bei der Süddeutschen Zeitung geht, wird die Muttergesellschaft deutlich. Auf BR-Anfrage schreibt ein Sprecher der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) von wachsenden Herausforderungen im Printgeschäft. Zwar wachse die Zahl der Digitalabos kontinuierlich, aber die gedruckte Auflage sei zuletzt stärker zurückgegangen als erwartet. Deshalb müsse Personal abgebaut werden. Damit bestätigt die SWMH eine Meldung des Branchendienstes "Medieninsider".

Die Pläne der SWMH

Von der SWMH heißt es weiter, dass in den nächsten Monaten auslaufende Verträge von Redakteurinnen und Redakteuren nicht verlängert würden. Auch durch natürliche Fluktuation oder Angebote zur Altersteilzeit soll Personal abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien derzeit nicht geplant, heißt es von Seiten der SWMH.

Diese Pläne sieht der Betriebsrat der Süddeutschen Zeitung äußerst kritisch. In einem internen Rundschreiben, das dem BR vorliegt, spricht das Gremium von einem neuen "Schlag ins Kontor für die Redaktion der SZ". Der Betriebsrat nennt auch eine konkrete Zahl. Demnach sollen 30 Stellen gestrichen werden. Die SWMH äußert sich dazu nicht. In der Nachricht an die Beschäftigten wird auch die Art und Weise der Kommunikation kritisiert. Gerüchte über den Personalabbau habe es länger gegeben. Der Betriebsrat sei dann allerdings "eher so en passant" informiert worden.

"Qualität droht Schaden zu nehmen"

Deutliche Kritik an den Plänen kommt auch von Journalistenverbänden. "Die Mutter SWMH darf ihre Tochter Süddeutsche nicht ausbluten lassen", warnt etwa der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Mika Beuster, in einer Pressemitteilung. Für ihn geht es darum, den Stellenwert der SZ als Leitmedium zu erhalten. Dafür brauche es eine "wirtschaftlich und personell gut ausgestattete Redaktion". Wolfgang Grebenhof, stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbands, erklärt, dass die Redaktion der Süddeutschen Zeitung schon jetzt viel kleiner sei als früher. "Bei noch weniger Journalistinnen und Journalisten droht die publizistische Qualität Schaden zu nehmen". Grebenhof spielt dabei auf frühere Sparmaßnahmen an. Schon vor vier Jahren wurden in der Redaktion Stellen gestrichen. Insgesamt sollen es um die 50 gewesen sein. Heute arbeiten Schätzungen zufolge zwischen 450 und 500 Journalistinnen und Journalisten in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung.

Schon länger Unruhe in der Redaktion

Schon vor dem Bekanntwerden der Sparmaßnahmen gab es Unruhe in der SZ-Redaktion. Dabei ging es auch um Vorwürfe gegen die stellvertretende SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Zum einen war ihr unsauberes journalistisches Arbeiten vorgeworfen worden. Dem geht derzeit eine unabhängige Kommission im Auftrag der SZ nach. Zum anderen behauptete Anfang Februar ein selbsternannter "Plagiatsjäger", dass er in Föderl-Schmids Doktorarbeit Mängel gefunden habe. Auftraggeber des Gutachtens war das rechtspopulistische Portal "Nius". Es entwickelte sich eine Hetzkampagne in den sozialen Medien gegen die stellvertretende Chefredakteurin. Alexandra Föderl-Schmid erklärte daraufhin, dass sie sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen werde. Wenige Tage später galt sie dann für etwa 24 Stunden als vermisst. Föderl-Schmid wurde dann allerdings lebend gefunden. Inzwischen hat die zuständige Uni Salzburg ihre Doktorarbeit untersucht und erklärt, dass "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten" vorliege.

Im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um Alexandra Föderl-Schmid waren zudem immer wieder Informationen aus Redaktions-Konferenzen nach außen getragen worden. Deshalb hatte die SZ-Chefredaktion die Mail-Kommunikation der Mitarbeiter durchsuchen lassen. Dies war massiv kritisiert worden. Auch Chefredakteur Wolfgang Krach bezeichnete dies später als "nicht verhältnismäßig".

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